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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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glücklichen Väter, na ja, er wird am Ende schon glücklich sein, wenn er erst begreift, daß die Bedingungen sich ganz und gar geändert haben…
    Die Welt drehte sich. Der kalte Wind rauschte über die Ebene. Sie tanzten trotzdem, versuchten verzweifelt, sich warm zu halten. Warum hatte die Wärme sie verlassen? Wo war ihre Heimat? Ashlar sagte: »Dies ist jetzt unsere Heimat. Wir müssen die Kälte erlernen, wie wir die Wärme erlernt haben.«
    Laß nicht zu, daß sie mich töten, Mama.
    Morrigan lag verkrampft in der Flüssigkeit, füllte sie aus, ihr Haar fiel um sie herum, ihre Knie drückten sich an ihre Augen.
    »Honey, wie kommst du darauf, daß dir jemand etwas antun könnte?«
    Ich denke es, weil du es denkst, Mama. Ich weiß, was du weißt.
    »Sprichst du mit diesem Baby?«
    »Ja, und es antwortet mir.«
    Ihr Augen schlössen sich, als sie auf den Freeway kamen.
    »Schlaf nur, Darlin’. Wir reißen die Meilen nur so runter, Honey. Diese Kiste fährt neunzig Meilen, ohne daß man’s merkt.«
    »Paß auf, daß du keinen Strafzettel kriegst.«
    »Honey, glaubst du nicht, daß eine Hexe wie ich mit einem Polizisten fertig wird? Die schaffen’s nie, den Zettel zu Ende auszufüllen.«
    Mona lachte. Die Dinge hätten keine bessere Wendung nehmen können. Wirklich nicht. Und das Beste stand noch bevor.

 
21

    Die Glocke läutete…
    Er träumte nicht richtig, er plante eher. Aber wenn er das an der Schwelle des Schlafes tat, dann sah Marklin lebhafte Bilder, er sah Möglichkeiten, die er auf andere Weise niemals wahrnehmen konnte.
    Sie würden nach Amerika reisen. Sie würden jeden Fetzen der wertvollen Informationen, die sie zusammengetragen hatten, mitnehmen. Zum Teufel mit Stuart und mit Tessa. Stuart hatte sie im Stich gelassen. Stuart hatte sie zum letztenmal enttäuscht. Sie würden die Erinnerung an Stuart mitnehmen, an Stuarts Glauben und seine Überzeugung, an Stuarts Verehrung für das Geheimnisvolle. Aber mehr würden sie von Stuart nie wieder brauchen.
    Sie würden ein kleines Apartment in New Orleans beziehen und mit der Beobachtung der Mayfair-Hexen beginnen. Es könnte Jahre dauern. Aber sie hatten beide Geld. Marklin hatte richtiges Geld, und Tommy hatte jenes irreale Geld, das sich in Multimillionen ausdrückte. Bis jetzt hatte Tommy immer alles bezahlt.
    Aber Marklin konnte auch selbst für sich aufkommen, kein Problem. Und den Familien würden sie irgendeine Ausrede von einem informellen Sabbatjahr zu kauen geben. Vielleicht würden sie sich sogar an der nahen Universität in irgendwelche Kurse einschreiben. Egal.
    Wenn sie die Mayfairs im Visier hätten, würde der Spaß wieder losgehen.
    Die Glocke, lieber Gott, diese Glocke…
    Mayfair-Hexen. Er wünschte, sie wären jetzt in Regent’s Park, mit der ganzen Akte. All die Bilder, Aarons letzte Berichte, noch in Form kopierter Typoskripte. Michael Curry. Aarons umfangreiche Notizen an Michael Curry lesen. Das war der Mann, den Lasher in seiner Kindheit dazu auserkoren hatte. Aarons Berichte, so hastig, aufgeregt und sorgenvoll sie letzten Endes gewesen waren, hatten in diesem Punkt keinen Zweifel gelassen.
    War es möglich, daß ein gewöhnlicher Mensch Hexenkräfte erwerben konnte? Oh, ginge es doch nur um einen schlichten Teufelspakt! Aber wenn ihm eine Transfusion mit Hexenblut telepathische Fähigkeiten verleihen konnte? Blanker Unsinn höchstwahrscheinlich. Aber man bedenke, welche Macht die beiden hatten: Rowan Mayfair, Ärztin und Hexe, und Michael Curry, der Vater dieser schönen Bestie.
    Wer hatte es »schöne Bestie« genannt? War es Stuart gewesen? Wo zum Teufel war Stuart? Zur Hölle mit dir, Stuart! Du bist weggelaufen wie eine aufgeschreckte Gans. Du hast uns verlassen, Stuart, ohne uns auch nur anzurufen, ohne ein hastiges Abschiedswort, ohne den geringsten Hinweis, wo und wann wir uns treffen könnten.
    Ohne Stuart weitermachen.
    Nun, alles beruhte nur auf einer Voraussetzung: Sie mußten mit einem makellosen Ruf von hier verschwinden. Sie mußten um Urlaub bitten, ohne auch nur den leisesten Verdacht zu erregen.
    Er schrak hoch und öffnete die Augen. Mußte raus hier. Wollte keine Minute mehr bleiben. Aber da war die Glocke. Das mußte das Zeichen für die Totenfeier sein. Hör nur, wie sie läutet, ein grauenvolles, nervenzerreißendes Geräusch.
    »Aufwachen, Tommy«, sagte er.
    Tommy hing schlaff in seinem Sessel vor dem Schreibtisch und schnarchte. Ein feiner Speichelfaden rann ihm übers Kinn. Die schwere

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