Die McDermotts 01 - Niemals
und so behielt Callan zunächst Schritttempo bei. Er saß dicht hinter Joyce, ihr Körper strahlte eine angenehme Wärme aus und er konnte ihr Parfüm riechen. Nur zu deutlich spürte er, wie sie durch das sanfte Auf und Ab von Skydancers Rhythmus immer enger an ihn gedrückt wurde. Einen Moment versuchte er krampfhaft, gegen seine Erregung anzukämpfen, doch er hatte keinerlei Chance, und schließlich gab er es auf. Unglücklich fragte er sich, wie er das drei Stunden lang aushalten sollte, ohne völlig den Verstand zu verlieren. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass Joyce bemerken musste, was mit ihm los war, und stellte sich bereits innerlich auf eine sehr unangenehme Reaktion ein.
»McDermott«, meldete sie sich genau in diesem Augenblick, »bitte sag mir, dass das dein Handy da in deiner Hosentasche ist.«
Ihr Ton war scherzhaft, doch er hörte ein verhaltenes Vibrieren darin, und sein Zustand verschlimmerte sich noch.
»Willst du die Wahrheit wissen Sprosse, oder soll ich dich beruhigen?«, fragte er mit leicht belegter Stimme.
»Ich denke, ich kann die Wahrheit vertragen«, erwiderte sie flapsig.
Zögernd griff er in seine Hemdtasche, nahm sein Handy heraus und hielt es ihr unter die Nase. »Reicht dir das als Antwort?«
»Hm«, sie schwieg einen Moment, »ja, ich glaube schon.«
»In Ordnung.« Er steckte das Telefon wieder weg und räusperte sich. »Tut mir leid.«
»Das braucht es nicht.« Irgendwie klang sie etwas heiser. »Machen wir kein Drama draus, okay?«
Er nickte erleichtert. »Okay.«
Es dauerte nicht lange, bis sie die Gruppe eingeholt hatten, und Callan begann, sich ein wenig zu entspannen. Trotzdem war er sich in jeder Sekunde Joyces Nähe bewusst und er machte innerlich drei Kreuzzeichen, als sie die Ranch erreichten.
Das Unwetter war an ihnen vorbeigezogen, es hatte lediglich einen leichten Nieselregen gegeben, sodass sie unbeschadet zu Hause ankamen. Reece war unterdessen mit Sheila in der Klinik gewesen, wo man festgestellt hatte, dass ihr Fuß leicht verstaucht war.
Joyce bereitete noch das Abendessen zu und ging dann sofort unter die Dusche, sie war zu aufgewühlt, um sich jetzt unbefangen mit den anderen unterhalten zu können. Während sie das heiße Wasser genoss, kreisten ihre Gedanken unablässig um Callan.
Natürlich hatte sie gewusst, dass es nicht sein Handy gewesen war, was dort auf dem Pferd so fest gegen ihren Po gedrückt hatte. Im ersten Moment war sie sehr überrascht gewesen, es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass er so auf sie reagieren würde. Schlagartig wurde ihr so einiges klar. Sie verstand plötzlich, warum er am Morgen so darauf gedrängt hatte, dass sie sich anziehen sollte, und weshalb er beim Baseball auf einmal mitten im Spiel abgehauen war.
Ihre Verblüffung hielt jedoch nicht lange an, vermutlich passierte ihm das bei jeder anderen Frau genauso. Er war nun mal ein notorischer Schürzenjäger und darauf programmiert, sich von seinen Hormonen steuern zu lassen.
Trotzdem war ihr die Situation nicht unangenehm gewesen, im Gegenteil, es hatte sich ziemlich gut angefühlt, ihn so zu spüren. Die Wärme seines Körpers sowie sein ihr inzwischen sehr vertrauter Geruch hätten sie beinahe dazu verleitet, sich noch dichter an ihn zu schmiegen. Mit einem starken Kribbeln im Bauch hatte sie überlegt, ob sie einfach so tun sollte, als hätte sie nichts bemerkt. Doch ihr war klar gewesen, dass es ihm vermutlich äußerst peinlich war, und so hatte sie beschlossen, die ganze Sache durch einen lockeren Spruch zu entschärfen.
Ihr Puls beschleunigte sich, als sie jetzt daran dachte, und sekundenlang bedauerte sie, dass nicht mehr geschehen war. Sofort wischte sie dieses Gefühl wieder beiseite. Schließlich war er Callan McDermott,
der
Callan McDermott, der alles mitnahm, was er kriegen konnte. Weder war er an ihr interessiert, noch hatte sie Lust, sich in die endlose Liste seiner Eroberungen einzureihen.
Genau zur gleichen Zeit stand Callan ebenfalls unter der Dusche, vertrieb mit reichlich kaltem Wasser die quälenden Gedanken an Joyce und die Szene auf Skydancers Rücken. Völlig verzweifelt lehnte er mit der Stirn an den Kacheln und haderte mit seinem Schicksal. Höhnisch hatte es ihm eine Frau vor die Nase gesetzt, die er haben wollte und nicht haben durfte. Als wäre das nicht schlimm genug, war er ironischerweise nicht einmal in der Lage, sich bei den anderen, die er haben konnte, abzureagieren.
Toll McDermott, ganz toll, ging es ihm sarkastisch
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