Die Maya Priesterin
»Bitte erhebt Euch, Brüder.«
Einundzwanzi g oberst e Priest e r und eine oberste Priesterin richtete n sic h au f . Mi t ausgebreitete n Arme n ka m der Hoheprieste r au f ih n z u . Erstaunlich, dachte Diego, wie viel neue Kraft sein Sieg über B'ok - d'aanto j dem Lahkin verlie h .
»Ih r wurde t un s vo n de n Götter n gesandt , u m da s Neu e Reich z u errichten , Brude r Pferd . A n Euc h is t e s also , di e Botschaft auszulege n . Z u welche m de r Bacabe s solle n wi r die Weiheprieste r aussenden , wi e e s vorgeschriebe n ist?«
Alle r Blick e richtete n sic h au f ihn , i n maßlose r Erwartun g . Diego mußte schlucke n . Weitere Steinbrocken lösten sich aus de m Ri ß i n de r Wan d . Der Lahkin sah nicht einmal hi n . Ruhig bleiben , mahnt e sic h Dieg o . Au f einma l klopft e ih m da s Herz bi s zu m Hals .
»Nu n sprech t also , Brude r Pferd . W o befinde t sic h di e Insel, di e de r Cane k geschau t h at?«
Ei n aberwitzige r Einfal l ka m ih m i n de n Sin n . Wa s wäre, wen n de r Cane k Tayasa l geschau t hätte ? Wen n de r spitz e Fels au s seine r Visio n nicht s andere s wär e al s di e Groß e Pyramide, draußen auf dem heiligen Platz? Und das dunkle Wasser am Fuß de r Pyramide ? E r erschauerte . Nein, das konnte er nicht wage n . E s wa r allz u küh n .
Noc h imme r sa h ih n de r Lahki n erwartungsvol l a n . Ebenso di e andere n oberste n Priester , doc h ihr e Miene n beganne n sich zu verdüster n .
»Verzeih t mir , Brude r Sonne , wen n ic h Eur e Frage n ni c ht sofort beantworten kan n .« Der Priester des Pferdegottes räuspert e sic h . »Gestatte t mir , mic h i n meine n Tempel zurückzuziehe n . Dort will ich die mächtige Pferdegottheit bitten, mi r Erleuchtun g z u schenke n .«
De r Lahki n starrt e ih n a n . Sein e Arm e sanke n h e rab . Entsetzen malte sich in seinen Züge n . Flackert e d a nich t auch Argwoh n i n seine n Augen ? Di e oberste n Prieste r wechselten Blick e volle r Bestürzun g . Nu r di e Priesteri n Ixquic s schaute gleichmütig drei n .
»Fleh t de n Pferdegot t an« , sagt e de r Lahkin . »Bete t be i Tag un d Nacht , Brude r Pferd . Drei Tage seien Euch gewähr t . Könnt Ih r bi s dahi n nich t Antwor t geben , müsse n wi r auf s neu e die Götte r befrage n . Nac h de r Stätt e de s Neue n Reiches . Un d nach Eure m Schicksa l .«
Diego verneigte sic h . Da s Her z hämmert e ih m i n de r Brus t . Sein e Bein e fühlte n sic h wi e Galler t a n . Ein Zeichen des Lahkin, un d vie r Palastwächte r trate n i n de n Saa l . Hünen , selbs t nach kastilische m Maß .
»Der Priester des Pferdegottes wünscht sich zurückzuziehe n .«
Si e schobe n ih n au s de m Saa l . Au f de r S chwell e wandt e er sic h noc h einma l u m . Zu Ixkukul, die ihn anlächelte, wenngleich mi t sorgenvolle m Blick . Zu m Lahkin , de r sic h au f Ajxoka'nals Ar m stützte . Zu dem bedauernswerten Canek, der noch immer wi e to t i n seine r Blutlach e la g .
Die Spitze der Opferk l inge , dacht e Dieg o . Si e schreibe n e s mit rote m Blu t . Da waren sie schon draußen, in der Mittagssonne, di e de n heilige n Plat z erglühe n ließ . Di e Wächte r geleitete n ihn zu seinem Tempe l . Mit einer Marschordnung, die ehrenvoll sein mochte , abe r meh r noc h Miß t raue n verriet .
Zwei Wächter standen auch vor dem steinernen Pferdemaul. Di e Äxt e geschultert , Dolch e i m Gurt . Diego sah sie erst, als er au f di e Stufe n vo r seine m Tempe l trat . Kraftvoll e Gestalten, nackt bis auf das Schamtuch vom gleichen Rappenschwarz wie sein e Tunika . Mein e Beschützer , dacht e er , fü r eine n Moment getröstet , beinah e stolz . S o schlim m konnt e e s nich t u m ihn stehen , solang e e r selbs t Bewaffnet e au f seine r Seit e hatte .
Ers t al s e r a n ihne n vorbe i i n de n Tempe l trete n wollte, erkannt e e r di e b eiden wieder. Der eine von stämmiger Gestalt, de r ander e schlan k un d sehni g . Au f de r Schwell e blie b Diego stehe n . Ni e würd e e r vergessen , wi e de r Stämmig e übe r Ixquic gesproche n hatte . Ein e Gotthei t fü r di e Weiber . Verachtung, gewürz t mi t Lüsternheit .
Di e Palastwächte r drängte n ih n weiter , i n de n Rache n des steinerne n Pferdes . Wa s bi n ic h fü r ei n Narr , dacht e er . Die beide n Bewaffnete n stande n nich t vo r seine m Tempel , u m ihn z u beschütze n . E s ware n ihr e Wächte r au s de m Verlie s des Lahki n .
NEUN
1
»U m Himmel s willen
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