Die McDermotts 01 - Niemals
durchdringende Piepsen wurde lauter, Rauchschwaden quollen ihm entgegen, es roch fürchterlich verbrannt.
»
Madre de Dios
«, entfuhr es Ramon entgeistert.
»Was zum Geier treibst du hier?«, fuhr Callan Joyce an, die völlig aufgelöst vor dem Backofen stand.
»Frag nicht so blöd, hilf mir lieber«, schnauzte sie zurück, während sie sich damit abmühte, ein paar schwarze Brocken aus dem Ofen zu fischen.
Callan schubste sie unsanft zur Seite, riss das Backblech heraus und warf es mit Schwung ins Spülbecken. Unterdessen öffnete Ramon das Fenster und stieg auf einen Stuhl, um den Rauchmelder abzuschalten.
»Sag mal, willst du die ganze Bude abfackeln?«, fragte Callan aufgebracht.
Joyce verzog das Gesicht. »Das war nicht meine Idee,
du
wolltest doch, dass ich Frühstück mache.«
»Und was hattest du vor, zu servieren? Holzkohle?«
»Brötchen«, murmelte sie kleinlaut, »aber dieser dumme Gasofen heizt irgendwie stärker, als ich dachte.«
»Na toll, das kann ja noch lustig werden«, seufzte er. »Wie willst du hier komplette Mahlzeiten zubereiten, wenn du nicht mal ein einfaches Frühstück zustande bringst?«
»Ich bin schließlich nicht deine Köchin«, fauchte sie ihn an.
Ramon räusperte sich dezent. »Ich warte wohl besser draußen«, sagte er mit einem leichten Grinsen und verschwand.
»Du sollst deine Großmutter vertreten«, erinnerte Callan sie und fügte erklärend hinzu: »Dazu gehört auch die Versorgung der Männer, und wenn Gäste da sind, wollen die ebenfalls Essen haben.«
»Das kriege ich hin, das ist gar kein Problem«, behauptete Joyce trotzig und schaute ihn herausfordernd an.
Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. »Sag mal Sprosse, kannst du überhaupt kochen?«
Mit einem genervten Schnaufen wandte Joyce sich um, griff nach einer Packung Toastbrot und drückte sie ihm vor die Brust. »Weißt du was, McDermott? Wenn du mir das nicht zutraust, kümmerst du dich am besten selbst um das Frühstück.«
Sie drehte sich auf dem Absatz herum und stolzierte aus der Küche, während Callan ihr sprachlos und mit offenem Mund hinterherschaute.
»Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee ist«, sagte Millie Campbell und schaute ihre Schwester Rose Porter zweifelnd an.
Die beiden grauhaarigen Damen saßen auf der Veranda von Millies Haus in Crystal City, etwa eine halbe Stunde Autofahrt von Stillwell entfernt, und frühstückten.
Rose zuckte mit den Achseln. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Einfach ruhig zusehen, wie meine Enkeltochter sich halb nackt für diese Dessousfirma fotografieren lässt?«
»Ich dachte, sie macht nur Modeaufnahmen, um ihr Studium zu finanzieren?«
»Das dachte ich ebenfalls«, knurrte Rose grimmig. »Aber jetzt hat sie ihr Studium beendet, und offenbar hat dieser Agent, der sie vermittelt, ihr da irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt. Sie soll das neue Gesicht von ‚Lace-Love‘ werden.«
»Die haben schöne Unterwäsche«, erwiderte Millie pragmatisch. »Ich wette, dass Joyce darin sehr hübsch aussieht.«
»Oh ja, das glaube ich allerdings auch, doch genau das ist ja das Problem. Diese Fotos sind für eine groß angelegte Werbekampagne vorgesehen, und ich will mir gar nicht vorstellen, wie Tausende von Männern sich sabbernd die Bilder anschauen. Und das Gerede hier in Stillwell – Joyce soll eines Tages die Ranch übernehmen, und ich möchte nicht, dass dann alle mit den Fingern auf sie zeigen.« Rose nahm einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse und fügte aufgebracht hinzu: »Ich verstehe sowieso nicht, wie Miles das zulassen kann. Manchmal frage ich mich, ob ich bei seiner Erziehung etwas verkehrt gemacht habe.«
»In New York herrschen nun mal andere Sitten.«
»New York«, schnaubte Rose verächtlich. »Ich war nie damit einverstanden, dass er dort hingeht. Hätte er sich damals nicht in diese Cathryn verliebt, als sie ihren Urlaub bei uns auf der Ranch verbrachte, wäre es gar nicht so weit gekommen. Doch er musste sie ja heiraten und zu ihr nach New York ziehen. Und was hat er nun davon? Er ist geschieden, darf jeden Monat eine stattliche Summe Unterhalt an Cathryn zahlen, und seine Tochter posiert für frivole Fotos.«
Es war Rose deutlich anzumerken, dass sie weder mit dem Leben ihres Sohnes noch mit dem Vorhaben ihrer Enkeltochter einverstanden war.
Beruhigend legte Millie ihr eine Hand auf den Arm. »Jetzt reg dich nicht auf, es lässt sich nicht mehr ändern.«
»Solange ich es verhindern kann, wird Joyce diese
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