Die Maya Priesterin
sei n . Doc h fü r den König , di e Wiederverkörperun g eine s Gottes , wo g di e Symbolik des Geschehens weit schwerer als ihre irdische Dimensio n . Siche r glaubt e e r nicht , da ß Kukul k án , sein göttlicher Vater, wahrhafti g enthaupte t worde n se i . Abe r wei t wenige r k o nnte er glauben , da ß e s ei n zuf ä llige s ode r bedeutungslose s Ere i gnis war . Der Riß im kosmischen Gemälde war eine Botschaft, unheilvol l un d drohend , di e ma n au f keine n Fal l mißachten durfte . Di e ma n vielmeh r entziffern , dere n Gebot e man umgehen d ausführe n mußte , dami t nich t de r Zor n de r Götter über Tayasal hereinbrac h .
Erbittertes Wispern riß Diego aus einen Gedanke n . Zwischen de m Lahki n un d B'ok - d'aanto j wa r ei n Strei t entbrannt . Der Hohepriester klammerte sich an die Armlehne des Thrones. Wie müde er wirkte, auch wenn er mit der blutbesudelten Rechten gestikulierte . U n d wie kraftvoll dagegen der Regengottpriester, der wie ein Felsbrocken zur Linken des Canek stan d . Auch der Lahki n un d B'ok - d'aanto j sahe n imme r wiede r z u de m Mauerriß . Auch sie deuteten den Vorfall gewiß als Botschaft der Götter. Doc h meh r al s dies e Botschaf t selbs t mußt e si e bestürzen , daß sich der Canek dem priesterlichen Willen nicht unterwar f .
De r Pate r sa h z u ihne n empor , sein e Gedanke n wirbelte n . In diese n Momente n wurd e ih m viele s klar . Die obersten Priester, dacht e er , verehrte n ihre n Cane k al s Wie derverkörperung eines Gottes . Abe r letztlic h wa r de r Cane k fü r si e nu r ei n Instrument . Da s Sprachroh r de r Götter . Durc h seine n Mun d verkündete n die höchsten Herren ihre Botschafte n . Doch allein der Hohepriester entschied , wan n de r Cane k mi t de n Götter n i n Kontakt tra t . Und allein ihm oblag es, die göttlichen Visionen zu deuten und zu verkünden , wi e si e auszulege n ware n . Heut e jedoc h widersetzte sic h de r Cane k de m Wille n de s Lahkin . E r weigert e sich , in Tranc e z u sinke n un d di e empfangen e Botschaf t z u übermi tteln . Anstat t sein e Pflichte n al s verkörperte r Got t z u erfüllen, gebärdet e e r sic h al s Mensc h un d macht e de n Priester n ihre Privilegie n streitig .
Dies e unerwartet e Rebellion , dacht e Diego , wa r fü r den Lahki n vie l bedrohliche r al s di e Botschaf t de s Mauerr i sses . Sie untergrub seine Macht. Di e offenba r nu r darau f beruhte , da ß er den Canek, das Sprachrohr der Götter, unter seinen Willen zu zwinge n vermocht e . Wen n B'ok - d'aanto j tatsächlich die Herrschaft über Tayasal an sich bringen wollte, dachte Diego, hätt e e r kau m eine n günstigere n Zeitpunk t wähle n könne n . Entriß er dem Canek die Botschaft der Götter, so war er der Herr übe r Tayasa l .
»Die Spitze der Opferklinge.« Sogleic h dämpft e B'ok - d'aantoj seine Stimme wieder. Flüsterte unerbittlich auf den Lahkin ein. D e r Hoheprieste r wollt e ih m in s Wor t falle n . D a verga ß B'ok - d'aanto j neuerlich , sein e Stimm e z u senke n . »... vorhin selbst gesungen , alte r Mann ? Si e schreibe n e s mi t rote m Blut .«
Der Lahkin schien geschlage n . Mit hängendem Kopf wich er vo m Thro n zurück . Zus ammengesunke n la g de r Cane k in seine m Sesse l . De r neuerlich e Blutverlus t mußt e ih n noc h mehr geschwächt habe n . Doc h sein e Auge n ware n noc h imme r weit geöffnet . Eine senkrechte Falte auf seiner Stirn zeigte, wie angespann t e r wa r . Ein Werkzeug der Priester, dacht e Diego, da s seine n eigene n Wille n z u entdecke n beginnt .
Au f einma l grif f B'ok - d'aanto j unte r sein e Robe . Scho n kehrte sein e Han d zurück , unfaßba r rasc h . Ein Messer aus Obsidia n . Di e Kling e geboge n un d gezähnt . Der Canek schrie au f .
»Kukul ... « Di e gr aue Gestalt des Regengottpriesters warf sich au f ih n wi e ei n Al p . Ein scharfes Reißgeräusc h . Die Schlangenrob e de s Canek , dacht e Dieg o . Was genau dort oben geschah , wa r nich t z u erkenne n . E r wagt e e s nicht , sic h weiter aufzurichte n . Sovie l zumindes t sa h er . B'ok - d'aanto j gebärdete sic h wi e ei n Rasender .
De r Cane k rutscht e vo n seine m Sessel , au f da s Thronpodes t . Ungewiß , o b B'ok - d'aantoj ih n heruntergezerr t hatte . De r oberste Priester Cha'acs kniete neben dem König, über seine Mitte gebeugt . Sein e Recht e mi t de m Messe r macht e schneidende Bewegunge n . De r Cane k stöhnte . Diego sah, wie er sich aufbäumte ,
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