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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Schatte n hinte r der Schädelpyramide . Pate r Toma s wa r ihne n gefolgt , wi e betäubt von den Ereignisse n . Nun saßen sie seit Stunden auf der unterste n Stuf e de r Pyramide , zwische n grinsenden Totenköpfe n . Di e Geschichte , di e de r Fremd e ihne n erzählte, war ungeheuerlic h .
    Sei n Na me sei Diego Delgado, geweihter Priester der katholische n Kirch e un d Mönc h vo m Bettelorde n de s heiligen Franzisku s . E r sagt e da s s o geläufig , da ß a n seine n Worten kau m z u zweifel n war . Jedenfalls , wen n ma n di e Auge n schlo ß . Wen n Toma s di e Lide r hob , wa r e s ei n braune r Wilder , mit Teufelszeu g gegürtet , de r di e gottgefällige n Auskünft e gab .
    E r se i i n Kastilie n i n Ungnad e gefallen , wege n eines Zusammenstoßes mit der Inquisitio n . Fün f Jahr e lan g hab e er zuvo r al s Prieste r i n Bej a gewirk t . Bi s z u seine r Verbannu ng durc h da s Kirchengerich t vo n Malag a . Ers t i m Mär z dieses Jahre s se i e r i n Sa n Benit o eingetroffen , a n Bor d de r Santa Magdalena . »Prüf t mein e Angabe n getros t nach« , sagt e er . »Ihr werde t alle s bestätig t finde n . Am besten, Ihr fragt meinen alten Freun d Pe dr o Martine z .«
    »Den Abt?« Pater Tomas sträubten sich buchstäblich die Haare .
    »Gewiß .« Der Mann, der sich Diego Delgado nannte, wickelte di e zerfetzt e Tunik a u m seine n Leib . »Da Ihr der Kurie angehört, Mons i g nore« , sagt e e r z u Batisto , »kan n Euc h meine Bots chaf t nich t behage n . Dennoc h verhäl t sic h alle s so , wi e ich e s Euc h geschilder t habe . Di e May a vo n Tayasa l besitze n die Forme l de r Wiederkeh r . E s bedeutet , da ß si e nac h ihrem leibliche n To d zurückkehre n können , durch Wiederverkörperun g i n eine m Lei b ihre r Wahl . Ic h selbs t bin gestorben und zurückgekehr t . Noc h imme r spür e ic h den Schmerz , al s mi r da s Bei l i n de n Nacke n fuhr .« E r faßt e sic h ins Genic k »Abe r seh t doch , ic h bi n wiede r da .« E r erho b sic h .
    »Idra crocodrillum penetrans eviscerat illum«, zitiert e e r und geno ß sichtlic h di e Verwirrun g de r beide n Schwarzröcke, »transiliens mortem Christus tulit inde cohorte m .«
    Der Fremde stand vor ihne n . E r deutet e au f di e Pyramide .
    »Sie alle«, sagte er, »haben sich auf die Reise begebe n . Si e alle werden wiederkehre n . Heute, morgen, spätestens übermorge n .
    J e nac h dem , welch e di e Zah l ihre s Abschied s war .«
    »Si e alle? « Batist o ri ß di e Auge n auf .
    Toma s wandt e sic h u m un d sa h a n de r Pyramid e empo r . Schreckensbilder huschten ihm durch den Kop f . Wen n diese zwanzig t ausen d To t en wahrhaftig zum Leben erwachen, dachte er , is t e s u m un s geschehe n . In der Sonne glänzten die beinernen Köpfe wie polier t . Offenbar waren sie alle enthäutet worden, dacht e de r Pate r schaudern d . Anders ließ sich nicht erklären, weshal b keine r diese r Zehn t ausende von Schädeln auch nur ein dürftige s Hautfetzche n ode r Haarbüsche l aufwies . E s würde mic h nich t wundern , dacht e Tomas , wen n bal d scho n draußen i m Wal d ei n riesige s Massengra b entdeck t wird . Un d noch etwa s wurd e ih m i n diese m Momen t klar : Wa s auc h im me r in diese r Satansstad t geschehe n sei n mochte , ein e beträchtliche Anzah l Kriege r ode r Prieste r mußte n da s Massake r überlebt habe n . Jen e nämlich , di e di e Schäde l enthäute t un d au f der Pyramid e aufgeschichte t un d di e geköpfte n Leichnam e beseitigt hatte n .
    D er Monsignore zog eine Seidenschlinge aus der Tasche und stand au f . »Leg deine Hände auf den Rücke n .« Der Fremde gehorchte überrumpelt. Batist o schlan g da s End e de r Schnu r um die schmalen Handgelenke. »Wi e imme r dei n wahre r Nam e sein mag , d u bis t vo m Teuf e l besesse n .« Sein e Stimm e hatt e einen Tonfall tückischer Sanftheit angenomme n . »Abe r schöpf e Mut, den n ic h bring e di r Heilung .« Er wandte den Gefangenen um un d nah m ih m da s Silbe r ab .
    De r Gefangen e stöhnt e leis e auf , doc h e r sprac h kei n Wor t . Batist o must e rt e di e Mondsichel , da s Kaninche n un d die Silberschnüre , dan n scho b e r alle s i n di e link e Tasch e . Mi t der Rechte n zo g e r ein e klein e Zang e hervo r .
    E r führt e da s Instrumen t vo r di e Auge n de s Gefangene n . Es sa h widerwärti g au s . Rosti g un d mi t eine r rötliche n Kruste, die zumindes t de n Anschei n erweckte , alte s Blu t z u sei n .

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