Die Maya Priesterin
Euc h melden , Her r . Wi e lang e schon warten wir auf Euc h .« Ei n kummervolle s Lächel n erhellt e ihr Gesicht . »Erinnert Ihr Euch nun? Erkennt Ihr sie? Hoffentlich nicht zu spä t .« Siyil s Lippe n bebte n . »Vor neun Tagen hat sich Ixku k u l i n Tranc e versetz t . Seither ist sie nicht zurückgekehr t .« Di e Priesteri n wandt e sic h u m un d öffnet e di e Tü r z u den innere n Räume n . »Ihr e Seele , w o is t si e jetzt ? Komm t nur, Herr .«
Di e Gehilfe n bliebe n i m Vorrau m zurück , ebens o di e Trag e . Dieg o humpelt e hinter Siyil her, wie betäub t . Nicht zurückgekehrt ? Wa s sollt e da s bedeuten?
De r Rau m de r Liebesnische n . Siyi l eilt e ih m voraus . Wi e still e s hie r war . Drücken d . Drei, fünf, sieben niedere Priesterinnen Ixquic s kauerte n i n de n Nischen , jed e fü r sic h . Ihr e jungen Gesichter erstarrt vor Kummer und Angs t . E r spürt e einen Klumpe n i n de r Kehl e . Heilun g hatt e e r sic h erhofft , von Ixkukul ? Un d dabe i la g si e selbs t darnieder , zerrütte t von Sehnsucht und Schmer z .
A n de r Tü r zu m Altarrau m de r Mondgötti n blie b Siyi l s tehe n . Legte ein Ohr ans Türblatt, einen Finger auf die Lippen und lauschte . Diego glaubte silberhellen Gesang zu vernehme n . Einsetzend , verwehen d . Eine Täuschung? Sie schob die Tür au f .
Hinte r ih r humpelt e e r hinein , mi t lärmende n Krücke n . Di e Tür glitt zu .
Dämmerlich t . E s dauert e eine n Moment , bi s sic h sein e Augen umgestellt hatte n . E r erinnert e sic h . Ei n weite r Raum , kreisrun d . Dor t vor n hatt e Cristóba l gelegen , be i seine m überraschenden Sündenfall . Siyi l ergrif f seine n Ar m . Zo g ih n tiefe r i n den Rau m . D ort , Her r . Ihr e Lippe n formte n di e Worte , lautlos . Er lie ß sic h mitziehen , humpelnd , s o leis e e s gehe n mochte .
Dan n sa h e r sie . Fra u Welle . Sei n Her z setzt e fü r eine n Schlag au s . Niemals war sie ihm schöner erschiene n . Gebettet in die Flu t ihre s schwarze n Haar s . Abe r wi e bleic h si e war . Wie schma l ih r Gesicht . Fas t durchscheinen d ihr e Haut . Schimmernd wi e de r Mon d .
Si e la g au f de m Rücken , bewegungslo s . Ruhen d au f einem runde n Gebilde , hal b Lagerstatt , hal b Altar . E r begriff , da ß e s so sei n mußte . Da ß Ixqui c s Alta r zugleic h ei n Liebeslage r wa r . Er lie ß di e Krücke n fahre n un d beugt e sic h übe r si e . Ihr e Augen waren geschlosse n . Fü r e inen furchtbaren Moment schien es ihm , al s wär e si e tot . Abe r nei n . Sie atmete. Er stammelte ein Dankgebet .
Au f einma l wa r ihm , a l s hätte n sic h ihr e Auge n geöffne t . Auch der silberhelle Gesang hatte wieder eingesetzt, leise und fer n . Unverwand t schie n Ixkuku l ih n anzuseh e n . Ihr e Augen schwarz e Schächte . E r stürzt e hinein . Lichte r wirbelte n u m ihn herum . Ih m war , al s flieg e er , gedankenschnell . Der Gesang wurd e laute r . Lieblich e Stimmen , volltönen d un d hell . Engel, dacht e e r . Abe r e s ware n kein e Enge l . Er sah um sic h . Eine Waldlichtung , kreisrun d . Hundert e silberne r Priesterinnen , die Arme erhoben, die Gesichter dem Himmel zugewand t . D er Gesang strömte aus ihren Münder n . Un d stie g auf , i n di e Höhe, zum silbernen Rund des Mondes. Un d ein e de r Priesterinnen wa r sie . E r selbs t stan d a m Ran d de r Lichtung , zwische n die Zuschaue r gepfercht . E r rie f ihre n Name n . »Ixkukul! « Sie schaut e ih n an , lächeln d . Un d sa h doc h s o frem d au s . Wi e aus eine r andere n Welt ...
Al s e r z u sic h kam , la g e r a m Bode n . Es dauerte einen Moment , bi s e r begriff . Da s silberfarben e Gebild e nebe n ihm wa r Ixquic s Altar . E r mußt e da s Bewußtsei n verlore n habe n .
Siyi l beugt e si c h übe r ihn . Sie lächelte unter Träne n . »Ih r habt si e gesehen , Herr ? Ih r rief t ihre n Name n .«
Benomme n sa h Dieg o z u ih r au f . »Ic h sa h si e . Ja .« I n seinem Kop f saust e es .
»Oh , ic h wußt e es« , sagt e Siyi l . »Ihr allein vermögt es, Her r . Da s gleich e Wunde r z u wir ken, mit dem Ihr die Seele des Canek au s de n Götterwelte n zurückgehol t habt .«
Ei n Mißverständnis , dacht e er . Ic h hab e si e gesehe n . Aber nich t dort , w o ihr e Seel e jetz t sei n ma g . E r sagt e e s nich t . Noch immer war er tief erstaunt über seine Visio n . Wiede r s a h e r sie vo r sic h . Di e singende n Priesterinne n . Ixkuku l . E r hatt e sie erkann
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