Die Maya Priesterin
schwar z . Kein Zweifel, dies mußte K'ak'as - 'ic h sei n . Bös er Blick.
Ei n Geröllfel d vo n gewaltige r Ausdehnun g . I n seine r Mitte ragt e ein e weiß e Felswan d auf , hunder t Fu ß hoc h und wenigsten s dreima l s o breit . Zwe i Dutzen d gigantischer Steingesichter , i m Halbrelie f au s de r Wan d gemeißelt , glotzten ihn mit vernichte n de r Feindseligkei t a n . Wär e ic h ei n kleiner braune r Heide , dacht e de r Pater , würd e ic h mic h be i diesem Anblic k ohn e Zweife l krümme n vo r Angst . Selbst ihm flößten die Fratzen Grauen ei n .
Langsa m bahnt e e r sic h eine n We g z u de r monumentalen Steinwan d . Di e M a y a schiene n sic h mi t Vorlieb e hinte r solchen natürliche n Wälle n z u verschanze n . Da s bedeutet e wohl , da ß sie auc h diese n Kolo ß überkletter n mußte n . Dahinte r lag höchstwahrscheinlich K'ak'a s i c h . Zum Glück schien der Steintrum m höchsten s hal b s o hoc h wi e de r heilig e Tur m von Sa n Pedro . Was er allerdings durch seine übermäßige Breite meh r al s wettmachte .
Di e steinerne n Gesichte r ware n i n zwe i Reihe n übereinander angeordnet . Dreizeh n Fratze n i n de r obere n Reihe . Lediglich neu n i n de r Reih e darunter . All e zweiun d zwanzi g Gesichter glotzte n riesenäugi g un d s o finste r wi e möglic h au f ih n herab . Sicherlich Götzenbilder, dachte e r .
Einig e Schritt e vo r de r Wan d blie b e r stehe n un d sa h a n der Götzengaleri e empor . Holla , wa s wa r das ? Zwische n den Gesichterreihe n zo g sic h ein waagerechtes steinernes Band entlan g . Ei n gemeißelte s Relie f wi e di e Götzenbilde r selbs t . Aber es stellte kein Gesicht dar, sondern verwirrenderweise ein Krokodil . Jedenfalls eine Echse, dachte der Pater und bog den Nacke n zurück , u m di e Besti e schärf e r in s Aug e z u fasse n . Ein gepanzerte s Reptil , riesenhaf t i n di e Läng e gezoge n . Mit gezackte m Schwei f un d gewundene m Lei b . De r Kop f mi t der langen Schnauze dem Betrachter zugewand t . Der Rachen aufgerissen, so daß man die Reihen steinerner Zähne sa h . Waru m a uc h nicht , dacht e de r Pater . Wer Dachse und Maiskolbe n anbetete , mocht e getros t auc h Alligatore n verehre n . Di e Verkörperun g de r Höll e au f Erde n .
E r tra t eine n Schrit t zurüc k un d stie ß gege n eine n großen schwarzen Stein. De r Stei n hatt e di e Umriss e eine s ni edrigen Tisches . Sein e Oberfläch e wa r glat t un d star k nac h oben gewölb t . I m Lich t de r sinkende n Sonn e funkelt e e r wi e eine sternenklare Nacht. Obsidian, dachte Dieg o . Vo n de n May a als Stei n de r Götte r verehr t sei t älteste r Zei t . S o sagt e zumindest Herná n .
Nu r allmählic h beruhigt e sic h sei n Ate m . E r blickt e übe r die Schulter . Vo n Hernán un d Cristóba l wa r noc h nicht s z u sehe n . Einmal mehr fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte, als er Jorg e zu r Missionsstatio n zurückschickte . Wi e jedesma l ka m er z u de m Schluß , da ß ih m kein e Wah l gebliebe n war . De r Ha ß in Jorges Augen, als sie auf dem heiligen Turm den Gekreuzigten fande n . Spätesten s d a wa r ih m kla r geworden , mi t we m ihr schweigsame r Begleite r sympathisierte . Außerdem brauchte er eine n Bote n fü r seine n B rief , i n de m e r Ab t Pedr o übe r seine weitere n Absichte n unterrichtete . Als o hatt e e r Jorg e befohlen, den Brief zur Station zu bringen und dort bei Miguel zu bleiben, bi s si e zurückkehre n würde n . Raúl sollte das Schreiben zum Kloster weiterbeförder n . Bi s e r dor t eintraf , wa r e s fü r Pedro un d sein e vatikanische n Besuche r jedenfall s z u spät , ih n noch zurückzubeor der n . Der neue Missionar Pater Diego Delgado, furchtlo s au f de m We g in s letzt e Heidenreic h .
Unte r diese n Gedanke n gin g e r au f de n linke n Ran d der Göt z engalerie z u . Imme r wiede r stie ß e r gege n Geröllbrocken, di e sic h i n riesige n Menge n au f de r weite n Lichtun g häufte n . Als wäre hier ein Berg explodier t . Der sonst allgegenwärtige Dschungel zurückgedrängt bis an die Ränder des Trümmerfelde s . Nu r hie r un d d o rt wuchsen kümmerliche Bäum e ode r Gestrüp p zwische n de n Steinbrocke n hervor . Vielleich t wa r hie r tatsächlic h einma l ei n Vulka n ausgebrochen, dacht e Fra y Diego , vo r lange r Zeit . Die Gesichter jedenfalls mußte n ural t sein . Nich t nur , wei l si e scharti g un d v e rwittert aussahe n . Meh r noc h wege n de r Stimmun g
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