Die McDermotts 01 - Niemals
Bilder nicht machen«, betonte Rose energisch. »Sie bleibt auf der Ranch, bis dieser Fototermin geplatzt ist, dafür werde ich sorgen.«
»Ich bin trotzdem nicht davon überzeugt, dass dein Plan funktioniert. Du solltest vielleicht lieber mit ihr darüber reden.«
Rose schüttelte den Kopf. »Nein. Joyce ist ein Dickschädel, wenn ich versuche, ihr das auszureden, tut sie es erst recht.«
»Und wenn sie herausbekommt, dass du gar nicht im Krankenhaus bist? Was ist, wenn sie dich besuchen will?«
»Keine Sorge, das wird sie nicht. Callan beschäftigt sie, sodass sie gar keine Zeit für andere Dinge hat. Und falls doch, muss ich mir eben etwas einfallen lassen«, erklärte Rose unbekümmert.
Bedächtig bestrich Millie eine Scheibe Toast mit Butter. »Callan«, wiederholte sie dann gedehnt. »Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken,
womit
er Joyce beschäftigt. Du weißt, dass er nichts anbrennen lässt.«
Rose lächelte tiefgründig. »Ja, das weiß ich nur zu gut, er hat mir jedoch hoch und heilig versprochen, Joyce nicht anzurühren.«
4
Nach etwa einer halben Stunde verrauchte Joyces Ärger allmählich. Wenn sie ehrlich war, konnte sie Callans Aufregung ja verstehen, immerhin war die Situation nicht ganz ungefährlich gewesen. Aber dass er die Gelegenheit dann auch sofort wieder genutzt hatte, um sich über sie lustig zu machen, gefiel ihr überhaupt nicht.
Während sie auf ihrem Bett saß und überlegte, was sie den restlichen Vormittag anfangen sollte, klopfte es an die Tür.
Auf ihr »Ja« kam Callan herein und warf ihr einen finsteren Blick zu.
»Danke, dass du mich einfach stehen gelassen hast«, knurrte er gereizt. »Damit du gleich Bescheid weißt, so läuft das hier nicht. Ich habe keine Lust, deine Großstadt-Allüren auszubaden.«
»Apropos baden«, erwiderte sie vorwurfsvoll, »abgesehen davon, dass das Badezimmer heute Morgen die reinste Sauna war, hast du auch noch das ganze heiße Wasser verbraucht.«
Ein amüsiertes Grinsen glitt über Callans Gesicht, während er sich bemühte, sich Joyce nicht nackt unter der Dusche vorzustellen. »Oh, das tut mir sehr leid, wirklich.«
Sein Ton war spöttisch, und Joyce beschlich das dumpfe Gefühl, dass der Boiler nicht unabsichtlich leer geworden war. Sie stand auf und schaute ihn kampfeslustig an. »Du wirst in Zukunft woanders duschen, McDermott«, bestimmte sie energisch, »zumindest, solange ich hier bin.«
Einen Moment starrte er sie verblüfft an, und sie rechnete mit Widerspruch, doch dann wechselte er abrupt das Thema.
»Ich bin heute mit den Männern draußen auf der großen Pferdekoppel am Willow Creek, wir wollen die Zäune erneuern«, erklärte er ruhig. »Kriegst du es hin, bis zum Mittag ein vernünftiges Essen zu kochen und vorbeizubringen, oder muss ich das vielleicht auch wieder selbst machen?«
Obwohl sie ihm am liebsten gesagt hätte, er solle sich zum Teufel scheren, nickte sie. »Ja, klar. Was darf es denn sein?«, fragte sie übertrieben unterwürfig. »Wie wäre es mit einem Drei-Gänge-Menü?«
»Ein einfaches Chili würde schon ausreichen.«
»Natürlich, wie es dem Herrn beliebt«, erwiderte sie weich, doch der sarkastische Unterton war nicht zu überhören.
Er machte einen Schritt auf Joyce zu und beugte sich zu ihr herunter. Mit seinem Gesicht dicht vor dem ihren funkelte er sie an. »Hör zu Sprosse, ich habe mir das auch nicht ausgesucht, mir gefällt das Ganze genauso wenig wie dir. Aber wir müssen hier eine Weile miteinander auskommen, und ich habe keine Lust, mich dauernd mit dir herumzuärgern. Also reiß dich zusammen, mach das, was ich dir sage, und zwing mich nicht dazu, andere Saiten aufzuziehen.«
Seine Augen blitzten und er war ihr so nahe, dass sie den Duft des Duschgels wahrnehmen konnte, welches sie bereits am Morgen im Bad gerochen hatte.
Instinktiv wich sie einen Schritt zurück. »Willst du mir etwa drohen, McDermott?«
»Oh nein«, lächelte er sanft, »das war ein Versprechen.«
Trotz ihres Ärgers und ihrer anfänglichen Schwierigkeiten mit der Küchenausstattung hatte Joyce bis zum Mittag einen großen Topf Chili gekocht. Nun füllte sie das Essen in einen der Thermobehälter, die sie im Schrank gefunden hatte. Sie packte Teller, Besteck und ein paar Weißbrote sowie Tassen und eine Thermoskanne mit Kaffee in einen Korb. Dann schleppte sie alles zu Roses Jeep und machte sich auf den Weg zur Pferdekoppel, die ein ganzes Stück vom Haus entfernt lag. Nach zehn Minuten hatte sie ihr
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