Die Maya Priesterin
ihm aufsteige n . Doch es war ein unpassender Momen t . Ih m gegenüber , i n eine m gewaltige n schwarzen Sessel , sa ß de r Lahkin . Sonnengleic h . Ei n goldene r Punk t i n der unendliche n Schwärz e de s Alls . Alle s a n ih m wirkt e hinfällig un d greisenhaft . Nu r sein e Auge n nicht , di e unverwand t au f den Pferdegottpriester gerichtet ware n .
»Holde r Hengst , wi r rühme n dich .« Er schmetterte Strophe um Strophe. Sein Blick schweifte durch den Tempelraum. Erstaunlicherweis e wa r auße r de m Lahki n kei n obe rste r Priester erschiene n . Weder Ajxoka'nal noch der oberste Bücherpriester, desse n Name n e r imme r wiede r vergaß . Wede r de r blutrot gewandete Priester des Kriegsgottes noch sein Widersacher mit de r wolkengraue n Tunika , B'ok - d'aantoj . Zornige r Tapir .
Ansch e inend wollte der Lahkin verhindern, daß der oberste Prieste r Cha'ac s nochmal s di e Mach t a n sic h z u reißen versuchte . Abe r e r wa r nich t star k genug , B'ok - d'aanto j aus dem Priesterra t z u verstoße n . Deshal b hatt e e r nich t nu r den Regengottpriester, sondern d e n gesamten Priesterrat ausgeladen un d sic h allei n hie r eingefunde n . Ei n geschickte r Schachzug, dacht e Dieg o . De r abe r di e Entscheidun g i m Machtkampf zwische n ih m un d B'ok - d'aanto j bloß verschob.
De r Pferdegottprieste r verstummt e . Weitere Strophen zu Ehre n de s große n Rosse s fiele n ih m bei m beste n Wille n nicht meh r ei n . E r fixiert e ein e Säul e i m Hintergrun d des Tempelraums . Wi e s o häufi g i n de n letzte n Tage n beschwo r er di e Landkart e i n seine r Erinnerun g herau f . Ein e Skizz e vo n Abt Pedro s Hand , beigeleg t ein e m seine r stet s lehrreiche n Briefe . Di e wichtigste n Siedlunge n un d Landschaftsmerkmal e des Peté n . Im Westen wurde er durch den Usumacinta begrenzt, im Osten durch das Meer. Im Süden ging der Dschungel nach und nac h i n Hügellan d über . Dor t befan d sic h ein e s panische Siedlung . Vo r alle m abe r ei n große s Fort . Kastilisch e Soldaten, ein e beträchtlich e Armee . Abt Pedro hatte die Stätte durch ein Kreu z gekennzeichnet , übe r de m ein e stilisiert e Pistole schwebt e .
Diego räusperte sic h . E r sa h di e Landkart e vo r sich , s o deutlich , al s o b e r si e i n Hände n hielt e . De n Stro m un d die Weite n de r Wälder . Di e südliche n Hüge l un d au f ihren Ausläufern das spanische Fort. Falls seine Erinnerung ihn nicht tro g . Alle s ka m darau f an , da ß sein e angeblich e Visio n mi t der Wirklichkei t übereinstimmte .
»Dre i Tag e un d Nächt e fastet e ic h un d betet e u m Erleuchtun g . Endlic h gewährte n mi r di e höchste n Gewalte n di e Gnad e eines Gesichts .« E r sa h de n Lahki n a n . Die zusammengesunkene Gestalt straffte sic h . Hoffnung erhellte die Miene des Hohepriest ers . Ode r täuscht e e r sich ? »Im Traum sah ich das göttliche Pfer d . E s sa ß au f eine m hohe n un d erhabene n Thron .
De r Sau m seine s Gewande s füllt e de n ganze n Tempe l aus .« Er sprac h mi t sonore r Kanzelstimme . Ohn e e s rech t z u bemerken, paßt e e r di e vertraute n W o rt e de n Erfordernisse n a n . »Geflügelte Rösse r floge n u m seine n Thro n. Jede s hatt e sech s Flügel . Mit zwei Flügeln be deckte n si e ih r Gesich t . Mi t zwe i Flügeln bedeckte n si e ih r Geschlech t . Mi t zwe i weitere n Flügel n flogen sie . Dabe i riefe n si e einande r zu : › Heilig , heili g is t de r Hengst de r Herde . Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüll t . ‹«
Hatte wirklich er diese Worte gesagt? Schaudernd horchte er de m Klan g seine r Stimm e nac h . »Sodan n geruht e de r göttliche Rappe , mein e Bitt e z u erfülle n . E r befa h l eine m de r geflügelten Pferde , mi r de n We g z u zeigen , de r vo n Tayasa l in s Neu e Reich führt . Ich schwang mich auf den Rücken des Rosses, das sich mi t mi r i n di e Lüft e erhob .«
E s wa r di e seltsamst e Predigt , di e e r jemal s gehalte n hatte . Abe r anscheinen d wa r e r au f de m richtige n We g . Ein Raunen gin g durc h di e Meng e de r Tempelbesucher . Hunderte golden gewandeter Priester sahen ihn a n . Erfüll t vo n Hoffnun g und Vertrauen , wi e ih m schie n .
»Da s geflügelt e Pfer d tru g mic h de m Gelbe n Baca b des Süden s entgege n . I n g e dankenschnelle m Flu g über unwegsame m Wald . Wir überquerten einen Fluß, der vom Roten Bacab des Ostens zum Schwarzen Bacab des Westens fließ t . Wi r
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