Die Maya Priesterin
folgt e Dieg o ih m nac h . Hinau s au s dem Krei s de r Jahressteine , di e Stufe n de r schwarze n Pl a ttform hinunte r un d nac h drauße n au f da s Dac h de r Pyramide .
Vor dem Kalenderturm wartete Julki n . »Di e Götte r seie n mit Euc h .« Der junge Bücherpriester verneigte sic h .
Mit unsicheren Schritten, eine Hand auf die Brust gepreßt, taumelt e Dieg o au f ih n z u . Ers chrecken malte sich in Julkins Miene, als er sah, wie der Pferdegottpriester zugerichtet wa r .
»Be i de n Göttern! « E r dämpft e sein e Stimme . »Ha t der oberst e Prieste r Cha'ac s Euc h zugesetzt ? Ic h sa h eben , wi e er dor t hinabstürmte .« E r deutet e au f di e westlic h e Treppe der Pyramide . »Erlaubt mir eine Frage. Wodurc h hab t Ih r B'ok - d'aantoj s Zor n erregt?«
Diego s Blic k glit t übe r di e schlank e Gestal t i n de r jadegrünen Tunika . Au s irgendeine m Grun d erinnert e ih n Julki n a n seine eigen e Novizenzeit . »Ic h wei ß e s selbs t noch nicht gena u .« Er hiel t inn e . Forschen d sa h e r de n junge n Bücherprieste r a n . Sein offene r Blick , di e großen , wißbegierige n Auge n gefiele n ihm . Es wa r diese r Moment , i n de m e r beschloß , Julki n z u vertraue n . Zumindes t s o weit , wi e e s ratsa m war . »Kanns t d u schweigen, Julkin?«
De r Bücherprieste r nickte . Wortlos, als ersten Beweis seiner Verschwiegenheit. Aufmerksam sah er Diego a n .
»Ic h glaube , da ß B'ok - d'aanto j beabsichtigt, die Macht über Tayasa l a n sic h z u reiße n . Wahrscheinlic h befürchte t er , da ß ich sein e Plän e durchkreuze n könnte . Un d z u Rech t .«
E r verspürt e eine n jähe n Schwinde l . Fü r eine n Momen t schloß e r di e Auge n . Di e Pyramid e schie n unte r seine n Füße n zu schwanke n . E r öffnet e di e Auge n wieder . Vertrauensvol l sah Julkin ihn a n . »Wen n ers t da s Ne u e Reic h errichte t ist , ha t B'ok - d'aanto j ausgespielt.«
6
»Leert diesen Becher, göttlicher Canek. Die höchsten Herren werde n ...«
Dieg o lauscht e angestrengt . Doc h meh r wa r nich t zu verstehe n . Sie befanden sich im Palast des Canek, in einem weite n Saa l . Ebe n s o wi e di e andere n oberste n Prieste r la g er bäuchling s vo r de m Königsthro n i m Stau b . Seine Brust schmerzte . Wei t meh r beunruhigt e ihn , da ß B'ok - d'aantoj ihn überhaup t angegriffe n hatte . Un d daz u au f s o rüde, verachtungsvoll e Art . Ohn e ei n Wort , selbs t ohn e ihn anzusehe n .
E r ho b de n Kop f ei n weni g höher . De r Köni g thront e auf einem Podest aus schwarzem Stei n . Wi e stet s tru g e r eine Tunik a au s schillern d schwarze m Schlangenleder . Sein Gesicht sah fahl und ausgezehrt aus, kein Wunder nach dem gestrigen Blutve r lust . Neben ihm stand der Lahkin, einen Becher in der Hand , un d flüstert e ih m in s Oh r . Mit düsterer Miene hörte der Cane k z u . Endlich nickte e r . De r Hoheprieste r reicht e ih m den Becher , un d de r jung e Köni g tran k ih n au s .
»Begeb t Euc h nun , göttliche r Canek , i n da s Zwischenreich de s Traum s .«
Verdrosse n sa h de r Cane k u m sic h . E r wirkt e wacher , als Dieg o ih n bishe r erleb t hatt e . Wac h un d angespannt . Als rechnet e e r mi t eine m Zwischenfal l . Vorgebeugt saß er auf seine m Thro n . Di e Schlangenrob e spannt e sic h übe r s einer breite n Brus t . Ei n schwarze s Stirnban d zähmt e sei n Haar . Die Auge n de s Cane k ware n wei t geöffnet . Sei n Blic k glit t übe r die Priester , di e vo r ih m au f de m Bode n lage n .
Diego ließ den Kopf wieder sinke n . Er ahnte, worin das Proble m de s Cane k bestan d . S iche r mußt e e r sic h auf s neu e in Tranc e versetzen , dami t e r di e Visio n wiedergebe n konnte , die e r gester n empfange n hatte . Abe r au s irgendeine m Grun d war der Geist des Canek hellwac h .
»Geruh t nun , göttliche r Canek , un s di e Botschaf t zu übermitteln , di e Ih r vo n de n höchste n Herre n erhielte t .«
De r Trunk , de n de r Lahki n ih m gereich t hatte , schie n seine Wirkun g z u verfehle n . Unruhi g sa h de r Köni g i n de m weiten Saa l umher . Dieg o folgt e seine m Blick , s o gu t e s ging , ohn e den Kop f z u bewege n . Au f einma l erkannt e e r, was den Canek beunruhigte .
Ei n Ri ß i n de r Maue r . I n de r linke n Stirnseit e de s Saales, fünfzi g Schritt e vo m Thro n de s König s entfern t . Zwei hünenhafte Wächter bewachten die Stelle. Imme r wiede r glitt der Blick des
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