Die Maya Priesterin
n Ar m fest .
»Wen n Ih r einma l di e Bücherpyramid e ansehe n wollt .« Er sprac h i n gedämpfte m To n . Als unterbreite er ein Angebot, das nur für Diegos Ohren bestimmt wa r . »Ich meine, die Bücher und Schriftrollen , di e im Innern der Pyramide aufbewahrt werde n ...«
Etwa s i n seine r Stimm e lie ß de n Pate r aufhorche n . Standen ih m al s eine m de r oberste n Prieste r nich t ohnehi n all e Türen offen ? E r fan d e s nich t ratsa m z u frage n . »Mein e Pflichte n sind zahlreic h . Abe r vielleich t ergib t sic h einma l di e Gelegenheit . Jedenfall s dank e ic h Euc h fü r Eue r Angebo t .« Schließlich war de r Bücherprieste r ei n Fremde r fü r ihn . Ungewiß , wa s Julkin überhaup t z u ih m zo g . »Ebens o dank e ic h fü r Eur e Hilf e beim Aufstie g .« E r befreit e seine n Ar m . »Ko m m t Ih r nich t mit hinein?« Julkin schüttelte nur den Kop f . »Dann auf bald.«
Mi t wenige n Schritte n wa r e r be i Kasasa k . Si e trate n i n den Kale n d ertempe l . Verwirr t sa h Dieg o u m sic h . Ein kreisrunder Rau m . I n de r Mitt e erho b sic h ei n gewaltige r Quader , glänzend schwar z un d zeh n Fu ß hoc h . Fackeln loderten in Mauernische n . Die Wände bedeckte ein Gewirr aus Gerüsten und Seilen, in dem sich der Blick verlo r .
Au s eine m Verschla g nebe n de r Tü r tra t ei n ältere r Prieste r .
»Ic h bi n Ajxoka'na l . De r oberst e Kalenderpriest e r .« E r raffte sein e himmelblau e Tunik a un d deutet e ein e Verneigun g a n .
»Brude r Zahl , wi e ma n mic h gemeinhi n nenn t . Sei d mi r gegrüßt, Brude r Pferd . Ic h schätz e mic h glücklich , Euc h i n meinem Tempel zu sehe n .«
Gleichmäßi g strömt e sein e Rede . Auc h Dieg o vern e igt e sic h . Ajxoka'nal , dacht e er . Höchster Könner der Rechenkunst, wenn sein e Sprachkenntni s ih n nich t tro g . E r mustert e den Kalenderprieste r . Ajxoka'nal mochte kaum älter als er selbst sei n . Doc h sei n Haa r wa r bereit s grau , sei n Gesich t hage r und zerfurc h t . Glanzlo s wa r sei n Blick , al s hätt e ih n übe r Jahr e eine Sorg e zermürbt .
»Zahlreic h sin d di e Götter« , fuh r Ajxoka'na l for t . »Wi e Ihr zweifello s wißt , Brude r Pferd , herrsche n Dutzend e von Gottheiten über jeden einzelnen Ta g . Si e all e forder n unsere Dienste . Verehrun g un d Opfer . Anrufunge n un d Blut . Un d die immerwährend e Zeremoni e de s Kalenderdienstes .«
Der Pater lauschte Ajxoka'nals Red e . Zugleich beobachtete er, was hoch über ihren Köpfen gescha h . Der Kalenderturm mochte fünfzi g Schritt e i n de r Höh e messe n . Ein Durcheinander aus Gerüsten und Seilen bedeckte die Wände bis zum Dach hinau f . Unablässig stiegen Hunderte junger Priester auf Leitern und Gerüsten an den Wänden auf und ab. Si e all e ware n himmelblau gewande t wi e Ajxoka'na l ode r Kasasak . In den angew i nkelten Armen trug jeder von ihnen eine steinerne Kugel, von der Größe eine s Männerschädel s un d leuchten d bun t bemalt . Was um Himmel s wille n hatt e da s z u bedeuten?
Wieder und wieder sah er um sic h . Hie r balancierte n Priester i n halsbrecherische r Höh e au f d en Gerüsten entlan g . Dort schwange n sic h ander e a n Seile n hinau f ode r hinab . Anscheinend bewegten sich alle nach einem vorbestimmten Pla n . Di e eine n eilte n z u entfernte n Stelle n i m Gemäuer , w o sie ihr e steinern e Kuge l i n ein e Muld e schobe n . Ander e kniete n vor Nische n i m Gemäue r nieder , u m diese n weiter e Kugel n zu entnehme n . Sorgsam trugen sie ihre Schätze zu wieder anderen Mauermulden , dene n si e di e Kugel n neuerlic h anvertraute n . Verrückt , dacht e Dieg o . Ein Stück aus dem Tollhaus, sinnlos un d i n sic h perfe k t .
»Kriegs - und Todesgötter«, sagte Ajxoka'na l . »Wind - und Wassergötter . Götte r de r Lieb e un d de s Lichtes . De r Farbe n und de r Tön e .« Seine Stimme klang eintönig. »Götte r de s Regens un d Donners . Der Krankheiten und Gebreche n . Der Leidenschafte n un d Vernunft . Götte r de r dreizeh n Himme l und de r neu n Unterwelte n . Sternengötter. Planetengötter. Gottheiten de s Innere n de r Erd e . De r trockene n Hohlräum e . De r hitzigen Unterwasserwelt . Um nur diese zu nenne n , Bruder Pferd. Wie Ihr sicherlich wißt, regieren sie alle j ede n einzelne n Ta g . Als Tages - un d Wochengötter . Als Götter der Monate und Jahre, der Zeitkreise und Weltzeitalte r . Durch ihre Präsenz oder ihre Abwesenheit . Ihr e Mach
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