Die Mayfair-Hexen
Haus bleiben und Ruhe halten und tun, was die Ärztin dir sagt.«
»Eine praktische Frau, eine intelligente Frau. Hmmmmm…« So, dieser zweite Karton war auch schon leer. Genug ist genug. Sie fröstelte plötzlich am ganzen Leibe. So kaaaalt! Wieso hatte sie die Wachleute nicht schon weggeschickt?
Mary Jane rieb ihr die Arme: »Alles in Ordnung, Darlin’?«
Dann fiel ihr Blick auf Monas Bauch, und ihr Gesicht wurde ausdruckslos vor Angst. Sie ließ die rechte Hand sinken, wollte Monas Bauch berühren und wagte es nicht.
»Paß auf, es wird Zeit, dir alles zu erzählen«, sagte Mona. »Damit du dich entscheiden kannst. Ich wollte dich Schritt für Schritt heranführen, aber das ist nicht fair und auch nicht notwendig. Ich kann tun, was ich tun muß, auch wenn du mir nicht helfen willst, und vielleicht wärst du besser dran, wenn du mir nicht hilfst. Entweder gehen wir jetzt, und du hilfst mir, oder ich gehe allein.«
»Wohin?«
»Das ist es ja. Wir verschwinden von hier, sofort. Wachen hin, Wachen her. Du kannst doch Auto fahren.«
Sie schob sich an Mary Jane vorbei in die Geschirrkammer und öffnete den Schlüsselschrank. Das Lincoln-Emblem suchen. Die Limousine war doch ein Lincoln, oder? Als Ryan ihr den Wagen gekauft hatte, hatte er gesagt, sie sollte sich nie in eine Limousine setzen, die nicht schwarz und kein Lincoln sei. Richtig, da waren die Schlüssel. Michael hatte seine eigenen und die Schlüssel zu Rowans Mercedes, aber die Schlüssel der Limousine hingen hier, wo Clem sie aufbewahren sollte.
»Na klar kann ich Auto fahren«, sagte Mary Jane. »Aber wessen Wagen nehmen wir denn?«
»Meinen. Bloß den Fahrer nehmen wir nicht mit. Fertig?«
»Du wolltest mir alles erzählen, damit ich mich entscheiden kann.«
Mona blieb stehen. Sie standen beide im Dunkeln. Im Haus brannte kein Licht; nur vom Garten schien welches herein, aus der großen, blau illuminierten Zone des Swimmingpools. Mary Janes Augen waren groß und rund, so daß ihre Nase winzig und ihre Wangen sehr weich aussahen. Das Licht schien auf das Tal zwischen ihren Brüsten.
»Wieso erzählst du es nicht mir?« fragte Mona.
»Okay«, sagte Mary Jane. »Du wirst es zur Welt bringen, egal, was es ist.«
»Richtig.«
»Und du wirst nicht zulassen, daß Rowan und Michael es umbringen, egal, was es ist.«
»Richtig!«
»Und der beste Ort für uns ist einer, wo niemand uns finden kann.«
»Richtig!«
»Aber ich kenne bloß Fontevrault. Und wenn wir alle Boote am Landungssteg losschneiden, können sie uns nur nachkommen, wenn sie sich selbst ein Boot mitbringen, falls die überhaupt auf die Idee kommen sollten, uns dorthin zu folgen.«
»Oh, Mary Jane, du bist ein Genie! Du hast recht!«
Mama, ich liebe dich, Mama.
Ich liebe dich auch, meine kleine Morrigan. Vertraue mir. Und vertraue Mary Jane.
»Hey, werde mir nicht ohnmächtig! Paß auf, ich hole jetzt Kissen, Decken und so Zeug. Hast du Bargeld?«
»Massenhaft. Zwanzig-Dollar-Scheine im Nachtschrank.«
»Setz dich hin; komm hier herein und setz dich hin.« Mary Jane führte sie an den Küchentisch. »Leg den Kopf auf den Tisch.«
»Mary Jane, du darfst mir aber nicht ausflippen – egal, wie es aussieht.«
»Jetzt ruh dich aus und warte, bis ich zurückkomme.«
Und die klappernden Absätze hallten durch das Haus.
Das Lied fing wieder an, süß, hübsch, ein Lied von Blumen und vom Glen.
Hör auf, Morrigan.
Sprich mit mir, Mutter – Onkel Julien hat dich hergebracht, damit du mit meinem Vater schläfst, aber er wußte nicht, was passieren würde, aber dir ist klar, Mutter, du hast gesagt, es ist dir klar, daß die Riesenhelix in diesem Fall nichts mit irgendeinem überkommenen Bösen zu tun hat, sondern nur der Ausdruck des genetischen Potentials bei dir und bei Vater ist, das immer schon vorhanden war…
Mona wollte antworten, aber es war nicht nötig, die Stimme redete weiter und weiter, in leisem Singsang, sehr schnell.
Hey, langsamer. Du hörst dich an wie eine Hummel, wenn du das machst.
… ungeheuere Verantwortung, zu überleben, mich zu gebären und zu lieben, Mutter, vergiß nicht, mich zu lieben, ich brauche dich, deine Liebe, mehr als alles andere, denn ohne sie verliere ich in meiner Zartheit vielleicht den Willen, zu leben…
Sie waren alle versammelt im Steinkreis, fröstelnd, weinend, und der große Dunkelhaarige war gekommen, um sie zu beruhigen. Sie drängten sich dicht ans Feuer.
»Aber warum? Warum wollen sie uns töten?«
Und Ashlar sagte: »Es
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