Die Maya Priesterin
. Sein e Beine fühlten sich wie Gallert a n . Mit den Schultern stieß er sich an de n Schachtmauer n bluti g . Mit seiner allerletzten Atemluft taucht e de r Pate r au s de r faulige n Flu t empor .
Üb e r ih m flackerte n di e Fackel n i n ihre r Nisch e . Vo n allen Seite n stürzt e da s Wasse r au f ih n z u . Rauschen d un d gurgelnd . Wie in einem riesigen Bassin, dessen Abfluß geöffnet worden war . Schlam m spritzt e durc h di e Luft . Mauerbrocken wirbelten i m Wasse r umher .
Keuchen d schwam m Dieg o au f di e Trepp e a m End e des Gewölbe s z u . Scho n tauchte n di e oberste n Stufe n au s de r Flut . Betäubende r Fäulnisgeruc h erfüllt e di e Luft . S o rasc h san k jetzt das Wasser, daß er schon wieder aufrecht stehen konnte. Un d so ungestü m flo ß e s ab, daß die Strömung ihn beinahe von den Füße n riß .
E r san k au f di e Treppe , di e ebe n noc h überflute t gewese n wa r . Sein e Lung e stan d i n Flamme n . Sein e Kehl e wi e mi t Asche gefüll t . Mode r bedeckt e di e Stuf e unte r ihm , schleimi g und war m . E s wa r ih m ega l . S o sa ß e r lang e Zei t . Besudel t und nack t . E r fühlt e sic h erschöpfte r al s j e i n seine m Lebe n . Sein ganze r Lei b ei n Klumpe n Schmerz , umwunde n vo n Ixquics Silberschnüre n .
U m ih n heru m rauscht e un d gurgelt e da s Wasse r . Schließlich ran n un d tropft e e s nu r noc h . I rgendwann kehrte Stille ein.
Dieg o blickt e au f . Wi e ruhi g e s au f einma l war . Nu r weit unten , i n de r Tiefe , wa r noc h da s Tose n de r Strömun g z u höre n . Selbs t sei n Ate m hatt e sic h beruhigt . Un d sei n holpernde s Her z .
Weite r hinte n i m Gewölbe , vo n de n Fackel n b eschienen, hockte Julki n . Mit Moder bedeckt auch er. Er kauerte vor einer Nische , di e zwe i Fu ß übe r de m Bode n i n de r Wan d klaffte .
»Seh t doch , liebe r Herr .«
Dieg o erho b sic h . Schwerfällig stapfte er durch den Schlam m . Jede r Zol l seine s Leibe s ta t we h . Nebe n Julki n beugt e e r sich nieder . Der kleine Bücherpriester balancierte eine Steinplatte vor sich auf den Knie n . Aufmerksa m sa h Dieg o si e a n . Die Platt e glänzte , abe r nich t vo r Nässe . Wachs , dacht e er . Mi t dem Finge r fuh r e r darüber . Di e ganz e Platt e wa r mi t Wachs versiegelt . Offenbar hatte Julkin sie soeben aus der Wand gelös t . A n ihre n Ränder n klebte n noc h wächsern e Streifen , glitzernd gelb .
In der Wandnische stand eine kleine Amphore. Ei n schmaler Kru g , mit Wachs bedeckt auch er. Julki n nah m ih n heraus , so sacht e wi e i m Trau m . E r erho b sic h . Sein e Auge n leuchtete n . Er wiegte die Amphore in den Armen, zärtlich wie ein kleines Kin d .
Auc h de r Pferdegottprieste r rappelt e sic h wiede r au f . In seine m Kop f summt e e s vo r Erschöpfun g . Noch immer war die Luft gesätti g t mit Fäulnisgeruc h . »Brin g di e Amphor e hinaus«, sagt e er . »Nicht s wi e for t vo n diese m schauerliche n Ort .«
»Wi e Ih r befehlt , liebe r Her r .« Julki n lächelte . Sein ganzes Gesich t strahlt e wi e i n Ekstase . Schon wandte er sich der Treppe zu , hinau f zu r Erdlinie . Au f einma l verdüstert e sic h sein e Mien e .
»De r Schacht , ehrwürdige r Herr . Vielleich t möchte t Ih r noch eine n Blic k hineinwerfe n . Jene s Bünde l . Zuers t dacht e ich , es wär e ei n Balle n weiße s Tuc h . Die herabströmenden Wasser habe n e s entblättert . Kein Ballen, liebe r Herr .«
De r Pate r reckt e sic h zu r Decke . Jetzt, da das Wasser abgeflossen war, hatte er Mühe, die Fackeln in der Nische zu erreiche n . E r zo g ein e herau s un d tra t a n de n Ran d des Schachtes . Augenblicklic h began n e s i n seine n Ohre n z u tose n . Der Abgru n d zo g wi e mi t tausen d Hände n a n ih m . Fü r einen Momen t schlo ß e r di e Auge n . Behutsam atmete er aus und ein. Dan n ho b e r di e Lide r wiede r . Kniet e sic h a n de n Ran d des Schachte s un d leuchtet e hinein .
O mei n Gott . De r Ate m stockt e ihm . E r starrt e hinab . Das ko nnt e nich t sein . Ei n Trugbild , dacht e er . Teuflisches Blendwerk . Doc h e s wa r kei n Tru g .
Wi e lang e si e dor t unte n gelege n hatte , we r hätt e e s sagen möge n . Eingewickel t i n Dutzend e weiße r Tunike n un d Tücher, wi e ein e riesenhaft e Raup e i n ihre n Koko n . Di e he r abstürzende Flu t hatt e de n Koko n mi t sic h gerisse n . Nu r de r Leichnam , fahl un d gedunsen , wa r zurückgebliebe n . Mi t de n Beine n i n
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