Die Mayfair-Hexen
verheimlicht, um es für sich zu behalten, für sich und ihre jungen Freunde, für Ihr schmutziges Komplott, den Taltos zu stehlen! Sie sind nicht besser als die Bauern im Hochland, jene unwissenden, viehischen Wilden, die den Taltos in den Steinkreis lockten, um ihn zu töten! Die Heilige Jagd hatte also von neuem begonnen.«
»Nein, nicht um ihn zu töten!« rief Gordon. »Niemals! Sondern um die Paarung zu sehen! Um Lasher und Tessa auf dem Glastonbury Tor zu vereinen!« Er fing an zu weinen, würgend, keuchend, und mit halb erstickter Stimme fuhr er fort. »Um das Volk wiederauferstehen zu sehen auf dem Heiligen Berg, auf welchem Christus selbst stand, um die Religion zu verkünden, die die Welt verändern sollte! Nicht um sie zu töten, niemals um sie zu töten, sondern um sie zum Leben zu erwecken! Diese Hexen hier sind es, die getötet haben; sie haben den Taltos vernichtet, als wäre er nur eine Laune der Natur! Haben ihn kalt und skrupellos abgeschlachtet, gleichgültig gegen das, was er war und was er hätte werden können! Sie haben es getan, nicht ich!«
Ash schüttelte den Kopf. Er umklammerte das Buch fester.
»Nein, Sie haben es getan«, widersprach er. »Hätten Sie Ihre Geschichte nur Aaron Lightner erzählt, hätten Sie ihn nur an Ihrem kostbaren Wissen teilhaben lassen.«
»Aaron hätte niemals mitgemacht!« rief Gordon. »Ich hätte niemals einen solchen Plan schmieden können! Wir waren zu alt, alle beide. Aber die, die noch ihre Jugend besaßen, den Mut, die Visionen – die haben danach getrachtet, die Taltos wohlbehalten zusammenzuführen!«
Wiederum seufzte Ash. Er wartete und atmete gemessen. Dann schaute er Gordon an.
»Wie haben Sie vom Taltos der Mayfairs erfahren?« fragte er dann. »Wie kam der Zusammenhang letzten Endes zustande? Ich will es wissen. Und antworten Sie mir sofort, oder ich reiße Ihnen den Kopf von den Schultern und lege ihn Ihrer geliebten Tessa in den Schoß. Ihr entsetztes Gesicht wird dann das letzte sein, was Sie sehen, bevor Ihr Hirn stockt und stirbt.«
»Aaron«, sagte Gordon. »Es war Aaron selbst.« Er zitterte, als stehe er kurz vor einer Ohnmacht. Sein Blick huschte von links nach rechts, und dann wich er zurück und starrte auf den Schrank, aus dem er das Buch genommen hatte.
»Seine Berichte aus Amerika«, sagte er und bewegte sich langsam auf den Schrank zu. »Der Rat wurde einberufen. Die Informationen waren von entscheidender Bedeutung. Die Mayfair-Hexe Rowan hatte ein monströses Kind zur Welt gebracht. Es war am Weihnachtsabend geschehen. Ein Kind, das binnen weniger Stunden zu Mannesgröße herangewachsen war. Die Ordensmitglieder in der ganzen Welt bekamen eine Beschreibung dieses Wesens. Es war ein Taltos, das wußte ich! Und nur ich wußte es.«
»Du böser Mann«, flüsterte Michael. »Du böser kleiner Mann!«
»Sie nennen mich so? Sie, der Sie Lasher vernichtet haben? Wer hat denn den Geheimnisvollen geschlachtet wie einen gewöhnlichen Kriminellen, den man in einer Kneipenschlägerei ins Jenseits befördert?«
»Sie und die anderen«, sagte Rowan rasch, »Sie haben ganz allein gehandelt?«
»Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt.« Er machte wieder einen Schritt auf den Schrank zu. »Hören Sie, ich werde Ihnen nicht sagen, wer die ändern sind. Auch das habe ich Ihnen bereits erklärt.«
»Ich meinte nur, daß die Ältesten nicht beteiligt waren«, sagte Rowan.
»Die Exkommunikationen waren nicht echt«, sagte Gordon. »Wir haben die gesamte Korrespondenz abgefangen. Ich habe das nicht getan; ich verstehe davon nichts. Aber es gab eine entsprechende Schaltung, und wir haben nur solche Mitteilungen durchgelassen, die diesen Fall nicht betrafen. Das war nicht weiter schwierig; die Ältesten mit ihrer Neigung zur Geheimniskrämerei und ihrer Arglosigkeit waren für ein solches Manöver ein leichtes Ziel.«
»Danke, daß Sie uns das sagen.« Rowans Gesicht war ernst. »Vielleicht hat Aaron das schon vermutet.«
Yuri konnte es kaum ertragen, wie freundlich sie mit diesem Schurken sprach und ihm noch Trost spendete, während sie ihn doch auf der Stelle hätte erwürgen sollen.
»Was können wir sonst noch von ihm erfahren?« fragte Rowan und schaute Ash an. »Ich glaube, wir sind fertig mit ihm.«
Gordon begriff. Sie gab Ash die Erlaubnis, ihn zu töten. Yuri sah zu, wie Ash das kostbare Buch langsam auf den Tisch legte und sich Gordon zuwandte. Jetzt hatte er die Hände frei, um das Urteil, das er selbst gesprochen hatte, zu
Weitere Kostenlose Bücher