Die Maya Priesterin
m gefühlt , sei t e r verbann t worde n war .
Wiede r stöhnt e Cristóba l . Der Pater öffnete die Auge n . Abermal s ho b e r i m Liege n de n Kop f . Cristóbal s Auge n waren geschlosse n . E r stöhnt e un d seufzt e i m Schla f . Das Boot schaukelt e . Jetz t ers t wurd e ih m bewußt , w o si e sic h befande n . E r ri ß di e Auge n auf .
Ein Hafenbecke n . I n langsame r Fahr t glitte n si e au f eine leuchten d grün e Kaimaue r z u . De r Pate r zwinkerte . Fas t alles hatt e e r inzwische n fü r möglic h gehalte n . Abe r da s hier . Es übertraf selbst die kühnsten, die furchtbarste n . ..
Di e heilig e Stadt . Vo r ih m ragt e si e au s de m See . Tayasa l . Unfaßbar . E r stemmt e sic h höher , u m besse r z u sehe n .
A m Ka i ei n weite r Platz , gesäum t vo n blühende n Bäume n . Menschen , di e geschäfti g ihre s Wege s ginge n . Dahinter Bauwerke , bi s zu m Himme l ragen d . I n R e ihen gestaffelt scheinba r bi s zu m Horizon t . Eine Stadt von solcher Pracht, wie e r noc h kein e gesehe n hatte . E s wa r unwirklich , unbegreiflic h . Un d doc h greifbar e Wirklichkeit .
»Aufstehe n .« Von hoch oben sah der bullige Krieger auf ihn herab .
Wi e i m Trau m e r ho b sic h Dieg o . Auc h Cristóba l war zu sich gekomme n . De r Pate r hal f ihm , sic h aufzurappel n . Si e stützten sic h gegenseitig , s o gu t e s gehe n mochte , al s si e hinte r dem bulligen Krieger auf die Kaimauer trate n .
Auc h hie r wa r di e Straß e ebe n un d glatt , wi e das schimmernd e Ban d drauße n i m Urwald . De r vo n hie r au s sehr fer n schie n . Zurückgedräng t un d besieg t . Überall , s o wei t man sehen konnte, war der Boden mit dem hellen, steinharten Material bedeck t . Z u schwindelnde r Höh e türmte n sic h die Bauten au f . Tayasal , d acht e de r Pate r . Di e Seel e de s alten Volkes .
Sei n Kop f wa r au f einma l gänzlic h lee r . Seine Beine begannen zu zitter n . De r bullig e Kriege r war f ih m ein e Schlinge übe r de n Kop f . Ei n Halsban d . Mi t eine r Lein e dara n . An der nun hefti g gezoge n wurde . Ergebe n s e tzt e sic h Dieg o i n Bewegun g . Wi e ei n Hund , dacht e er . Etwa s i n ih m zerfie l z u Stau b .
3
Dunkelheit . Alle s umfließend , alle s umschließen d . Finsternis un d Totenstille . Wenn man von dem Fiepen der Ratten absa h . Un d de n leise n Seufzer n Cristóbal s im Schla f . Es wa r ihr e dritte Nach t i m Verlie s de s Lahki n . Fall s zumindes t au f sein Zeitgefüh l noc h Verla ß war . Nich t einma l dessen , dacht e Fray Diego , konnt e e r sic h meh r siche r sein .
E r hatt e zwe i furchtbar e Tag e hinte r sic h . Reglo s i n einer Eck e ihre s Kerker s kauern d . Di e Auge n geschlossen , als wünscht e er , vo n noc h tiefere r Nach t umgebe n z u sein . I n der ma n überhaup t nicht s meh r sa h . Abe r sei n innere s Aug e sa h in de r Schwärz e nu r noc h schärfe r .
Wi e vie r Hund e hatt e ma n si e durc h di e Stad t getriebe n . Ledern e Leine n u m die Hälse geschlungen, die Hände auf dem Rücken verschnür t . So stießen die Krieger ihre Gefangenen vor sic h her . Tritt e un d Hiebe , di e au f ihr e Rücke n hagelte n . Mit gesenkte n Köpfe n stolperte n si e übe r de n weite n Plat z a m Ka i . Au f ei n wuchtige s Bauwer k z u , brei t un d hoc h wi e ei n ganzer Ber g . Aber es war kein Ber g . Eine maisfarbene Fassade, aus tausen d Fensterlöcher n äugend , golde n erstrahlen d im Abendlich t . Götterfratzen , di e übe r Tür - und Fensterstürzen prangten , düste r un d unheilvoll . E r spürt e ei n Würg e n i n der Kehl e . Hätt e ih n jeman d angesprochen , e r wär e i n Tränen ausgebroche n wi e ei n Kin d .
Torbögen durchbrachen die goldene Fassade, hoch geschwunge n un d unfaßba r weit . Ein Ebenmaß der Formen, eine Genauigkeit und Kühnheit, dachte er, im ganzen Abendland unerreicht . Di e Kriege r stieße n si e durc h de n mittleren Torboge n . Hie r wa r de r Bode n mi t Mosaike n ausgelegt . Phantastische Vöge l . Rüsselnasig e Wolke n . Eine Federschlange, die durch den Himmel flo g . Sie taumelten durch das Torhau s . Dahinte r führt e ein e Str aß e stei l berga n . Mi t Tritte n un d Hieben jagte n di e Wächte r si e hinauf .
Zweistöckig e Häuse r säumte n di e Straße . Langgezogene Bauten , gleichförmig , schmucklos . Wie Klöster, dachte Dieg o . Oder wie Kaserne n . Junge Gesichter in den Fenster n . Mönchskrieger . Mi t Raubkatzenköpfe n .
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