Die Maya Priesterin
Hof seid Ihr gekommen?« Julkins Miene drückt e Erstaune n au s . »Sei t lange r Zei t ha t nieman d diesen We g benutz t . Ic h selbs t un d alle , di e mic h besuchen , nehmen stets diese Tü r .« E r wie s au f eine n weitere n E i ngang , der zwische n de n Regale n hal b verborge n war . »Wa r di e Tü r a n der Hafenseit e nich t verriegelt ? Vo r viele n Jahre n lie ß mei n Vater sie verschließe n . Z u meine m Schutz , wi e e r sagte . D a dor t eine Sippe mit verderbten Sitten eingezogen se i .«
»Verderbt? « D e r Pferdegottprieste r räuspert e sic h . »Nun , wie de m auc h se i . U m au f dein e Visio n zurückzukommen , Julki n - sobal d d u wiede r be i Kräfte n bist , sollte n wi r nachsehen , o b in de r innere n Pyramid e nich t doc h noc h ei n leserliche s Buc h zu finde n ist .«
»Be i Kräft e n? « rie f Julkin . »Ic h beschwör e Euch , laß t uns eilen! « Noc h währen d e r sprach , streift e e r sein e Tunik a a b und grif f nac h de r jadegrüne n Rob e de s Bücherpriesters .
»Morgen« , sagt e Dieg o . »Hol e mic h zu r Stund e de s Hahn s in meine m Tempe l ab .« Für heute war es genu g . Ohn e eine Antwor t abzuwarten , nickt e e r de m Bücherprieste r z u . Dann trat e r durc h di e Tü r zwische n de n Regale n nac h drauße n .
E r fan d sic h i n eine r wohlbekannte n Gass e wieder . Zwischen verwahrloste n Häusern , Ruine n fast . Fassaden , vo n denen flüssige r Stei n b röckelte . Durc h Löche r i n de n Mauer n flogen Vögel aus und ei n . Auf dem Boden häuften sich Scherben, Unrat , Tierskelette .
Erstaun t sa h Dieg o u m sic h . Hie r wohnt e Julkin ? Ein Verdach t stie g i n ih m auf , ungreifbar , nebelhaft . E s wa r die Gasse des Te m pels der Mondgöttin.
5
Di e Ding e entglitte n ih m . Zumindes t schie n e s ih m so . Er fühlte sich wie ein Narr. Diesmal wurde ihm nicht einmal die Straßentü r aufgeta n . Wi e hefti g e r auc h mi t de r Faus t dagegen schlug .
Die oberste Priesterin hat sich zur Meditation zurückgezogen . Waru m hatt e e r sic h vorhi n abspeise n lasse n mi t diesem Spruch? Eine Lüge, dachte er, so offensichtlich wie dreis t .
Weshalb aber ließ sich Ixkukul vor ihm verleugnen? Weil die Götte r geboten , da ß e r si e ers t erkennen , sic h ihre r erinnern m ußt e au s frühere n Leben ? Ode r wei l si e unterdesse n heimlich mi t B'ok - d'aanto j zusammentraf?
E r knirscht e mi t de n Zähne n . »Aufmachen ! Ic h befehl e es!« E r hämmert e mi t beide n Fäuste n gege n di e Tü r . »I m Name n ...«
Welche n Gottes ? E r verstummt e . Schlu g sic h mi t der Hand au f di e Stir n . Narr ! Vie l z u lang e hatt e e r gezögert . Aus Feigheit , waru m sons t . Au s Furch t vo r B'ok - d'aantoj , dem Nebenbuhle r . Zornige r Tapir . Oberster Priester Cha'acs. Drahtziehe r grausigste r Massake r . Und Liebhaber Ixkukuls dazu?
Wiede r ball t e e r di e Fäuste . Ei n letzte s Ma l hie b e r gege n die Tempeltü r . Nieman d antwortete , nieman d öffnete . Da wandte er sic h u m un d gin g davo n . Durc h di e Gasse , zurüc k z u de r hellen Straß e zwische n Hafe n un d heilige m Plat z . Die Pyramide des Regengottes, dachte er. Lange genug hatte er sie gemiede n . Allz u lang e . Nu n würd e e r B'ok - d'aanto j zu r Red e stelle n . Sein Magen krampfte sich zusamme n . Zur Rede oder zum Kamp f .
Die Straße hinauf zum Platz lag im schrägen Nachmittagslich t . Scho n vo n weite m faßt e e r B'ok - d'aanto j s Festun g i n de n Blick . Ei n Steinkoloß , vo n unbestimmte r Form, wolkenhaft , höhe r noc h al s di e Bücherpyramide danebe n . Auf ihrem First der Tempel Cha'acs, ein riesenhafter Schädel, leuchten d rot . Und über seinem Eingang die Rüsselnase des Regengottes, dreist i n de n Himme l ragen d .
Außer Atem erreichte er den heiligen Plat z . Priester wandelte n durc h di e Alleen , i n Büche r ode r Gespräc h vertieft . Heut e hatt e e r keine n Blic k fü r sie , ihr e feierlich e Prach t . Er ließ di e Bücherpyramid e link s liege n . Vo r ih m ragt e da s Bauwerk de s Regengotte s au f .
Stufe n wi e fü r Riese n . Sogleich machte er sich an den Aufstie g . Ohne zu verschnaufen, ohne sich zu besinnen, als fürcht e e r z u erkennen , da ß sei n Mu t nu r vorgespiegel t se i . So wi e e r vorhi n geargwöhn t hatte , da ß Julki n nu r v o rgab , den junge n Fische r nich t z u kenne n . Abe r waru m hätt e e r e s leugnen sollen ? Un d weshal b bi n ic h Ajsá t
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