Die Maya Priesterin
. Die andere n oberste n Prieste r wechselte n Blick e volle r Mißtrauen un d Furch t . Furch t vo r de m Zor n de r Götte r . Mißtrauen gegenüber dem bärtigen weißen Man n . Der sich seiner heiligen Pflich t durc h frevlerisch e Rede n z u entwinde n suchte .
»Wollt Ihr sagen, Bruder Pferd, es sei der Wille der Götter, da ß wi r kei n Neue s Reic h begründen? « De r oberste Bücherpriester erhob sich abermals aus seinem Sesse l . »Da ß wir i n Tayasa l bleibe n - i n diese m Baktun , i m nächste n un d bi s zum E nd e diese r Zeit ? Is t da s Eur e Botschaft , weiße r Man n - da ß wir die Gesetze unserer Götter brechen sollen?«
»Nich t mein e Botschaft« , sagt e Dieg o . Weiter kam er nicht. All e oberste n Prieste r hatte n sic h vo n ihre n Sitze n erhobe n . Im Halbkrei s kame n si e au f s e ine n Alta r z u . Alle redeten erregt durcheinande r . Der Lahkin verharrte als einziger auf seinem Plat z . Mit dünner Stimme rief er unverständliche Befehle. Nieman d achtet e au f ihn .
E s wa r diese r Moment , i n de m sic h Dieg o entschloß , sein Nebenorake l einzusetz e n . Hinter dem Altartisch machte er dem Fallsüchtige n ei n Zeiche n . Das umgekehrte Kreu z . Fah r zur Höll e . Augenblicklich heulte Yaxtun auf, so laut, daß die obersten Priester zusammenfuhre n . Alle starrten den Fallsüchtige n a n . Sein e stämmig e Gestalt , nack t b i s au f das schwarz e Schamtuc h . Schon wälzte er sich auf dem Boden, vor der Tür zur Sakriste i . Sein e Kiefe r malmte n . Sein e Auge n weiße Bälle , schauri g anzusehe n .
»Häupter der Helden - fliegen! « E r gurgelte . Die Zunge zuckt e ih m i m Mun d . »Trunk der Götter - rot ! Blu t au s Hälse n - fließt!« Seine Finger krallten sich in sein eigenes Fleisc h . Er kratzte sich die Brust blutig, den Bauc h . »Dunkle Flut - strömt! Heiliger Platz - volle r Blut! « E r heult e e s hervor . Schau m troff von seinen Lippe n . »Z u Ehre n de r Götte r - seh t nur , schlürfen da s Blut!«
Die obersten Priester standen wie erstarr t . Si e all e sahe n auf den Fallsüchtigen, der sich in Krämpfen auf dem Tempelboden wan d .
Sei n Schamtuc h zerrissen , Brus t un d Bauc h blutüberströmt .
»Heilige Raserei«, murmelte eine r . »Stimme n de r Götter« , ein anderer . Noch immer stammelte Yaxtun Weissagunge n . Zu verstehe n wa r nicht s meh r .
Dieg o tra t z u ih m un d beugt e sic h übe r de n Tobende n . Gewaltsa m hiel t e r sein e Händ e fes t un d flüstert e ih m die Forme l in s Oh r . » Weich e vo n mir , Satan . Den n mei n is t die Seel e de s Herrn .«
De r Fallenstelle r winselt e e s ih m nac h . Mi t grelle r Stimme, hecheln d un d atemlos . Augenblicklich wich der Kramp f . Yaxtun san k i n sic h zusamme n . Sein e Auge n schlo s se n sic h . Reglo s lag e r da . Auf der Seite, ein wenig eingekrümmt zu der Form eines Halbmondes .
Der Pferdegottpriester richtete sich au f . »Wi e seh r Ih r recht hattet , Brude r Sonn e .« Er ging auf den Lahkin z u . Wi e Wasser teilt e sic h vo r ih m di e Meng e de r oberste n Priester . »Au f die Einzelheiten kommt es a n . Di e G ö tte r habe n z u un s gesproche n . Durc h de n Mun d meine s niedere n Priester s Yaxtu n . Di e dunkle Flut . Si e umspül t di e Pyramide .« E r deutet e zu m Ausgan g des Tempels . Dahinte r la g i m Mittagslich t de r heilig e Plat z . »In eine m Mee r vo n Opferblu t versink t da s Alt e R e ic h .« Er erschauerte , s o heftig , al s hauch e de r Sata n selbs t ih n mit frostigem Atem a n . »Un d au s de n dunkle n Fluten« , rie f er,
»steig t da s Neu e Reich!«
4
Die Stunde des Adler s . Ahau Kinich blies seinen Glutatem übe r di e Stadt . Di e Luf t flirrt e vo r Hitze . W e r e s irgend vermeide n konnte , setzt e u m dies e Tageszei t keine n Fu ß vo r die Tür . Nur der Pferdegottpriester irrte seit Stunden durch Tayasa l .
Inner e Unruh e trie b ih n vora n . Weite r un d weiter . Zu m Hafen hinab , durc h ei n Gewir r vo n Gassen , ziello s i m Kreis . Schneller un d schneller . Dabei klopften ihm Hitze und Erschöpfung schon i n de n Schläfe n . Un d sein e Kehl e wa r wi e verdorr t .
Dennoc h eilt e e r weite r . Grußlos, blicklos, durch Gassen und Straßen , w o e r ni e zuvo r gewese n wa r . In Gedanken kehrte er imme r w ieder zu Ixkukul zurück. Unser e Liebe , dacht e e r . O ihr Götter . Un s bleib t nich t di e geringst e Chance .
Vorhin , nac h de m End e de r Ratsversammlung , wa
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