Die McDermotts 01 - Niemals
den Hörer auf. Sie hatte seit Tagen nichts von Rose gehört und nahm sich vor, Callan zu fragen, ob er irgendetwas wusste, sobald er sich wieder beruhigt hatte. Zum einen machte sie sich Sorgen, zum anderen hätte sie gerne gewusst, wie lange ihre Großmutter noch in der Klinik bleiben musste.
Missmutig verzog sie das Gesicht. »Je eher ich hier wegkomme und diesen Cowboy hinter mir lassen kann, desto besser.«
Am Mittag packten Reece und Joyce den ganzen Proviant in den Jeep, Ramon lud die Getränke auf. Anschließend machten sie sich auf den Weg zum ‚Choke Canyon Reservoir‘, einem größeren See inmitten eines Naturschutzgebietes.
Auf einem Grillplatz trafen sie auf die Gruppe, die bereits hungrig auf sie wartete. Sie luden alles aus, anschließend kümmerten sich die Männer um die Zubereitung des Fleischs, während die Frauen den Tisch deckten. Nach einer Weile saßen sie gemütlich auf den Holzstämmen, die als Bänke dienten, und aßen.
Alle plauderten angeregt miteinander, lediglich Callan war äußerst schweigsam. Er starrte auf seinen Teller, ignorierte Sheilas Flirtversuche und warf ab und zu einen unsicheren Blick in Joyces Richtung. Joyce bemerkte es nicht, sie lachte und scherzte mit Reece und Logan herum und verschwendete keinen Gedanken an Callan.
Noch bevor sie mit dem Essen fertig waren, zogen dunkle Wolken auf, und Callan mahnte zum Aufbruch. Hektik brach aus, Bill, Bree, Justine und Sheila bestiegen hastig ihre Pferde, Ramon, Reece und Joyce packten eilig das Geschirr und die restlichen Sachen zusammen.
Gerade als sie alles im Jeep verstaut hatten, ertönte plötzlich ein lauter Schrei und Sheila saß auf dem Boden und hielt sich ihren Knöchel.
»Aua, das tut so weh, ich glaube, er ist gebrochen«, jammerte sie.
Callan ging in die Hocke, tastete ihren Fuß ab und bewegte ihn behutsam hin und her. »Ich kann nichts feststellen«, erklärte er, »trotzdem sollte ein Arzt sich das anschauen.«
Vorsichtig half er ihr beim Aufstehen und bugsierte sie zum Auto. »Reece, du nimmst Sheila mit und bringst sie ins Krankenhaus«, ordnete er ruhig an. »Ramon, du reitest Goldy zurück, macht euch sofort auf den Weg, ich lösche noch den Grill und komme dann gleich nach.«
Sekunden später fuhr der Jeep mit Reece und Sheila davon, die Gruppe setzte sich in Bewegung und verschwand um die Wegbiegung.
Callan bückte sich, hob Sand auf und warf ihn auf die Glut.
»Ähm«, räusperte Joyce sich vorsichtig, »ich will ja nicht meckern, aber hast du nicht zufällig etwas vergessen?«
Irritiert drehte er sich um und starrte sie an. »Sprosse, was zum Henker machst du noch hier?«
»Wo bitteschön soll ich denn sonst sein? Irgendwie wurde ich bei deiner ganzen Einteilung nicht erwähnt.«
»Und warum hast du keinen Ton gesagt?«, schnauzte er sie an.
Sie zuckte mit den Schultern. »Nachdem du heute Morgen schon so genervt warst, wollte ich dich lieber nicht stören.«
»Das glaube ich nicht«, murmelte er fassungslos, während er noch eine Ladung Sand auf den Grill warf, »das glaube ich einfach alles nicht.«
»Tja McDermott, und nun? Wie komme ich nach Hause?«
Mit zwei Schritten war er bei ihr, packte sie am Arm und zerrte sie hinter sich her zu Skydancer, der ein Stück entfernt unter einem Baum stand. »Weißt du Sprosse, eigentlich müsste ich dich zu Fuß gehen lassen«, sagte er gereizt. Er verschränkte seine Finger und hielt sie ihr hin. »Los, rauf da.«
Sie stellte ihren Fuß in seine Hände, stützte sich mit einer Hand auf seiner Schulter ab, griff mit der anderen in die Mähne des Hengstes und mit Schwung hob Callan sie nach oben.
»Und was ist mit dir?«, fragte sie, als sie auf Skydancers Rücken saß.
Sekunden später war er hinter ihr. »Was soll sein?«, erwiderte er trocken. »Ich werde es garantiert bereuen, aber es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, als dich zu ertragen, bis wir zu Hause sind.«
17
Obwohl Callan sich dabei äußerst unbehaglich fühlte, hatte er keine andere Wahl, als mit Joyce zusammen zurück zu reiten. Um diese Jahreszeit konnte sich ein harmloses Gewitter sehr schnell zu einem heftigen Unwetter entwickeln, und er musste zusehen, dass sie so bald wie möglich nach Hause kamen.
Vorsichtig fasste er um Joyce herum, nahm die Zügel und trieb Skydancer mit leichtem Schenkeldruck an. Der Vierbeiner setzte sich in Bewegung und schien mit dem zusätzlichen Gewicht auf seinem Rücken überhaupt keine Mühe zu haben.
Der Weg war uneben und steinig,
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