Die Maya Priesterin
erwartete . Toma s hatt e e s fü r Übertreibung gehalten, für seltsame Satansschwärmere i . Jetzt ritt er neben Batist o durc h da s To r de s maisgelbe n Gebäudes . E s war gewaltige r al s jede s Bauwerk , da s e r kannte , se i e s i n de r Alten ode r i n de r Neue n Welt .
De r Monsignor e a n seine r Seit e sa h aufmerksa m nac h links un d rechts . E s wa r alles , wi e e r e s vorausgesag t hatt e . Düstere Pracht . Stei n geworden e Angs t . »Wi e of t hab e ic h davon geträumt« , sagt e e r leise , »di e Satansstad t z u finde n . Nu r e i nes hätt e ic h ni e erwartet : da ß si e menschenlee r sei n würde .«
Nebe n Urzúa ritte n si e di e Straß e hinauf . Leer glotzten die Fensterhöhle n . Da s Ganz e sa h nac h wohlgeplante m Rückzug aus , dacht e Tomas . Nirgend s wa r ei n Mensc h z u sehen , nicht einma l ei n vergess e ne s Kleinkind , ei n zurückgebliebene r Greis . Vielleicht hofften die Bewohner, daß die Eindringlinge unverrichteterdinge wieder abziehen würde n . Oder sie hatten eine n Hinterhal t gelegt , weite r obe n i m Herze n de r Stadt .
Di e Huf e klapperten , di e Rösse r schnau b te n . Ansonsten herrscht e Totenstille . Pate r Toma s wurd e e s immer unheimlicher . E r wandt e sic h u m . Tie f unte r ihne n leuchtet e der blaugrün e Spiegel , di e riesig e Fläch e de s Sees . Al s e r sich wiede r nac h vor n drehte , verhiel t sei n Wallac h soebe n a m Rand de s h eiligen Platzes von Tayasa l .
Nichtswürdige s Blendwerk , wollt e Toma s denken , doc h der Anblick verschlug selbst Gedanke n . Zu seinen Seiten saßen Urzú a un d Batist o i n ihre n Sätteln , auc h si e wi e z u Stei n erstarr t . Da s Mau l stan d de m Obers t offen , di e Auge n gl otzte n . Einen solche n Plat z hatte n si e all e dre i noc h ni e gesehe n .
Zögern d setzte n si e sic h wiede r i n Bewegun g . Auch die weite Fläch e de s Platze s wa r menschenleer . Und doch schien es Toma s au f einmal , al s o b si e beobachte t würde n . Anscheinend ergin g e s au c h Urzúa un d Batist o s o i m selbe n Moment . Forschend sahen sie sich um. Hinter ihnen trabten die Soldaten de n Ber g hinau f i n lange m Zu g . Link s un d recht s de s Platzes erhoben sich die gewaltigen Baute n . Himmelhoh e Pyramiden, riesenhafte Paläste. Abweisend e M a uern , leer e Fensterlöcher . Wohin sie auch schauten, von diesen Kolossen spähte niemand z u ihne n herab .
Abe r wa s wa r das ? I m Schrit t bewegte n sic h Urzúa und Batisto auf die größte Pyramide zu, an der Ostseite des Platzes. Pate r Toma s folgt e ihne n . Di e Sonn e wa r emporgestiegen , im schräge n Lich t de s Vormittag s schie n di e ganz e riesenhafte Pyramide zu glitzer n . Grell, weiß, blendend fast. Sie ritten näher hera n . Au f einma l scheut e Batisto s Hengst . E r beugt e sic h vor un d tätschelt e ih m de n Hals . Auc h Urzúa s St u t e wurd e unruhig . Sie wieherte, dann blieb sie unvermittelt stehe n .
Der Oberst sprang aus dem Satte l . Warf seinem Burschen die Züge l hin , ohn e sic h umzusehen , un d gin g geradeweg s au f die groß e Pyramid e z u . Batist o un d Toma s ware n nebe n ihn getrete n . Auch s i e sahe n nu r stum m un d star r au f da s Bild , das sic h ihne n bo t .
Hinte r ihne n saße n di e Soldate n i n ihre n Sättel n . Ratlos sahen si e einande r a n . Nieman d hatt e ihne n de n Befeh l zu m Absitzen gegebe n . Nieman d wie s si e a n z u kämpfen , anzugreifen , zu töte n . Dabe i wa r e s da s einzige , wa s si e au f diese r Welt beherrschte n . Da s Sterbe n de r andere n . Doch ihre Dienste wurde n offenba r nich t benötigt . Nich t mehr , genaue r gesagt .
Schweigen d sahe n si e a n de r Pyramid e empo r . Au f dem ganzen schwindelnd hohen Bauwerk standen S tuf e fü r Stufe , in de r Höh e un d de r Breite , Totenköpf e sonde r Zah l .
Neunzig Stufen an jeder Seite, dachte Tomas, macht zusamme n dre i hundertsechzi g . Zusamme n mi t de m Monsignore hatte er die Pyramide einmal umrundet und eigens seine Schritte gezählt . A n se i nem Fuß war das Bauwerk etwa dreißig Schritte breit , obe n a m Firs t vielleich t zeh n . I m Durchschnit t kame n auf jed e Stuf e sechzi g ode r siebzi g Totenschäde l . Das machte zusamme n ... Im Schatten der westlichen Pyramidenflanke bliebe n si e stehe n . Mehrmal s rech n et e de r Pate r nac h .
»Ungeheuerlich« , sagt e er . »E s müsse n meh r als zwanzig t ausen d Totenköpf e sei n . Wa s is t hie r nu r
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