Die Maya Priesterin
gleiten d . Und nun? Nun stand er schon wieder oben, auf dem höchsten Punk t de s Abhangs , un d a n seine r Stell e la g ei n andere r im Stau b . »Ic h ve r geb e dir« , sprac h de r Pater . »Und nun steh au f .«
Di e Stund e de s Hahns . De r Schrecke n zittert e noc h i n seiner Seele , al s e r nebe n Julki n au s de m Tempe l trat . Schrecke n und Scha m . Doch seltsam, sie verblaßten scho n . Verdampfte n wie di e Nebelschwade n übe r de m heilige n Plat z . Aha u Kinic h stieg au s de m große n See . Her r Sonnengesich t . Jede trübe Ahnung vergin g unte r seine n Strahle n . Jed e Rücksicht , jedes Schuldgefüh l . Zu m erste n Ma l verstan d Dieg o di e Verehrung, di e di e May a ihre m Sonnengot t entgegenbrachte n . De n Geist de s Krieger s bracht e e r zu m Strahlen , de n bedenkenlosen Heldenmut . Die Kleinmütigen aber, die Bedächtigen und Zögernde n versengt e sein e Glut .
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»Alle s is t vorbereitet , Her r .« Julki n zo g ei n schmale s Paket unte r seine r Rob e hervor . » Zwei kleine Fack e l n und Schwefelhölzer, umhüllt mit Wachspapie r . So müßten sie das Wasser trocken überstehe n .«
»I m Gegensat z z u un s .« De r Pate r bemüht e sic h u m einen leichte n To n . Dabe i wa r ih m selte n wenige r nac h Scherzen zumute gewese n .
Wiede r stande n si e a m Fu ß de r inn eren Pyramide. Julkin hatte de n geheime n Zutrit t bereit s geöffne t . Mi t ihre n Fackeln leuchteten sie in die Pyramide hinei n . Finsterni s und Modergeruc h . Ein Schauder überlief Diego, wenn er sich vorstellte , wa s ihne n bevorstand . Eine Tauchpartie in die Katakombe n unte r de r Pyramide . Di e schmal e Trepp e hinab , in faulig e Finsterni s . Ungewiß , wa s si e dor t unte n erwartet e . Und ob sie rechtzeitig zurückkehren könnten, über die Wasserlinie, fall s e s i n de m Gewölb e kein e Atemluf t gab .
Ihre Silhouetten spiegelten s i c h i m Wasse r z u ihre n Füße n . In de r Tief e wa r wiede r jene s Tose n z u hören , wi e vo n einer mächtige n Strömung . Eigenartig , dacht e Dieg o . Da s Wasse r vor ihnen, in der P y r amidenkammer , schie n unbeweg t . Auc h der faulige Geruch deutete darauf hin, daß es seit l a nge m stockte . Wi e abe r wa r e s überhaup t i n da s Gewölb e gelangt ? Wie konnte n sic h dor t unte r de r Pyramid e solch e Flute n stauen , daß de r Pege l bi s zu r Erdlini e stieg ? Schließlic h befande n si e sich auf dem höchsten Punkt der Inse l . Dreißig Schritte über dem S piegel des See s .
Julki n lehnt e sein e Facke l a n de n Fu ß de r Pyramid e un d legte das Wachspaket danebe n . »Gester n ka m ic h kau m meh r diese Trepp e hinau f .« E r deutet e i n di e Pyramidenkammer . »Die Kleidun g saug t sic h vol l un d wir d schwe r wi e Stei n .« Im Handumdre he n hatt e e r Tunik a un d Schur z abgestreif t un d zu Boden geworfe n .
»Langsam , Julkin .« In Diegos Ohren begann es zu tose n . Die Stimm e i n seine m Inner n zischte : Gefahr ! »Wie hoch steht dort unte n da s Wasser ? Versuch e dic h z u erinner n . Kann man in dem Gewölb e atmen?«
De r Bücherprieste r senkt e de n Kop f . »Ic h wei ß e s nicht , Her r . E s is t finste r dort . Un d ic h wa r auße r mi r vo r Sorge , z u spät gekomme n z u sei n . Ic h taucht e hina b un d stie ß au f diese n Kru g . Ohn e nachzudenken , packt e ic h ih n un d schwam m zurück .«
Julkin deutete auf die umgestürzte Amphore. Si e la g a m Fuß de r Treppe , nebe n de m zersetzte n Bastpapier . E s sah widerwärti g aus . Gallert, bunt gesprenkelt, der sich bereits mit Schimme l überzo g .
De r Pate r unterdrückt e ei n Seufze n . E r löscht e sein e Fackel un d legt e si e au f di e Treppe . »Als o gehe n wir .« In unser Verderbe n ode r w ohi n auc h imme r . E r streift e sein e Rob e ab un d war f si e nebe n Ju l k in s Tunika . Dan n tra t e r übe r die Schwelle , i n di e Pyramidenkammer .
Wi e widerlic h sic h da s Wasse r anfühlte . Modrig und war m . Absche u benah m ih m de n Ate m . E r stapft e durc h di e Flu t . Die Stufe n hinab . Schon reichte ihm das Wasser bis zur Hüft e . Er wartete , bi s Julki n herbeigewate t war , da s Wachspake t i n der Han d . Dan n füllt e e r sein e Lunge n un d taucht e hinab .
Dunkelhei t umga b ih n . Ein e Nach t au s Faulwasse r und Schlam m . Mi t de n Beine n stie ß e r sic h i n di e Tiefe . Sein e Finger tastete n nac h de n Stufe n i m Moder . Drei , sieben , neu n . Tiefer gin g e s
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