Die Maya Priesterin
Besit z nah m . Abe r ich bi n mi t leere n Hände n gekommen , dacht e Dieg o . Sogar die Seekiste mit seinen paar Habseligkeiten war in der Station zurückgebliebe n . Die Schedel'sche Weltchronik . Nu r z u gern h ätt e e r gewußt , wa s diese s Wer k übe r ein e satanische Hochkultu r i m tiefste n Dschunge l de s Peté n zu berichten wußte. Ode r de m geneigte n Lese r verschwie g .
E r durchquert e de n zweite n Raum , au f di e ferne n Laute lauschen d . Ei n fremdartige r Bela g bedeckt e hie r d e n Bode n . Grü n un d weißlic h schillern d . Vielleicht eine Mischung aus Seide und Vogelfeder n . Ode r auc h vo n Schlangenhau t . Er schauderte .
A n de n Füße n fühlt e sic h de r Teppic h durchau s angeneh m a n . Schmeichlerisc h weic h . Jetzt erst wurde ihm bewußt, daß er ba rfu ß war . E r blie b stehen , mitte n i m Rau m . Legt e ein e Hand au f sein e Stir n un d versucht e nachzudenke n . Wi e wa r e r gestern aben d vo n de m Bassi n i n sei n Bet t gelangt ? Un d be i welcher Gelegenhei t hatt e e r sein e neu e rappenschwarz e Robe übergeworfen , i n de r e r soeben erwacht war? Vergebens zermartert e e r sei n Gedächtnis . Noch gestern abend hatte er dem Mestize n befohlen , ih m au s mehrere n Tunike n ein e Rob e in angemessener Größe zu nähe n . Bis zu den Waden wallend und u m Brus t un d Schulter n erträglic h weit . Herná n hatt e ih m die Rob e nebe n de m Bassi n bereitgelegt . Zumindest daran erinnerte e r sic h . Abe r wa s wa r dan n geschehen?
E r schüttelt e de n Kop f . Der Schmerz donnerte gegen seine Schläfe n . Diese r gegoren e Kaka o wa r ei n teuflische s Geträn k . De r Geschmac k widrig , d ie Folgen fürchterlic h . Wiede r setzt e er sic h i n Bewegun g . Di e »Sakristei « . E r erinnert e sic h . Eine Kammer , di e de n Tempelrau m mi t seine n Privatgemächern verban d . Er durchquerte sie mit raschen Schritte n . An der Schwelle zum Tempelraum blieb er stehe n . Un d riß die Augen au f .
Auf den Bänken im Gemeindebereich drängten sich die Mensche n . Allesamt Priester, dem Anschein nac h . Ernste Gesichter , jung e un d alte , i n leis e Gespräch e vertieft . Si e alle truge n Tunike n i n leuchtende n Farbe n . Sonnengel b und dschungelgr ün , blutro t un d himmelbla u . Offenba r ware n sie begierig , de n Pferdegottprieste r predige n z u sehe n . Oder was sons t wurd e hierzuland e vo n eine m Prieste r erwartet ? Vielleicht nahmen sie an, daß er das kolossale Roß durch einige Zaubersprüch e zu m Lebe n erweck e n würde?
Wen n nu r sei n Kop f wenige r geschmerz t hätt e . Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durchs Haa r . Dan n wollt e e r auf gleiche Weise seinen Bart striegel n . Doc h sein e Finge r griffen in s Leere . Unerwartet, desto erschreckender. Als krümme er die Finge r z u Kralle n . Er griff sich ans Kin n . Sein Vollbart - wer hatt e ih n geschoren ? Bi s zu r Brus t hatt e ih m de r Bar t schon gereicht, schwarzer Filz mit silbergrauen Strähne n . E r fuh r sich übe r di e Wangen , de n Hal s hinab . Kn ä b isch e Glätte . Jetz t erst spürt e er , da ß e r beobachte t wurde . Herná n .
Der Mestize stand hinter dem Alta r . Ohn e seine n Herr n aus de m Blic k z u lassen , macht e e r sic h a n de n Requisite n zu schaffen, die dort aufgereiht stande n . Ei n Weihrauchkesse l . Ein silberne r Becher . Ein e Schale . Daneben lag so g a r ei n dickes Buch , de r Einban d beschädigt . De r Mestiz e nah m de n Kessel au f un d schwenkt e ih n übe r de m Altar . Rauc h wallt e hervor . Ein fremdartige r Geruch , schwere r al s Weihrauch , betäuben d und süß .
Langsa m tra t de r Pate r näher . Inzwischen hatten auch die Besucher in den Bänken bemerkt, daß der Pferdegottpriester erschiene n war . Da s Gemurme l verstummte . Alle r Blicke hefteten sich auf ihn. Fünfzig , sechzi g Augenpaare , aufmerksam un d starr . Dieg o tra t hinte r de n schwarze n Altar . Da s Tose n in seine m Kop f wa r k au m z u ertrage n . Mi t beide n Hände n stützte e r sic h au f de n Altartisc h .
Nebe n ih m stan d Herná n . Befremdet sah Diego, daß auch der Mestiz e ein e schwarz e Tunik a tru g . Eine Robe ähnlich seiner, doc h s o knap p geschneidert , wi e e s Hernán s Eitelkei t entsprac h .
»A lle s bereit , Herr .« Wieder raunte er so leise, daß seine Worte kau m z u erahne n ware n .
Dieg o wollt e auffahren , de n Mestize n anherrsche n fü r seine Eigenmächtigkeit . Doch er bezwang sic h . Noc h
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