Die Maya Priesterin
r Flut . Gebann t vo n de m Laut , mi t de m di e Welle n a n de r Hafenmauer zerbarste n . Wi e Schläg e au f nackte r Haut .
Erinnerunge n a n Acaren a . Die Schreckensherrschaft der Mönch e . Mi t Prügel n un d Drohunge n hielte n si e di e Nov ize n in Schac h . Kehre um, oder du verfällst Satans Macht . Wi e begierig si e dies e Mach t ausgemal t hatte n . Di e Martergerät e de s Teufels . Sein e Kuns t de r Quälere i . Spezielle Instrumente für verschieden e Körperregione n . Jede r Sünd e entsprac h eine Marte r . Un d d i e Mönch e kannte n si e alle , di e Sünde n ebenso wi e di e Quale n .
Seltsam , dacht e er , waru m dies e Erinnerungen , gerad e jetzt? Wahrscheinlic h wege n Julki n . Aus rätselhaften Gründen erinnert e ih n de r jung e Bücherprieste r imme r wiede r a n seine eigen e Novizenzei t . E r wandt e sic h u m . Der Wind schob ihn auf das Haus zu, durch dessen Tor die Wächter sie damals getrieben hatte n . Wi e lang e wa r da s her ? Seitde m wa r e r ni e meh r hier unten gewese n . In Gedanken rechnete er nac h . Fün f Woche n . Di e Welle n klatschte n . Er blieb stehen, mitten auf dem Platz, die Schulter n gege n de n Stur m gestemmt . Fün f Wochen ? Es erschie n ih m lachhaf t kur z . Un d unglaublic h lan g . S o vertraut fühlt e e r sic h inzwische n i n Tayasa l . Un d noc h imme r s o fremd .
De r Win d scho b ih n weiter , au f da s hoh e mais g elb e Hau s z u . De r Konto r de r königliche n Hafenverwaltung , wi e er mittlerweile wußte. Di e Bauer n un d Jäger , Fische r und Fallenstelle r de s ganze n Reiche s lieferte n hie r eine n große n Teil ihre r Ernt e ode r Beut e ab . Zu m Woh l de r Götte r un d Priester von Tayasa l . Au f einma l began n e s z u regne n . Tropfen so groß wi e Taubeneier . Wände aus Wasser. Der Sturm brüllte. Mit eine m Sprun g rettet e sic h Dieg o i n da s mittler e Tor . Tropfen ranne n ih m au s Bar t un d Haare n . Rinnsal e liefe n ih m i n den Nacken , a n seine n Beine n hina b. E r fröstelte . Unte r anderen Umstände n hätt e e r di e Erfrischun g begrüßt . Abe r nich t heute, nac h eine r ganze n Stund e i n de r kühle n Gisch t de s Sees .
I n Gedanke n verflucht e e r B'ok - d'aanto j . Vo n der Bücherpyramid e au s wa r e r vorhi n au f gerade m We g zu Ixkuk u ls Tempel gegange n . Doc h e r hatt e vergeblich angeklopf t . Die Tür unter dem Zeichen des Halbmondes war verschlosse n . Nieman d öffnet e ihm . Kei n Lau t dran g nach drauße n . Nie war ihm der Tempel Ixquics verwahrloster, fragwürdige r erschiene n . Niemals hatte er s i e stärke r begehr t als i n diese r Nach t . Ic h fang e a n z u verstehen . E r hatt e e s ih r ins Oh r flüster n wollen , währen d si e i n seine n Arme n la g . Die frohe Botschaf t zärtlic h schreiben , mi t de m Finge r au f ihr e nackte Hau t .
Abe r i n welche r Schrift ? E r lacht e au f . Draußen klatschte der Rege n au f de n Plat z . Braun e Tropfe n spritzte n bi s i n das Torhaus, sein notdürftiges Obdac h . Scho n bildete n sic h Pfützen auf dem Bodenmosaik, das er damals wie durch einen Nebel wahrgenommen hatt e . Di e gefiedert e Schlang e . De r rüsse l nasige Götz e . Kukulká n . Cha'ac. Heute kannte er sie alle, oder doch viel e ihre r Satansgötte r . Auc h wen n e r si e bi s heut e nicht verstan d . Wede r di e Götze n noc h di e Menschen , di e sie verehrte n .
Und doch hatte er an diesem Abend einen Zipfel des Geheimnisse s erhasch t . Zum ersten Mal ahnte er, wie die Maya vo n Tayasa l dachte n un d empfande n . Wie sie zu denen geworden waren, die sie heute ware n . Si e selbs t un d Tayasa l . Ei n verirrte s Volk . Ei n ganze s Reic h au f abschüssige r Bah n . Niedergedrück t vo n eine m Götterkult , der, satanisch oder nicht, s o versteiner t wa r wi e Tayasa l selbst . Oder vielmehr, steinern die Fassaden, baufällig die Mauern dahinte r . Die kolossale Baukuns t ihre r Vorfahren , dacht e Diego , geschrumpf t zur Techni k de s flüssige n Stein s . Ein e erstaunlich e T echnik , aber nur für Flickwerk und Fassade n . Zur Errichtung der eigentlichen Baute n taugt e si e nicht . Un d wa r e s nich t mi t alle m s o in Tayasal? Zeremonien, deren einstige Bedeutung vielleicht nieman d meh r kannte . Um so peinlicher wurden sie ausgeführ t . Ges etze , dere n Sin n sic h sei t lange m verdunkel t hatte . U m so furchtsame r befolgt e ma n sie . E s se i denn , ei n Gebo t erwie s sich al s unausführbar . Wie der Befehl der
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