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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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dem Steinkreis zu tun. Ich kannte schon immer die Geschichte von Suzanne, der ersten Mayfair, jener Hochlandhexe, die im Steinkreis einen Teufel heraufbeschworen hatte. Und ich hatte Petyr van Abels Beschreibung jenes Geistes gelesen und wie der Geist ihn verfolgt, gewürgt und einen Willen an den Tag gelegt hatte, der viel stärker war als der eines menschlichen Verfolgers.
    Der Bericht von Petyr van Abel war der erste Bericht über die Mayfair-Hexen, den Aaron übersetzt hatte, und mit etlichen Fragen zum alten Latein kam er natürlich zu mir. Aaron kam damals immer zu mir, wenn er Hilfe brauchte.«
    »Sein Unglück«, bemerkte Yuri.
    »Natürlich drängte sich mir die Frage auf: Was ist, wenn dieser Lasher die Seele einer anderen Spezies ist, die nach Reinkarnation strebt? Wie gut das in dieses ganze Geheimnis paßte! Und Aaron hatte erst kurz zuvor aus Amerika geschrieben, daß die Familie Mayfair sich in ihrer dunkelsten Stunde befinde, da der Geist, der da ins Fleisch wolle, durchzudringen drohe.
    War es die Seele eines Riesen, der sein zweites Leben wollte? Endlich waren meine Entdeckungen doch zu gewichtig geworden. Ich mußte sie mit jemandem teilen. Ich mußte Menschen, denen ich vertraute, hinzuziehen.«
    »Aber das waren nicht Stolov und Norgan.«
    »Nein! Meine Freunde… meine Freunde waren von ganz anderer Art. Aber Sie bringen mich durcheinander. Stolov und Norgan waren damals noch nicht an der Sache beteiligt. Nein. Lassen Sie mich fortfahren.«
    »Aber sie gehörten zur Talamasca, diese Freunde«, sagte Rowan.
    »Ich werde Ihnen gar nichts über sie sagen, außer daß sie… es waren junge Männer, an die ich glaubte.«
    »Sie haben diese Freunde hier hergebracht, in den Turm?«
    »Keineswegs«, sagte Stuart. »So dumm bin ich nicht. Tessa habe ich ihnen gezeigt, aber an einem Ort, den ich für diesen Zweck ausgesucht hatte, in den Ruinen von Glastonbury Abbey, genau an der Stelle, wo man das Skelett des sieben Fuß großen Riesen ausgegraben hat, nur um ihn später wieder zu bestatten.
    Es war eine sentimentale Tat, daß ich sie dorthin brachte, wo sie auf dem Grab eines Artgenossen stand. Und dort ließ ich sie von denen anbeten, die mir bei meiner Arbeit helfen sollten. Sie ahnten nicht, daß ihre Wohnung nicht einmal eine Meile weit entfernt war. Sie sollten es nie erfahren.
    Aber sie waren engagiert und unternehmungslustig. Sie schlugen mir die allerersten wissenschaftlichen Tests vor. Sie halfen mir, Tessa mit einer Injektionsspritze die erste Blutprobe zu entnehmen, die wir dann zur anonymen Analyse an verschiedene Labors schickten. Und dann hatten wir den ersten unumstößlichen Beweis dafür, daß Tessa kein Mensch war! Enzyme, Chromosomen, von all dem verstand ich nichts. Aber sie verstanden es.«
    »Sie waren Ärzte?« fragte Rowan.
    »Nein. Nur sehr brillante junge Männer.« Ein Schatten flog über sein Gesicht, und er warf Yuri einen bösartigen Blick zu.
    Ja, deine Akolyten, dachte Yuri. Aber er sagte nichts.
    »Alles war noch ganz anders in diesem Augenblick! Es gab keine Mordkomplotte gegen irgendwelche Leute. Aber es sollte ja noch so viel passieren.«
    »Erzählen Sie weiter«, sagte Michael.
    »Mein nächster Schritt lag auf der Hand. Ich würde in den Keller zurückkehren, zu all dem vergessenen Volkstum, und nur das Material über Heilige von ungeheurer Körpergröße durchforschen. Und was fand ich? Einen Stapel von Hagiographien – Manuskripte, die in der Zeit der schrecklichen Unterdrückung der Klöster durch Heinrich den Achten von der Vernichtung verschont geblieben und mit tausenden von anderen solchen Texten in unsere Archive geworfen worden waren.
    Und… und unter diesen Schätzen befand sich ein Karton, auf den irgendein längst verstorbener Sekretär oder Schreiber geschrieben hatte: ›Die Lebensgeschichte der schottischen Heiligen.‹ Und darunter der hastig gekritzelte Untertitel: ›Riesen‹!
    Sogleich stieß ich auf die Kopie einer älteren Schrift, die ein Mönch auf Lindisfarne im achten Jahrhundert verfaßt hatte; sie enthielt die Geschichte des Heiligen Ashlar, eines Heiligen von so großer Magie und Kraft, daß er in zwei verschiedenen Zeitaltern unter den Highlandern erschienen war, nachdem Gott ihn auf die Erde zurückgeschickt hatte wie den Propheten Jesaja. Der Legende nach war es ihm bestimmt, immer wieder zurückzukehren.«
    Yuri sah Ash an, aber Ash sagte nichts. Yuri konnte sich nicht entsinnen, ob Gordon je Ashs Namen mitbekommen hatte. Aber

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