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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Götter, Tayasal zu verlasse n un d ein e neu e Stad t i m Dschunge l z u erbaue n .
    Au s flüssige m Stein ? A bermal s lacht e e r auf . Mit verdoppelte r Kraf t stürzt e de r Rege n hinab . Donner grollte, dann zuckte n Blitz e übe r de n Himmel , wir r wi e di e Zeiche n i n Julkins Buc h . Fü r eine n kurze n Momen t leuchtet e de r Se e i m Dunkel auf , ei n Chao s au s weiße r Gisch t un d höll e nschwarze r Flu t . Der Pate r verschränkt e di e Arm e vo r de r Brus t . Da s Wasse r zu seine n Füße n stie g . Di e Tunik a klebt e ih m au f de r Haut , klamm un d kalt . E r schauderte . Aber das Unwetter war zu ar g . E r mußte noc h warten , bi s e s sic h erschöpf t hatte . Dan n würd e e r sic h auf de n Rückwe g machen , hinau f zu m heilige n Plat z . Mit einem Absteche r i n di e Gass e Ixkukuls .
    I n Gedanke n sa h e r si e vo r sic h . Ihre schlanke, hochgewachsen e Gestalt . Ih r Lächeln , imme r wiede r ihr Lächeln , damals , al s si e au s de n gelbe n Nebel n trat . Wie gern hätt e e r ihr e Stimm e gehört . Mi t ih r gesprochen , si e s o vieles gefrag t . Ic h fang e a n z u verstehen . Wi e e r heut e auc h endlich verstande n hatte , nac h lange n Mühe n Julkins , wa s e s mi t der Schrif t de r May a au f sic h hatt e . Da ß ma n si e nich t einfac h l esen k onnte , Zeiche n fü r Zeichen , wi e ma n da s Radwer k eine r Uhr zusammensetzt . Nur der Berufene kann sie lesen, s o Julkin . Um ei n Buc h lese n z u können , mu ß ma n i n gewisse m Sin n schon vorhe r wissen , wa s dari n steh t .
    Wahnwitzige , niederschmetternd e Botschaft . Dennoch hatte e r bi s tie f i n di e Nach t übe r de m Teufelsbuc h gebrüte t . Schulter a n Schulte r mi t Julkin , de r unermüdlic h bemüh t war , ih m die Mysterien der Mayaschrift zu offenbare n . Bis es dem Pferdegottpriester tatsächlich gelungen war, ein erstes Textle i n z u entziffer n . Vom Fall der Göttinnen in alter Zeit . Stotternd hatte er den Titel vorgelese n . Von Bewunderung erfüllt, aber nicht für sich selbs t . Nicht nur Julkins Geduld war rühmenswer t . Sonder n meh r noc h sei n Geschic k be i de r Auswah l der Lektione n .
    Un verminder t tost e de r Rege n hinab . Donner ließ die Erde erbebe n . Di e himmlische n Gewalte n Cha'acs . Dieg o rie b sich di e Arm e . Da s Wasse r leckt e ih m a n de n Fußknöcheln . In Gedanken entzifferte er noch einmal die Legende aus Julkins Satansbuc h .
    I n alte r Zei t h errschte n di e Göttinne n gleichberechtig t mi t den Götter n . Doc h bal d scho n entstan d zwische n ihne n ei n Strei t .
    »Wir sind es«, sagten die Göttinnen, »die lebendige Kreaturen erschaffen . Mit der Kraft des Wassers, der Erde und der Nacht .«
    Un d si e beriefe n sic h au f ihr e oberst e Göttin , au f Mam , die Uralte, die vielgestaltige Ixmucané .
    »Wir sind es«, beteuerten dagegen die Götter, »die alles Leben erschaffen und stets wieder erneuern. Mit der Kraft des Windes , de s Lichte s un d de s Tag s .« Un d si e beriefe n sic h auf ihren obersten Gott, den ehrwürdigen Schöpfer, das Krokodil des Himmels, auf Itzamna.
    Di e Göttinne n abe r gabe n nich t nach . »Is t e s den n nich t das Wasser, das Leben aller Art gebiert? Die Schildkröte, die Muschel, den Fisch? Sprießt der heilige Mais nicht au s der Erde , auf s neu e i n jede m Tun ? Un d sin d e s nich t di e Weiber, zwische n dere n Schenkel n da s Lebe n hervorquillt ? Da s Wasser de s Lebens , da s heilig e Mondblut , di e lebendig e Kreatur?«
    Solch e Red e empört e di e Götter . »Au s de m Wasser , sag t ihr, Frevlerinnen ? Au s de r Erde , ih r Närrinnen ? Hört , wi e Kukulkán spricht , di e kosmisch e Himmelsschlange : Lebe n is t Geis t . Leben is t Luft . Lebe n is t Lich t . Nu r durc h di e schaffend e Kraf t der Männlichkei t wurd e di e Mayawel t beleb t . Mi t Pflanzen, Mensche n un d Tieren . E s is t di e Schlang e zwische n den Schenkel n de r Männer , di e Lebe n spei t . Si e un d einzi g sie . Gelobt sei die Schlange. Nac h m eine m Bild e wurd e sie erschaffen . Si e spei t de n weiße n Saf t de s Leben s i n de n Lei b der Weiber . Si e spei t de n rote n Sa ß de s Lebens , de n Sa f t des Kriegers , de s Helden . Da s is t da s Geheimni s de s Lebens : Wer sein Blut für die Götter verspritzt, erfährt göttliche Gnade. Wer abe r di e Gnad e de r Götte r besitzt , bedar f de s Weibe s niemals mehr. Au s de m Vorhimme l de r Väte r kehr t e r geradeweg s i n die Ma yawel t

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