Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
Seine breite Stirn, das schräge Auge erinnerten an eine n Ja g ua r . Aus seinem Scheitel wuchs eine Pflanze, längliche Blätter, die einen sonnengelben Kolben umschlosse n . Diego ahnte , we n diese s Bildni s darstellen sollte. Den jungen Maisgott, genann t »Her r Ach t de r göttliche n Fruchtbarkeit« . Bereit s i n San Pedr o hatt e e r diese n handfeste n Messia s kennengelern t . Rechts nebe n seine r Glyph e wa r ein e abstrakt e Figu r aufgeführt , di e an zweierlei erinnert e . An eine Messerklinge und an ein aufgerichtete s männliche s Glied . Darauf war ein Kreuz aus zwei diagonale n Linie n gezeic h net .
    »Acht Edznab«, sagte der junge Bücherprieste r . »Ei n Ta g im Tzo l k in , de m Ritualkalender . Ein heiliger Ta g . Wie alle Tage, ausgenomme n Uayeb . Seine beherrschenden Gottheiten sind der jung e Maisgott , de r di e Ziffe r Ach t regiert , un d de r Got t des achtzeh n ten Tages, Kukulká n .« Er unterbrach sic h . Seine Wange n glühte n . »Verzeih t mir . Wi e törich t vo n mir , Euch, ausgerechne t Euc h ... vo n Kukulká n ...« E r senkt e de n Kop f und verstummt e .
    »Spric h nu r weiter .« Diegos Geduld drohte zu versiege n . »Sei ohn e Scheu , Jul k in . Ic h möcht e dies e Schrif t verstehe n . Du sollst sie mir erkläre n . Nichts anderes zählt jetzt.«
    »Wie Ihr befehlt, Herr. Hab t Dan k fü r Eur e Nachsicht .« Abermals verlor sich seine Rede in einem Strom gemurmelter Entschuldigunge n . Endlich straffte sich seine Gestalt, und Julkin fuh r fort : »Ach t Edzna b is t de r Ta g de r Fruchtbarkeit , di e durch Blutopfe r angereg t wird . A n diese m Ta g opfer n di e Prieste r den Götter n all e Kreaturen , i n dere n Leiber n frische s Blu t fließ t .
    Kinde r un d jung e Tiere . Un d jede r May a opfe r t vo n seinem eigene n Blut , zu r Stund e de s Hahn s un d zu r Stund e de r Eul e .«
    »Wi e wir d diese s Blutopfe r ausgeführt? « Beunruhig t sah Dieg o au f da s Bildni s de r Kling e hinab . »Inde m ma n sic h selbst mi t eine m Messe r schneidet? « Ih m fie l ein , wa s de r Lahkin währe n d des Rituals der Steinsetzung gesungen hatt e . »Die Spitz e de r Opferklinge . Die Spitze des aufgerichteten Gliedes. Si e schreibe n e s mi t rote m Blu t . Si e ware n es , di e mich erschufen.«
    »Ja , Her r . Mi t de m Messe r . In die Zunge und die Ohre n . In Brust und Sche n ke l . Unte r de n Priester n is t e s außerde m üblich, sich dort zu öffne n .« E r deutet e au f seine n Unterleib .
    Dieg o schauderte . Auc h Herná n hatt e ih m heut e frü h von derartige n Verirrunge n erzählt . Wollust durch Schmerzen, dacht e er . Tranc e durc h fehlgeleitet e B e gierde . Nirgendwo zeigt e de r Sata n sein e Fratz e unverhüllte r al s hier .
    »Da s also« , fuh r Julki n fort , »is t di e Schrif t de s Kalenders, wi e da s Gleichni s si e nenn t . I n de r Schrif t de s Gesetze s besagen di e beide n Zeiche n folgendes : Alles , wa s lebt , wir d sterb e n . Alles , wa s to t ist , wir d sic h auf s neu e verkörpern , wi e de r junge Maisgott , de r sic h alljährlic h opfer t un d wiederaufsteht .«
    »Und in der Schrift des Wahren Lichtes? Was bedeuten die Zeiche n dort?«
    »Ic h bi n nu r ei n kleine r Bücherpriester , Herr . Da s Wahre Lich t is t nich t fü r mein e Auge n bestimmt . Abe r nac h dem , was Ajna'a t j u'u m un s lehrte , is t di e Bedeutun g diese r Zeiche n i n der Schrif t de s Wahre n Lichte s ungefäh r diese ...«
    Julki n ballt e di e Fäust e au f de m aufgeschlagene n Buc h und öffnet e si e wiede r . Aber m als sah er den Pferdegottpriester von de r Seit e a n . Diego wollte seinen Blick erwider n . Doch Julkin schloß die Auge n .
    »Wer mit der Obsidianklinge enthauptet wird, den belohnen di e Götter . E r kan n sic h rasche r wiederverkörper n al s jeder andere . Un d überdie s in einem Körper seiner Wah l .«
     

8
     
     
    Wolke n jagte n übe r de n nachtschwarze n Himme l . Draußen au f de m Se e tobt e ei n Stur m . Noch war er weit von der Stadt entfernt . Abe r hie r unten , a m Ran d de r Insel , wa r sein e Macht scho n z u spüre n . Welle um Welle donnerte gegen de n Ka i . Wieder und wieder sprühte Gischt empor, in mondhellen Fontäne n . Jetzt erst wich Diego zurück, bis auf die Haut durchnäßt .
    Wi e lang e mocht e e r hie r gestande n haben ? Woh l meh r als ein e Stunde . I m Stockdunklen , au f di e Kaimaue r gestützt . Eingehüll t i n da s Heule n de s Sturm s un d da s Tose n de

Weitere Kostenlose Bücher