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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Plat z un d Baute n au s . Die unfaßbare Glätte dieses Überzugs, der den Boden und alle Fassaden bedeckte. Kein e Stad t i n de r Alte n Welt , dacht e er wieder , ka m Tayasa l gleic h .
    Jetz t ers t bemerkt e e r di e beide n junge n Priester , di e ih n am Fu ß de r Trepp e erwartete n . Er raffte seine Robe und schritt die siebe n Stufe n hinab .
    »Ajxoka'nal , de r oberst e Kalenderpriester , h a t uns geschick t .« De r Spreche r verneigt e sich , ei n schlanke r Jünglin g in jadegrüne r Tunika . Seine Stimme klang hell und ein wenig rau h . Al s e r sic h wiede r aufrichtete , sa h Diego , da ß sein e Augen leuchtete n . Vor Begeisterung, daß er den Pferdegottpriester a bhole n durfte?
    Der Pater erwiderte seinen Blick. Große Augen, von beinahe europäische m Schnitt . Erwartun g la s e r darin , j a brennend e Gier . Un d ein e unerwartet e Sympathie . Überraschen d ware n auch sein e weitere n Worte .
    »Ic h bi n Julkin , ei n Gehilf e de s oberst en Bücherpriesters. Und dies ist Kasasak, die rechte Hand von Ajxoka'na l .« E r deutete au f seine n Begleiter .
    Auch Kasasak verneigte sic h . E r mocht e Mitt e Zwanzi g sein, weni g älte r al s de r Bücherpriester . Ein stämmiger Mönchssoldat, gewande t i n ein e Rob e vo n leuchtendem Himmelbla u . Seine Mien e jedoch , al s e r sic h wiede r aufrichtete , wa r säuerlic h . »Der oberst e Kalenderprieste r bitte t Euc h u m di e Ehr e Eure s Besuch s . Und ich muß Euch um Nachsicht mit diesem Knaben bitte n . Nieman d ha t ih n ermächtigt , mic h z u be g leite n .« E r war f Julkin einen scheelen Blick z u . »Geschweig e denn , da s Wor t a n Euch zu richten, ehrwürdige r ...«
    »Scho n gu t . Ic h hab e ih m bereit s verziehe n .« Dieg o lächelte de m junge n Bücherprieste r z u . Nur nebenher bemerkte er, daß Kasasa k be i seine n Wort e n erstarrte . Die Eifersucht zwischen de n beide n wa r fas t mi t Hände n z u greife n . Abe r wa s hatt e er mi t solche n Streitereie n z u schaffen?
    Sie machten sich auf den We g . Nahezu verlassen lag die ungeheur e Fläch e de s heilige n Platze s da . Nu r hie r un d dor t sah m a n Prieste r durc h di e Alle e wandeln . Si e all e truge n Bücher mi t sich , i n dene n si e noc h i n de r Dämmerun g lase n .
    I m Gehe n mustert e Dieg o neuerlic h de n jungen Bücherpriester . Julkin schritt zu seiner Linke n . Ein außergewöhnlicher Name, dachte der Pater. Sonn enpfeil . Poetisch und küh n . Julki n wandt e ih m de n Blic k z u . Wieder spürte er seine lodernde Erwartun g . Was mochte der Bücherprieste r i n ih m sehen ? Eine n »Erlöser« , wi e de r Lahkin ih n genann t hatte ? De n »Rette r vo n Tayasal«?
    Di e Kalenderpyramide . Au f de r a n deren Seite des Platzes ragt e si e i n de n Abendhimme l . Ein wuchtiges Gebäude, wenngleich weniger kolossal als die Pyramide linker Hand, auf de r ma n si e gester n fas t geopfer t hätte . Auc h hie r führt e a n der Westseite eine bequeme Treppe nach obe n . Mit Stufen nach menschliche m Ma ß un d eine m Gelände r au s Zapote . Doch in der herabsinkenden Dunkelheit barg auch dieser Aufstieg genügend Gefahre n .
    Mit schnellen Schritten stapfte Kasasak vora n . Dieg o nahm de n Arm , de n Julki n ih m al s Stütz e bot . Auc h be i diese r Treppe war die Vorderfront jeder Stufe mit Flachreliefs bedeckt. Finster dreinblicke n de Götzengesichter , au s de m Stei n gehaue n und bun t bemalt . Abe r Einzelheite n ware n kau m z u erkenne n . Die Stund e de r Eul e . Schon wenige Schritte höher versank die Trepp e i n de r N ach t .
    Einundneunzig Stufen zählte der Pater. Dann hatten sie den Firs t der Kalenderpyramide erreicht. Eine n Augenblic k mußt e er stehe n bleibe n . Sei n Ate m gin g keuchen d . Schwer stützte er sich auf Julkins Ar m .
    Da s Dac h de r Pyramid e wa r vollkomme n flach , ei n Plateau vo n vielleich t sechzi g au f sechzi g Fu ß . In seiner Mitte ragte ein wuchtiger Bau auf, rund wie ein Festungsturm in der Alten Wel t .
    Ohn e sic h z u ihne n umzuwenden , strebt e Kasasa k au f den Tur m z u . Ein e Tü r wurd e geöffne t . Mattes Licht drang nach dra u ße n . Dieg o hört e leis e Stimmen , vermisch t mi t Laute n aus de m Inner n de s Turms . Knarre n vo n Hol z un d Seile n . Daz u ein Knirsche n un d Malmen , wi e vo n Stei n au f Stein .
    Auf der Schwelle verharrte Kasasak, eine gedrungene Silhouette im hellen Rechteck der Tü r . D ieg o wollt e ih m folgen, doc h Julki n hiel t seine

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