Die Maya Priesterin
überhaupt in jenes Haus gefolgt? Wie sonderbar, dachte er, Stufe um Stufe erklimmen d . Un d wi e seltsam , da ß ic h a m End e de s Hofe s au f Julki n stieß . Es wa r wi e ei n Wirrwar r vo n Bilder n i m Trau m . Ohn e Logik zusammengefüg t . Ode r vo n höhere r Han d .
De r Schwei ß lie f ih m i n de n Krage n . Immer wieder sah er nac h oben , darau f gefaßt , da ß ih m Tempelwächter entgegentrate n . Doc h nieman d kümmert e sic h u m ihn . Hinter ihm , unte r ih m dehnt e sic h de r heilig e Plat z . Er wagte es nicht, sic h umzudrehen , au s Angs t vo r jähe m Schwindelgefühl . Was sollt e e r sagen , wen n e r gleic h vo r B'ok - d'aanto j stand ? Ih n mit Vorwürfen überschütten? Ihn fragen, ob die Priesterin Ixquics in se i ne m Tempe l sei ? Da s siche r nicht . Ih m au f di e Stir n zusagen, welche r Verbreche n e r ih n verdächtigte?
Nun , e s würd e sic h weise n . Er trat auf den First der Pyramide. Eine n Momen t mußt e e r nu n doc h verschnaufen , di e Händ e auf di e Hüfte n gestemmt . Di e Stärk e d es Windes erstaunte ihn, wie jedesmal , wen n e r ein e Pyramid e erklomm . In diesen Höhen wirbelt e di e Luf t be i Nach t un d Ta g .
Endlich beruhigte sich sein Ate m . E r strafft e sic h un d gin g auf den Tempel Cha'acs z u . Der ganze Bau war wie ein riesiger Götterschäd el geformt. Das Tor ein überbreites Maul, verschlossen und schwar z . Zu beiden Seiten tellerrunde Fensterlöcher , vo n solche r Größe , da ß ei n Man n aufrech t darin stehe n konnte . Ode r dere n dre i . In jedem Fenster tauchten nun nebelgraue Wächter auf. Fü r di e Da u e r eine s Lidschlag s standen si e star r i n Cha'ac s Augenhöhle n . Dan n sprange n si e hinau s auf de n First . Sech s bullig e Gestalten , di e Arm e vo r de r Brust v erschränk t . Si e umringte n ihn , ohn e ei n Wort . Sechs , fie l ihm ein, die Zahl Cha'ac s .
»Ei n weni g freundli c he r Empfan g .« Sein e Stimm e klang brüchig . »Melde t mic h be i B'ok - d'aanto j . Sag t ihm , da ß der oberste Priester des Pferdegottes ihn sprechen wil l .«
Si e drängte n ih n zurüc k zu r Treppe , noc h imme r wortlos . Arm e rempelte n ihn , Händ e schoben , Kni e triebe n ih n zu m Ran d . Wollten sie ihn etwa die Stufen hinabstoßen? Er sah in ihr e Gesichter . Sech s jung e Fratzen , glat t un d lee r . Rasch wandt e e r sic h um . Ein e Trepp e wi e ei n Berghang , s o stei l und hoc h . I n de r Tief e de r heilig e Platz , erstrahlen d i m Lich t des frühe n A b ends . Wer hier hinabstürzte, war tot und zerstückt, lang e bevo r sei n Körpe r unte n aufschlug . Aber sie würden es nicht wage n .
Ei n Schla g au f seine n Rücke n . E r strauchelte . »Zum Teufel, laß t da s sein! « Weiter e Hiebe . E r taumelt e di e Stufe n hinab . Noc h imme r hatte n si e kei n Wor t gesproche n . Nicht untereinander , nich t z u ih m . Mit Knien und Schultern stießen sie ih n treppab . Stuf e u m Stuf e . Mehrfac h versucht e er innezuhalten, sich umzuwende n . Jedesmal prasselten Fäuste auf seine n Rücken , sein e Arm e ei n . Gleichmä ßig , schmerzhaft . Bis er es aufgab. Un d di e Trepp e hinunte r rannt e wi e ei n geprügelter Hun d .
Erst am Fuß der Pyramide wagte Diego innezuhalte n . Sein Ate m gin g keuchen d . Sei n Rücke n brannte . Verfluchter Teufelspriester, dachte er, das büßt du mir. Jede n ein zelnen Hieb . Doc h ärge r al s di e Schläg e brannt e i n seine m Inner n die Schmac h .
E r wandt e sic h u m . Sei n Blic k irrt e di e Pyramid e hinauf . Sonderba r . Vo n de n sech s Tempelwächter n wa r au f de r ganzen himmelhohen Treppe nichts zu sehe n . W o hatte n si e sich verbor g en ? Un d z u welche m Zweck ? Di e Pyramidentreppen ware n wi e gigantisch e Bühne n . Den Blicken preisgegeben, was imme r sic h dor t abspielt e . Hundert e Prieste r au f de m heiligen Plat z mußte n beobachte t haben , wa s au f B'ok - d'aanto j s Pyramid e geschehe n war .
Diesma l b is t d u z u wei t gegangen , Zornige r Tapi r . Alle s in ih m schri e nac h Rach e . Er würde in den Tempel des Lahkin eilen , au f de r Stelle , un d verlangen , da ß de r oberste Regengottprieste r bestraf t würde . Unter diesem Gedanken wandt e e r sic h wiede r de m Plat z z u .
Ih m gegenüber , i n eine r Entfernun g vo n dreihunder t Schritten, erho b sic h de r Tempe l de s Sonnengottes , di e gewaltige Säulenhalle auf ihrem eigenen Platea u . Diego blinzelte in die Abendsonn e . Ein Traum, dachte er.
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