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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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e r Fra u Well e wiedersa h . Be i der Vorstellung , da ß si e selbs t ih m d e n dreiundzwanzigsten Silberfaden überreichen würde, machte sein Herz einen kleinen Sprun g . A m liebste n hätt e e r de n Halbmon d gleic h wiede r aus der Tasche gezogen und sich in seinen Anblick versenk t . Genaue r gesagt , i n di e Träumereien , z u dene n da s Silbe r i hn zu beflügel n pflegte .
    Abe r e s wa r ei n unpassende r Momen t . Ebe n tra t Hernán nebe n ih n . Unverwand t sa h e r z u de r Götzengaleri e empo r . Und ri ß au f einma l di e Auge n au f .
    Fra y Dieg o fuh r herum . Di e zweiundzwanzi g Götze n glotzten au f si e herab . Au s blutunter l aufenen Augen, wie es dem Pater plötzlich schie n . Langsa m rollte n einig e de r blutrote n Augäpfel hi n un d he r . Da erst verstand er. Au s jede r steinernen Augenhöhl e sa h ei n ro t bemalte s Antlit z hervor . Die zweiundzwanzi g Götze n glotzte n au f si e herab . Aus ach tundachtzi g Menschenauge n .
    K'ak'as - 'ic h . Jetz t ers t begrif f e r wirklich , wohe r de r Name ka m . All e vierundvierzi g Kriege r i n de n Augenhöhle n hielten ihr e Blasrohr e au f si e gerichtet . Böse r Blic k . Keiner kehrt von hie r zurück .
    Aus dem steinernen Krokodilsra c hen traten zwei weitere Krieger . Hünen , auc h nac h kastilische m Maß . Nack t bi s auf Schamtuch und Stirnband, die mit Jaguarflecken gemustert ware n . Entgeister t starrt e de r Pate r si e a n . Di e beide n mußten Zwilling e sein . Oder mehr noch, der eine des anderen S piege l . Ihr e kraftvolle n Gestalten , di e Gesichte r mi t de n fliehenden Stirnen, den katzenhaften Augen, alles ununter s cheidba r gleic h . Auch ihre Bewegungen, als sie auf dem Unterkiefer des steinerne n Reptil s voranschritte n bi s zu m vordere n Ran d . Nun stande n sie genau über den Köpfen von Fray Diego und Hernán, di e ei n Stüc k zurücktrete n mußten , u m di e kriegerischen Zwilling e nich t au s de n Auge n z u verliere n .
    De r schwarz e Stei n drückt e sic h i n Diego s Kniekehle n . Weite r zurüc k gin g e s nich t . Jetz t erkannt e e r a u ch , wa s die Jaguarzwilling e i n Hände n hielte n . Aber zu spä t . I m Flug entfaltete es sich, ein riesiges Net z . E s fie l au f Dieg o un d den Mestize n un d ri ß si e z u Bode n . Eh e si e sic h wiede r aufrappeln konnten, waren die Zwillinge herabgesprungen und schlugen mi t hölzernen Prügeln auf sie ein. I m Augenwinke l sa h de r Pater noch, wie Hernán unte r eine m Schla g zusammenbrac h . Dann traf ihn selbst ein Prügel auf die Stirn, und es wurde schwarz um ih n .
     

2
     
     
    »Cha'ac , wi r rufe n dic h an ! K'ik ! D u Göttlicher , Gebiete r des Reg ens , erhör e unse r Flehen ! K'ik ! Cha'ac , sie h doch , wir bringe n di r ei n Opfe r dar . K'ik!«
    Anscheinen d hatte n sic h all e Bewohne r vo n K'ak'as - 'ich dort unte n versammelt . Au s hunder t Kehle n trillert e imme r wieder de r nadelspitz e Schre i . K'ik ! Am liebsten hätte sic h Fra y Diego di e Ohre n zugehalte n . Abe r da s gin g nicht . E r wa r nah e daran, wiede r ohnmächti g z u werde n . Doc h e r wußte , wen n e r jetz t das Bewußtsei n verlor , wa r e s endgülti g u m ih n geschehe n . U m ihn un d u m Herná n .
    »Cha'ac , wi r rufe n dic h an ! K'ik ! D u H e rrsche r der kosmische n Fluten , erhör e unse r Flehen ! K'ik ! Cha'ac, Donnere r de r Höhen , sie h doch , wi r bringe n di r ei n Opfe r dar . K'ik!«
    Di e Kriege r tanzte n u m de n schwarze n Stei n . Vierzig , fünfzig muskelstarrende Gestalte n . I n blutrote r Bemalung , nack t bi s auf da s Schamtuc h i m selbe n grelle n Rot . Am Kopf des Opfersteins schlugen drei Halbwüchsige auf hohe schlanke Trommeln ein. Anscheinen d i n Trance .
    Längst war die Nacht herabgesunke n . Doc h ei n weite r Kreis lodernde r Fackel n erhellt e di e Szenerie . Dre i Opfer priester beugte n sic h übe r de n Altar . Au f de m funkeln d schwarze n Stein lag eine helle Gestalt, reglos und schma l . Auf dem Rücken, die Brust emporgewölb t . Dieg o konnt e nich t gena u sehen , we r es war . Die Opferpriester, ihre ausladenden, axtförmigen Kopfbedec kungen , versperrte n ih m de n Blick . Aber glücklicherweis e konnt e da s gefesselt e Opfe r dor t unte n nicht Cristóba l sei n . De r klein e Taufprieste r stan d i n de r Menge , die jenseits der Fackeln einen weiteren Kreis bildet e . Dor t wa r e s so dunkel , da ß de r Pate r Cr istos Gesicht nicht erkennen konnte. Um so deutlicher

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