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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Lahkin noch immer seinen Zauberspruc h .
    »Ein s Po p is t sei n Tag , Ei n s Po p is t sein e Nach t . Nach vier Tagen kehrt er zurück und dringt ein. Is t gepflanz t i n dir , de r Wah n de r Besessenhei t .
    D a steh t er ! Ih r Götter ! To d un d Verwandlung ! Da!«
    Mi t beide n Hände n deutet e de r Lahki n au f de n Jahresstein . Sein schmaler Rücken, dem P riesterra t zugewandt , bebte . Vor Anstrengun g ode r Ergriffenhei t . Ic h begreif e ga r nichts , dachte Dieg o . Doc h d a san g de r Lahki n scho n weiter .
    »Di e Männe r bewege n sich , nu r di e Männer .
    Si e sin d di e Besessenhei t de r Schöpfung , de r Wah n der Dunkelhei t .
    Di e Mä nne r sin d es , wil d un d besessen . Wer war es, Mann, der dich erschuf?«
    Wiede r hiel t de r Hoheprieste r inn e . Die Arme noch immer vorgestreckt, wandte er sich zu den obersten Priestern um. Zu Diego s Erstaune n antwortet e ih m di e Versammlun g i m gleichen Singsang :
    »Kinic h Aha u wa r es , de r mic h erschu f . De r Groß e Her r de r Sonne .
    De r Zerstöre r de s Auge s de s Tages . De r Zerstöre r de s Auge s de r Nach t . E r wa r es , de r mic h erschu f .«
    Dieg o war f Ixkuku l eine n Blic k z u . Ihr e Miene , ihr e ganze Haltung verrieten, wie angespa n nt sie wa r . Der bullige Priester Cha'ac s hatt e mi t dröhnende r Stimm e mitgesunge n . Breitbeinig stan d e r nebe n ihr , sein e Auge n leuchtete n . Un d Ixkukul ? Hatte auc h si e i n di e rituell e Antwor t eingestimmt ? Ihr e Stimm e hatte e r nich t gehör t . Wi e seh r mußt e di e Zeremoni e si e demütige n . In dem Sermon des Lahkin kamen die Frauen anscheinend gar nich t vo r . Sowenig wie Göttinne n . Allein der Mann wurde gepriesen , al s Geschöp f de r männliche n Götter . Nu r a n ihn richtete n sic h auc h di e gesungene n Frage n de s Lahki n .
    »Dor t erblühtes t d u i n de r Han d de r Sonne .
    In der Hand des Zerstörers der Augen von Tag und Nacht . In ihren wilden Händen, bis du groß und aufrecht wars t . Wer war es, Mann, der dich erschuf?«
    De r Lahki n keucht e vo r Anstrengun g . Schweiß lief ihm über di e einge f allene n Wange n . De r Gegensat z zwische n der Herrlichkeit, die er besang, dachte Diego, und seiner eigenen Schwäch e könnt e kau m größe r sein .
    Wieder antwortete der Rat der obersten Priester im Chor:
    »Di e Spitz e de r Opferklinge .
    Die Spitze des aufgerichteten G liedes . Si e gebe n mi r mein e Hitze .
    Si e schreibe n e s mi t rote m Blu t .
    Sie waren es, die mich erschufen.«
    Ixkukuls Lippen bewegten sich, im selben Rhythmus wie die Münde r de r andere n . Dieg o beobachtet e sie , verstohle n und beschäm t . Ihr e Auge n funkelte n . Wi e w eni g diese Teufelspriester die Frauen zu achten schiene n . Un d wi e maßlos sie alles Männliche verherrlichte n . E r senkt e de n Kop f . I n der Alten Welt war es kaum ander s . Auc h wen n di e Bibe l de n Mann mi t wenige r drastische n Hervorhebunge n prie s al s der heidni s ch e Hoheprieste r . Die Spitze des aufgerichteten Gliede s . Si e schreibe n e s mi t rote m Blu t . Wi e barbarisch , dacht e e r . Aber wies o eigentlic h Blut ? Da s erga b keine n Sin n . E s se i denn , man martert e da s Fleisc h .
    Dieg o schauderte . Au f einma l fiele n ih m di e Greu e l wieder ein , vo n dene n Hernán ih m erzähl t hatte . Wie der Regengottprieste r i n ih r Dor f gekomme n wa r . Wi e sei n Messer den Phallus der kleinen Opfer zerfetzt hatte, zum Wohlgefallen Cha'acs . E r sa h z u de m bullige n Prieste r mi t de m graue n Haar hinüber . Cha'a c . All e Blutspure n schiene n z u de m Regengot t zu führe n . Genauer gesagt, zu seinen Priester n . Offenba r wurden di e furchtbarste n Greue l i m Name n Cha'ac s verübt . Sie schreibe n e s mi t rote m Blu t . Al s o b si e de n Weiber n ihr Monatsblut neideten, dachte er wiede r . Ode r al s o b sie versuchten, das Mysterium des Mondblutes mit der Opferklinge nachzuahme n .
    »Ein s Po p is t sei n Tag , Ein s Po p is t sein e Nach t . Der Wahn der Nacht, der Wahn des Tage s .
    Wer bist du, Mann, den er erschuf?«
    Di e Arm e de s Lahki n sanke n herab . Ver s tohle n wischt e er sich über Stirn und Wange n . Seine Augen flackerte n . Währenddessen sang der Chor der obersten Priester:
    »Ic h bi n di e wild e Besessenhei t . Ich , de r Mann , de n e r erschu f .
    Ich bin das singende Blut des Wahn s . Ich , de r Mann , de n e r erschu f .
    Ic h bin das harte, blutspeiende Glied.
    Ich , de r Mann , de n

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