Die McDermotts 02 - Manchmal
sehr, als dass ich es könnte. Du suchst dir einen wohlhabenden Geschäftsmann aus, bringst ihn unter irgendeinem Vorwand dazu, dich bei ihm wohnen zu lassen und dir einen Job zu geben. Nachdem du dir ausreichend Vertrauen erschlichen hast, machst du lange Finger. – Hast du diesem William Baker auch vorgegaukelt, dass du in ihn verliebt bist?«
Tränen schossen ihr in die Augen. »Nein, er war für mich nie mehr als ein väterlicher Freund und Arbeitgeber«, presste sie heraus. »Und dir habe ich genauso wenig etwas vorgemacht. Ich liebe dich, Adrian, und ich habe in den letzten Wochen oft genug bereut, dass ich dir nicht von Anfang an die Wahrheit erzählt habe. Aber ich wusste, dass du genau so darauf reagieren würdest, wie du es jetzt tust, deswegen habe ich nichts gesagt.«
»Spar dir deine Tränen«, sagte er rau, »das zieht nicht mehr.« Er öffnete seinen Schreibtisch, nahm ein paar Blätter aus der Schublade. »Das hier sind dein Arbeitsvertrag und deine Schuldenliste«, erklärte er, während er beides zerriss und in den Papierkorb warf. »Unsere Vereinbarung ist hiermit beendet, deine Schulden betrachte ich als abgearbeitet. Geh in die Personalabteilung, ich habe veranlasst, dass dir das restliche Gehalt für diesen Monat noch ausgezahlt wird. Damit dürftest du eine Fahrkarte nach New Orleans bezahlen können und ein bisschen Geld für den Anfang übrig haben.«
»Du … du schickst mich weg?«, fragte sie tonlos.
Er stand auf, stellte sich ans Fenster und drehte ihr den Rücken zu. »Was hast du gedacht? Dass wir so weitermachen wie bisher? Tut mir leid, aber du wirst sicher verstehen, dass ich daran nicht interessiert bin.«
»Adrian …«
»Miss Foster, es gibt nichts weiter zu sagen, und das mit dem Flugticket hat sich auch erledigt. Fahren Sie zur Ranch und packen sie Ihre Sachen, ich möchte Sie nicht mehr vorfinden, wenn ich nach Hause komme«, erklärte er hart.
Sie zuckte zusammen. »Okay«, murmelte sie nach einer Weile des Schweigens, »ich kann dich ja verstehen, ich würde an deiner Stelle wohl das Gleiche tun.«
Mit hängenden Schultern und wackeligen Beinen stakste sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Danke für alles«, sagte sie mit mühsamer Beherrschung, »es war eine schöne Zeit mit dir, du bist ein wundervoller Mann und ich werde dich nie vergessen.«
»Alles Gute«, erwiderte er mit brüchiger Stimme, »und ich werde auf eine Anzeige wegen des Colliers verzichten – verkaufen Sie es oder behalten Sie es als Erinnerung, das überlasse ich Ihnen.«
Wie in Trance stand Melody in ihrem Zimmer und warf hastig ein paar Sachen in ihren alten Rucksack. Sie packte nur das ein, was sie bei ihrer Ankunft auf der Ranch besessen hatte, alles andere ließ sie zurück. Nach kurzem Überlegen zog sie auch die Ohrringe aus, die Adrian ihr gekauft hatte, und legte sie auf den Tisch. Plötzlich hörte sie leise Schritte, und als sie sich umdrehte, sah sie Florence in der Tür stehen.
»Na Schätzchen, sieht wohl so aus, als wäre es Zeit, sich zu verabschieden. Nehmen Sie es sich nicht so sehr zu Herzen, Adrian wäre sowieso nicht mit Ihnen zusammengeblieben«, rieb die Brünette Salz in Melodys Wunden. »Er ist mit seiner Arbeit verheiratet, in seinem Leben gibt es keinen Platz für eine Frau, höchstens mal in seinem Bett, als kleine Abwechslung für zwischendurch.«
Einen Moment starrte Melody sie an, dann griff sie wortlos nach ihrem Rucksack, schob sich an Florence vorbei und ging die Treppe hinunter.
»Machen Sie es gut, Schätzchen«, rief Florence ihr hinterher, »ich werde an Sie denken, wenn ich in Adrians Armen liege.«
Mit einem zufriedenen Lächeln hörte sie, wie kurz darauf die Haustür ins Schloss fiel.
37
Als Adrian am Abend nach Hause kam und das Wohnzimmer betrat, erschien es ihm, als hätte sich nichts verändert. Der gesamte Raum erinnerte ihn schmerzhaft an Melody. Zart hing der Duft ihres Parfüms in der Luft und irgendwie rechnete er damit, dass sie gleich durch die Küchentür kommen und ihn zum Essen rufen würde.
Er presste die Lippen aufeinander, ging in die Küche und nahm einen Müllsack. Obwohl ihm jeder Handgriff einen tiefen Stich ins Herz versetzte, fing er an, die Decke, Kissen, Kerzen und alles Übrige in den Beutel zu stopfen. Anschließend hängte er die Bilder ab, stellte sie dann zusammen mit dem Plastiksack unter die Treppe. Er würde die Sachen in den nächsten Tagen entsorgen, hier im Haus war kein Platz mehr dafür. Als
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