Die Maya Priesterin
zurück .«
Auc h si e bemüht e sic h u m eine n beiläufige n Tonfall . Auf einma l wurd e ih m klar , wi e seh r die s alle s abgekarte t wa r . Die angewiderte n Miene n de r Kriegerinne n . Di e Kleidun g des Bruders , zufälli g vo r kurze m vergessen , ebens o zufälli g passend fü r sein e Statu r . Un d nich t nu r das , Ixtz'a k hatt e Tunik a und Schur z soga r scho n hie r fü r ih n bereitgeleg t . Aber wozu das alles?
S i e beugt e sic h übe r ih n un d führt e ihre n Mun d dich t a n sein Oh r . »Ixkukul hat mir von dem Halbmond erzählt. Wen n Ih r die Kleidun g unsere s Bruder s angeleg t habt , soll t ih r da s Zeichen der Mondgöttin sichtbar über der Tunika trage n . Ander s kommt Ih r nich t n a c h Tayasa l hinein . Ärge r noch , di e Kriege r des Cane k würde n Euc h scho n wei t vo r de r Hauptstad t abfange n . Un d dan n gnad e Euch , wen n Ih r ...«
Sie unterbrach sich, als sie seine erschrockene Miene sa h .
»Ixkukul s Zeichen« , sagt e er , »ic h hab e e s nich t mehr . Al s ich e s zuletz t sah , tru g e s Mujanek s Gehilfi n u m de n Hal s .« Auch diesma l wagt e e r nicht , ih r vo n de r Entstellte n z u erzähle n .
»Das ist schlimm«, sagte sie. Ihr Gesicht war fahl geworde n .
»Laß t m ic h überlege n . Ic h werd e etwa s finde n .« Mit gerunzelter Stir n stan d si e vo r ihm . Sie schien fieberhaft nachzudenke n . Ihr Blic k gin g a n ih m vorbe i . »Und Ihr, weißer Mann, solltet die Zei t nutzen , u m Euc h au s Eure n Lumpe n z u schäle n . Falls Ihr Beistand beim Knüpfen des Schamtuchs benötigt...«
Scho n funkelt e wiede r Spo t t i n ihre n Auge n . Ehe Diego etwas erwider n konnte , wandt e si e sic h u m un d eilt e au s de r Tür .
6
»Schwarze r Vogel ... fliegt ! De r himmlische n Schlange entgege n ... ahhh!«
Ei n polternde r Schla g . Die Stimme verstummte. Wi e seltsam si e gedröhn t hatte . Wie aus d e n Tiefe n de r Erd e herau s . Doch jetzt war wieder alles still. Totenstill , dacht e Dieg o . Ich muß geträumt habe n . Schließlic h wa r e r allei n i m Heilhaus . E s sei denn, sie hatten einen weiteren Patienten hier einquartier t . Während er schlie f .
Er lag in seiner H ängematte. Wi e sei t ungezählte n Tage n . Es wa r schwarz e Nach t . Doch er verspürte einen gewaltigen Hunger . Al s hätt e e r sei t viele n Tage n nicht s gegesse n . Wie lang e mocht e e r diesma l geschlafe n haben ? Ixtz'ak s Trun k . Er erinnert e sich , da ß si e ih m eine n wei t eren Becher voll eingeflößt hatte . Wieder der Geschmack von Erde und Moos. Tiefe r Schlaf un d Sonnenträum e . Behutsa m bewegt e e r sein e Beine .
Auf einmal hörte er ein Stöhne n . Gan z i n seine r Näh e . Seltsamerweise von unte n . Al s o b unte r seine r Hängematte jema n d a m Bode n läg e . Erneute s Seufze n un d Stöhne n . Dann erdröhnt e abermal s jen e Stimme:
»Goldene Kugel... rollt ! De r gefiederte n Schlang e entgegen! Schlange kommt hinab... schillernde r Regenbogen!«
Im Finstern tastete Diego nach dem Scheme l . Darauf lagen sein e Schwefelhölzer, buchstäblich der einzige Besitz, der ihm gebliebe n war . Abgesehe n vo n de m hal b verkohlte n Büchlein mi t de n Aufzeichnunge n vo n Do n Ramó n . Rasc h zündet e e r ein Schwefelhol z a n . Abermals erstarb die Stimme unter ihm. Die klein e Flamm e lodert e a u f un d erlosc h gleic h wiede r . Ein unförmige s Bünde l a m Bode n . Meh r hatt e e r nich t erkannt . Und auc h da s Bünde l hatt e e r meh r erahn t al s wirklic h gesehe n i n der Dunkelheit .
Ein e Fackel , dacht e er . A n de r Wan d nebe n de m Türloc h gab es eine Halterung, eine ledern e Schlauf e . Dari n steckte n etliche verpicht e Stöcke , unbenutzt , sei t e r i n diese m Heilhau s la g . Er richtete sich auf und schwang seine Beine aus der Hängematte. Sei n Fu ß stie ß gege n etwa s Weiches , Warme s . Da s unte r der Berührung erneut zu stöhnen be g an n . Ein massiger Körper, nackt e Haut . Ei n Mensch , anscheinen d bewußtlos . Vielleich t im Schla f au s seine r Hängematt e gefallen , dacht e e r .
Wieder tastete er mit dem Fuß umhe r . Endlic h fan d e r eine frei e Stell e au f de m Bode n . E r setzt e beid e Füß e au f un d er h ob sic h . Ers t al s e r di e Anspannun g seine r Beinmuskel n spürte, wurd e ih m bewußt , wa s e r geta n hatt e . E r stan d . Un d was geschehe n war . Ein Wunde r . Sein e Bein e truge n ih n wieder . Wen n auc h mi t Müh e .
Zittrig
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