Die Maya Priesterin
Tunik a .
Das Blut toste in seinen Ader n . Verführerisc h schmiegte n sich di e beide n a n ihn . Für einen Moment vergaß er alles. Ixkukul ebenso wie seinen Argwoh n vo r de n Liste n Satan s . Ungewiß, wie tief er in den Fluten der Leidenschaft versunken wäre. Ohne di e Hilf e de s Herrn , de r ih m beistan d i n seine r No t .
Ei n krachende s Geräusc h . Dieg o fuh r auf , wirre n Bartes . Die Tür war aufgefloge n . Dari n stan d ei n j unge r Mann , von schmale r Gestalt , nack t bi s au f de n Schur z de r einfache n Leute . Net z un d Seil e übe r de r Schulter , offenba r ei n Fischer , am ganze n Lei b tropfnaß . Al s wär e e r selbs t i n de n See hinabgetaucht , u m mi t eigene r Han d sein e Beut e au s de r Flu t zu zi ehe n .
»Was willst du hier?« Ixmu'uk seufzte. »Ajsá t , unse r Brude r . Bitt e hab t Nachsich t mi t ihm , werte r Her r . Ei n unstete r Geist haus t i n seine m Lei b . Un d verläß t ih n stet s i m unpassendsten Momen t .«
»Aber er kann nichts dafür, der Arme«, fügte ihre Schwest er hinzu . »Schließlic h gelangt e e r a n Zeh n Cim i i n dies e Welt .«
A m Ta g de r Ohnmach t un d Absenzen , beherrsch t von Todesgott Ahpuc h . Wi e zu m Bewei s wurd e Ajs á ts Blick auf einma l leer . Sein e Kiefe r bewegte n sic h malmen d . Doch er bracht e kei n Wor t hervo r . E r t rottete in eine Ecke der Kammer un d hockt e sic h au f de n Bode n .
»Hoffentlich war es nicht mein Anblick, der deinen Geist vertriebe n hat .« Dieg o erho b sic h . »Bei mir war es jedenfalls umgekehrt .« Er lächelte dem jungen Fischer z u . »Durc h dein Erscheine n ha t mein Geist in meinen Leib zurückgefunde n . Ich dank e dir , Ajs á t .«
Mi t stumpfe r Mien e hatt e de r Fische r seine r Red e gelauscht . Ungewiß, ob er sie aufgenommen hatte. Doch sein Blick folgte Diego , de r mi t unsichere n Schritte n zu r Tü r ging . I n seinem Kop f noc h imme r da s Brause n de s Göttertrunks , vermisch t mit pochende m Schmer z . Und mit der Stimme seines Gewissens, da s ih n mannigfaltige r Todsünde n zie h .
»Un d ic h dank e euch , Ixlit z un d Ixmu'u k .« E r tra t hinau s und schlo ß hinte r sic h di e Tü r .
Da s Unwette r wa r vorüb e r . Nu r noc h einig e Pfütze n au f dem Bodenmosai k erinnerte n a n da s reißend e Gewässe r vo n vorhin .
Rasc h schrit t e r de n Ber g hinauf , de m heilige n Plat z entgege n . De r Morge n dämmert e scho n . Vo n zwe i Hure n vo r de r Flut gerettet , dacht e er . Und aller Hoffnung b e raubt .
Mitten auf der Straße blieb er stehe n . Jetz t ers t begrif f er wirklich , wa s di e Erklärun g de r beide n Mädche n fü r ihn bedeutete . Fü r ih n un d Ixkukul . Wi e konnt e e r sic h a n ein früheres Leben erinnern, in dem er schon einmal mit ihr zusamme n geleb t ha t te ? Sei n eigene s Gedächtni s reichte allenfall s dreißi g Jahr e zurück . Un d ihres ? Wi e k onnt e Ixkukul allen Ernstes behaupten, daß sie sich an ein gemeinsames Leben erinnere , verbrach t mi t ih m i n älteste r Zeit ? O ih r Götter , dachte er . Wenn das die Bedingung ist , habe n Ixkuku l un d ic h nich t den Schatte n eine r Chance .
Wie müde er sich auf einmal fühlt e . Z u mutlos , u m a n ihre Tü r z u poche n . Mit taumelnden Schritten ging er weiter bergan, ohn e auc h nu r eine n Blic k i n ihr e Gass e z u werfe n .
ZEHN
1
»Wenn Ihr geruhen würdet , heut e ei n gan z besondere s Buch z u lesen , ehrwürdige r Herr . Ich glaube, daß seine Botschaft Euer Interess e verdien t . Un d e s is t leich t z u entziffer n .«
»Leicht? « Dieg o unterdrückt e eine n Seufzer . Wiede r sa ß er a m Studiertisc h i m Tempe l de r innere n B ücherpyramide. Fackel n flackerte n i n Mauernische n . E s wa r frühe r Morgen, noc h wei t vo r de r Stund e de s Hahn s .
»Aber Ihr beherrscht die Schriften schon meisterlich!« Julkins leise s Lache n klan g selbstbewuß t un d stol z . »I n zeh n Tage n habt Ih r gelernt , wofü r a nder e Jahr e brauche n .«
Diego zuckte nur mit den Schulter n . Schläfri g sa h e r zu , wie de r jung e Bücherprieste r eine n Tonkru g au s de m steinernen Wandregal zo g . In der Morgendämmerung war Julkin im Tempe l de s Pferdegotte s erschiene n . »Ih r befahl t mir , Euch abz uholen, ehe Ahau Kinich erwach t .« Dieg o konnt e sic h beim beste n Wille n nich t erinnern , eine n solche n Befeh l erteil t zu habe n . Eine n Momen t lan g wa r e r versucht , Julki n fü r
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