Die Maya Priesterin
zurück , verkörper t i n de m Kriege r ode r Priester , den e r selbs t sic h erwähl t ha t .«
Di e Göttinne n ware n geschlagen . Wi e si e auc h klagten , die Götter verstießen sie aus ihren zweiundzwanzig Welten. Für Ixmucane, die Uralte, das Mütterchen, bewahrten sie ein freundliches Andenken. Doc h unte r alle n Göttinne n blie b allein Ixquic vor dem Sturz aus den dreizehn Himmeln bewahr t . Die junge Mondgöttin, die Gottheit der Weiber, der Liebeleien und trächtige n Leiber , de r Begierd e un d Bruns t . Weni g Ansehen genießt si e seither , s o weni g wi e alle s Leben , da s au s den Bäuche n de r Weibe r komm t . Statt aus der Gnade der Götter, dem Strahl der Schlange, männlichem Opfermu t .
Gurgelnd e Laut e risse n Dieg o au s seine n Gedanke n . W o eben noc h di e Straß e vo m heilige n Plat z zu m Haf e n verlief , tost e ein Gießbac h . Braune Fluten scho s se n di e Straß e hinab , wälzten sich durch das Torhaus, ergossen sich vorn auf den Platz am Hafe n . Wenn das so weitergeht, dachte er, muß ich zum Tempel des Pferdegottes schwimme n . Abe r selbs t da s wa r unmögli c h . Gegen diese Strömung kam niemand a n .
Zum ersten Mal wurde ihm bewußt, welches Unheil der flüssige Stein anrichten konnte. Genauer gesagt, die Gewohnheit de r Maya , jed e frei e Fläch e mi t de r hellgraue n Substan z zu versiegeln . Plätze und Gasse n . Weg e un d Straßen , selbst drauße n i m Wal d . Normale r w eise wäre das Regenwasser im Erdreic h versicker t . S o abe r verwandelt e e s Plätz e i n See n und Straße n i n reißend e Flüsse . Un d diese s Torhau s i n eine Todesfalle .
E r preßt e sic h gege n di e Wan d . Kniehoc h wälzt e sic h das Wasser dahi n . Die Gewalten Cha'acs. O nein, dachte er, verfluchter Regengottpriester, deinen Tücken erliege ich nicht. E r wandt e sic h nac h recht s un d stapft e berga n . Da s Wasser zerrte an seinen Knöchel n . Jetz t wurd e ih m angs t un d bang e . Er stieß einen Sc h re i au s . Da s Wasse r brüllte . Der Sturm tobte. Eng a n di e Wan d gepreßt , kämpft e e r sic h bi s zu m Ausgan g des Torhause s vor .
Dort draußen wirkte das Unwetter noch furchterregende r . Blitz e z uckten über den Himmel, wie Geäder einer weltengroße n Götterhan d . Vo r ih m tost e da s Wasse r vom heilige n Plat z hinab , urgewalti g wi e de r Wasserfal l vo n Ixche l . E r klammert e sic h a n di e Mauerecke . »Z u Hilfe!« Er rief es auf kastilisch , wi e eins t al s Kin d .
Nieman d wei t un d breit . Bei diesem Wetter wagte sich kein Mensc h au f di e Straße. Höchsten s ei n weißhäutige r Gott . Er lachte . I m selbe n Augenblic k ri ß ih n di e Flu t vo n de n Füße n . Er stürzte . Für einen gräßlichen Moment war sein Kopf unter Wasser . Al s e r wiede r auftauchte , husten d un d keuchend , sa h er di e Tü r .
Ein schmaler Spalt, versteck t i m Mosai k de r Wan d . Dahinter Schatten , matte s Lich t . Hände , di e ih m ein e Stange entgegenstreckte n . Verzweifel t versucht e e r si e z u packe n . Zu spät sah er den Mauerbrocken, wirbelnd in der Flut. Ein schrundiger Stein, groß wie ein Schäde l . Wied e r schri e e r au f . Vergeblich versuchte er auszuweiche n .
9
»Sie h nur , wi e wei ß sein e Hau t ist , Ixmu'u k .«
»Un d wi e gro ß sein e Gestalt . Ei n weiße r Hün e .«
E r hört e jede s ihre r Worte . Aber er konnte sie nicht sehe n . Zwe i jung e Frauen , dacht e er . Dunkle Stimmen, von betörender Ähnlichkeit . Schwester n vielleicht .
»Wi e eins t Kukulká n .«
»So erzählen die Priester, Ixlit z .« Di e ein e Fra u lacht e leise .
»Ihne n z u glaube n is t eines . Etwa s gan z anderes , de n weißen Man n mi t eigene n Auge n z u sehe n .«
E r versucht e sein e Auge n z u öffne n . Vergeblic h . Sein e Lider schwe r wi e Ble i . Wi e wa r e r hierhe r geraten , z u diese n jungen Frauen? Das Torhaus, die Flut, der Stein. Wi e zu m Beweis pochte in seinem Kopf ein Schmer z .
»S o wi e e s ein e Sach e ist , jemande n nu r z u sehe n .« Ixlitz' Stimm e w urd e heise r . »Un d ein e andere , ih n anzufasse n .« Eine Hand legte sich auf seinen Ar m . »Gütig e Götter , wi e na ß e r ist!«
Ein e zweit e Han d fuh r übe r sein e Wang e . Wunderba r weich un d w ar m . Jetz t ers t spürt e er , wi e kal t ih m war . A m ganzen Lei b . Di e beide n mußt e n ih n gerette t haben , dacht e er . Als o war e r nu n i m Inner n de s maisgelbe n Hauses?
»Un d wi e
Weitere Kostenlose Bücher