Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
voreinander auf und ab, die lodernde n Fackel n erhobe n .
    »Nein , Her r . Nich t de n Se e vergrößer n .« Julki n keucht e . »Nur diese n Schacht . Ich glaube, daß er durch irgend etwas verstopft ist . Da s Wasse r kan n nich t zurückfließe n . Nu r deshal b steh t es bi s hie r obe n i m Gewölb e . Viel zu hoc h . D i e Regenzei t ha t ja gerad e ers t begonne n . Un d dan n diese r Geruc h . Ic h glaube ...«
    De r Gestan k nac h Verwesun g . Jetzt verstand er, worauf Julkin hinauswollt e . »Ei n tote r Körpe r .«
    »Ja , Herr . Ein verendetes Tie r . Anders kann es nicht sei n . Der Kadave r verstopf t de n Schach t . Wi r müsse n hinabtauche n und das Aas aus dem Weg schaffe n .«
    »Oder den Leichna m .« Ein e Eingebun g . E r hatt e leise gesprochen , meh r i n Gedanke n al s z u Julki n .
    Ungewiß , o b de r Bücherprieste r ih n gehör t hatte . Si e starrten einande r an , keuchen d i n de r ekle n Flut .
    »Also meinetwegen«, sagte der Pater endlic h . »Abe r rasch, solang e ic h noc h halbweg s be i Kräfte n bin .«
    I n de r Deck e fande n si e ein e waagrecht e Höhlun g und schoben die Fackeln hinei n . Diesmal war es Julkin, der als erster sein e Lunge n füllte . Hinter ihm tauchte der Pater in die Bracke hinab . Sofor t umschlo ß ih n wiede r Dunkelhei t .
    Zwei Schritte unter ihm tauchte Julkin, ein Schemen im Schlam m . De r Pate r versucht e ih n i m Blic k z u behalte n . Der Bücherprieste r schwam m mi t raschen , kraftvolle n Züg e n . Wie ei n Pfei l scho ß er , beinah e lotrecht , au f de n Grun d des Gewölbe s z u .
    Nac h wenige n Züge n ga b e s Dieg o auf , mi t ih m mitzuhalte n . Imme r tiefe r sanke n si e nac h unte n . Es erschreckte ihn, wie tief dies e Kamme r anscheinen d war . Oder befanden sie sich scho n i n de m Schacht , de r dreißi g Schritt e abwärt s führte , geradewegs hina b zu m Haltuna?
    E r streckt e di e Arm e ei n weni g zu r Seite . Wahrhaftig , seine Händ e fuhre n hie r wi e dor t übe r Stei n . De r Schach t . Senkrecht tauchte n si e unte r de r Pyramid e hina b .
    Au f einma l prallte er gegen etwas Warmes, Fleischige s . Er tastet e hi n . Ei n angewinkelte s Bei n . Julki n . E r verstan d nicht . Wa s macht e de r klein e Prieste r dort?
    Dieg o schwam m noc h nähe r hera n . Jetz t erkannt e e r e s . Julkin hatt e sic h gege n di e link e Schachtwan d gestemm t . Ihm gegenüber , i n de r rechte n Mauer , mündet e ei n enge r Stolle n in de n Schach t . Etwa s steckt e darin . Ei n Bündel , gestaltlo s und bleic h . Wi e ei n übergroße s Daunenkisse n sa h e s aus . Oder wie ein aufgequollener Kuhkadaver. Mi t de m eine n End e steckt e es i m S tolle n fes t . Die weit überwiegende Masse aber wucherte in de n Schach t hinei n . Ei n Pfropfen , riesenhaf t un d formlos , der de n Wasserschach t verschloß .
    Mi t beide n Hände n zerrt e Julki n dara n . Dieg o glit t nebe n ih n . Zaghaft ergriff er einen Zipfel, der aus dem Bünde l hervorstan d . Gewebter Stoff, dachte er. Leintuch , wi e vo n Tunike n . Was immer in diesem Pfropf stecken mochte, ein Kadaver war es nich t .
    Gemeinsam zogen sie jetzt an dem Balle n . Waagrech t i n den Schach t geklemmt . Da s Her z hämmert e Dieg o i n de r Brus t . Lang e halt e ic h e s nich t meh r aus , dacht e er . Erbitter t zerrt e er an der nachgiebigen Mass e . Was mochte es nur sein? Endlich began n sic h de r Pfrop f z u locker n . Zwischen dem Bündel und de r Schachtwan d bildete n sic h Ritz e . Wasse r ran n hindurc h und vergröße r t e di e Öffnunge n . Schließlich strömte das Wasser in kräftigem Strahl abwärts, über die Priester und das Bündel hinwe g . Da s Gewölb e übe r ihne n began n sic h z u leere n .
    Diego s Lunge n brannte n . Weiße Lichter kreisten vor seinen Auge n . E r pocht e au f Julkin s Ar m und deutete nach obe n . Der Bücherprieste r nickte . Mi t letzte r Kraf t stie ß sic h Dieg o vo n der Schachtwan d ab . Da erst erkannte er, in welcher Gefahr sie schwebte n . J e meh r de r Pfrop f unte r ihne n nachgab , desto stärke r wurd e di e Strömung . Nich t meh r lange , u n d die aufgestaute n Flute n würde n abwärt s donnern , mi t de r Gewalt eines Wasserfalls. Und sie beide mit sich reißen, dreißig Schritte tie f i m lotrechte n Schacht .
    Mi t krampfhafte n Bewegunge n schwam m Dieg o aufwärts . Ich schaffe es nicht, dachte e r . O gütige r Gott , mach , da ß wi r nicht i n di e se m Höllenschlund zerschmettert werde n

Weitere Kostenlose Bücher