Die Maya Priesterin
Tupfer schwammen darauf, wie A askäfe r schillern d . Verwesende s Fleisch , dacht e Dieg o . Die Überrest e eine s Körpers , de r sei t Jahre n i n diese m Kru g verfault .
Julki n stan d wi e erstarrt . Au f de m Bode n unte r de m Krug hatt e sic h ein e zäh e Pfütz e gesammelt . Weißlicher Schleim. Zögern d tra t Di e g o nähe r . Di e Tupfe r darau f ware n kein e Käfer . Er unterschied einen leuchtend gelben Ball, eine schwarze Axt, eine silberhelle Siche l .
Konnt e e s sei n ... ? E r hiel t de n Ate m a n un d gin g nebe n der Pfütz e i n di e Knie . Schriftzeichen, dachte er, kein Zweife l . Bunt e Gl y p hen , schwimmen d i m Gallert . Edznab, das Opfermesse r . Ei n gezähnte s Tor , da s Zeiche n fü r Xibalbá . Die gefiedert e Himmelsschlang e . Ei n k üh n geschwungene r Bogen, di e Brück e vo n Wel t z u Welt . Daz u ei n Stro m vo n Ziffer n und Zahle n . Dreihundertsechzi g . Neu n . Fün f . Dreizeh n . Dann maisumrank t di e heilig e Ach t de r Wiederkehr ...
Au f einma l klopft e ih m da s Her z bi s zu m Hals . Er sah auf. Di e Formel , wollt e e r sagen , Julkin, sieh doch. Sein Blick blieb a n de r Amphor e haften , ihre m tönerne n Hals . »Pa ß auf!«
Abe r z u spät . Ei n Schwal l madenweiße n Schleim s quol l aus de r Amphore . Di e Facke l i n Diego s Han d blakte . De r Schwall ergo ß sic h i n di e Pfütz e . Der Pater riß die Augen au f . Vo n den Zeiche n wa r nicht s gebliebe n al s ei n Chao s bunte r Spritze r auf de m bleiche n Bre i zersetzte n Bastpapiers .
3
»Ehrwürdige r Lahkin , löblich e Priesterschaft , ic h dank e Euch, da ß Ih r meine m Ru f gefolg t sei d . Eur e Pflichte n sin d zahlreich, Eur e Zei t is t knapp . U m s o glückliche r bi n ich , da ß Ih r alle meine r Bitt e entsproche n habt .«
Fas t alle . Der Blick des Pferdegottpriesters schweifte durch de n Altarrau m . De r gesamt e oberst e Priesterra t wa r i n seinem Tempe l erschiene n . Nu r B'ok - d'aanto j fehlte . Und Ixkuku l . Er spürte einen schmerzhaften Stic h . Später, dachte er. Noc h am heutige n Ta g würd e e r herausfinden , welche s Geheimni s den oberste n Prieste r Cha'ac s un d Ixkuku l verban d . Verschwörung ode r Leidenschaft . Mor d ode r Lieb e .
E r stemmt e sein e Händ e au f de n Altartisc h . Vorerst galt es, in diesen Seelen die Saat des Zweifels zu säe n . Un d eine r neuen Hoffnun g . E r beugt e sic h vor . Di e Silbersiche l klirrt e unter seine r Robe . »Ehrwürdige oberste Priester, ich erflehe Euren Rat . Vergangene Nacht, zur Stunde des Jaguars, ereilte mich ein e weiter e Visio n . Ihr alle seid weise Männer, erfahren in der Zwiespra c h e mi t de n Götter n . Ich bitte Euch, helft mir, das Gesich t z u deuten , da s mi r de r Pferdegot t i n diese r Nacht gesand t hat .«
Gena u vo r ihm , au f de m schwarze n Sesse l i n de r vordersten Reih e , sa ß wiede r de r Lahkin . Nur drei Tage waren vergangen, sei t si e zuletz t zusammengetroffe n waren , i m Palas t de s Canek . Dennoc h schie n e s Diego , al s se i de r oberst e Sonn e ngottpriester seitde m noc h hinf ä llige r geworde n . Sei n Lei b noc h hagerer, seine Wangen noch eingefallener, das ganze Gesicht gläsern vor Müdigkeit . Nu r di e Au ge n de s Lahki n glühten , zwe i brennende Stern e i n de r Weit e de s Alls . Unablässi g fixiert e e r den Pferdegottpriester, als ahne er, welchen Frevel der weiße Mann plante .
»Auf s neu e entführt e mic h di e Visio n i n de n Thronsaa l des göttlichen Pferde s . Wiederu m d u rft e ic h di e geflügelte n Rösser schauen , di e u m seine n Thro n schwebe n . Unablässig riefen sie einande r zu : ›Heilig, heilig ist der Hengst der Herde. Vo n seiner Herrlichkei t is t di e ganz e Erd e erfüll t . ‹ Un d abermal s fan d ich mic h au f de m Rücke n eine s geflüg e lte n Pferdes , da s mich gedankenschnel l durc h di e Lüft e tru g . Über Wald und Fluß, über Schluch t un d Berg , bi s wi r wiede r de n große n Se e erreichte n . Au s Wolkenhöh e sa h ic h hina b au f de n blaugrüne n Spiege l . In seine r Mitt e erho b sic h di e Inse l . Bi s dahin , eh r würdig e Priester, war alles wie in der Vision, die mir das göttliche Pferd zu Sechs Cim i gesand t hatte .«
E r hiel t inne . De r Blic k de s Lahki n durchbohrt e ih n . Alle oberste n Prieste r sahe n ih n a n . Voller Erwartung, in die sich bereits wieder Angst zu mischen schie n . Grauen vor den Launen de r Götter . Ihre m Wankelmu
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