Die McDermotts 02 - Manchmal
unterhaltsam.«
Tom Wilson kam aus der Tür und wandte sich in Richtung seines Autos, aber Adrian hielt ihn zurück. »Tom, könnte ich dich noch einen Moment sprechen?«
»Ja, sicher.«
»Okay, Jungs, macht es gut, bis nächste Woche«, winkte Callan und stieg in seinen Pick-up.
»Adrian, was ist los?«, wollte der Deputy wissen.
»Du hast doch Melody Fosters Anzeige wegen des Diebstahls aufgenommen – habt ihr da eigentlich irgendetwas gefunden?«
Tom schüttelte den Kopf. »Nein, aber das habe ich dir ja gleich gesagt. Mit den wenigen Angaben, die Miss Foster machen konnte, war es von vorneherein aussichtslos. Ich vermute mal, die Diebin ist längst über die Grenze nach Mexiko abgehauen.«
»Hm«, brummte Adrian nachdenklich.
»Stimmt etwas nicht?«
»Doch, doch, alles okay«, wehrte Adrian hastig ab. »Allerdings möchte ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten.«
»Gerne, raus mit der Sprache.«
»Könntest du …«, Adrian zögerte einen Moment, dann gab er sich einen Ruck, »könntest du Melody Foster überprüfen?«
»Was willst du wissen?«
»Alles, was du in Erfahrung bringen kannst.«
»Gut, mache ich«, versprach der Deputy, »ich rufe dich morgen an und sage dir Bescheid.« Nach einem kurzen Blick auf Adrians angespanntes Gesicht fügte er stirnrunzelnd hinzu: »Hat sie etwas ausgefressen?«
Bedrückt zuckte Adrian mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich hoffe es nicht.«
Als Adrian zur Ranch zurückkehrte, lag Melody immer noch wach in seinem Bett. Sie hatte keinen Schlaf finden können, hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob sie Adrian von ihrem Verdacht hinsichtlich Florence erzählen sollte. Doch selbst wenn sie mit ihrer Vermutung recht hatte, es gab keinen Beweis dafür, Florence würde kaum so unvorsichtig sein, den Schmuck in ihrem Zimmer herumliegen zu lassen. Also hatte sie den Gedanken wieder verworfen und sich weiter den Kopf zerbrochen, wie sie Adrian überzeugen konnte, dass sie nichts mit dem Verschwinden des Colliers zu tun hatte.
Die Schlafzimmertür ging auf und Adrian kam herein.
»Hey«, begrüßte sie ihn unsicher, »wie war dein Abend?«
»Nett«, erwiderte er kurz angebunden, während er sich auszog.
Wenig später kroch er zu ihr unter die Decke und knipste das Licht aus. Schweigend lagen sie nebeneinander und im Gegensatz zu sonst hielt er Abstand zu ihr. Nach einer Weile kuschelte sie sich zaghaft an ihn.
»Sei mir nicht böse, aber ich bin ziemlich müde«, murmelte er abwehrend, »gute Nacht.«
Er rutschte ein Stück von ihr weg, wandte ihr dann den Rücken zu. Mit Tränen in den Augen rollte sie sich auf ihrer Bettseite zusammen und zum ersten Mal, seit sie aus Corpus Christi zurückgekehrt waren, schlief sie nicht in seinen Armen ein.
»Adrian, Tom Wilson für dich«, sagte Melody mit leicht zitternder Stimme ins Telefon und stellte das Gespräch zu ihm durch.
Das Frühstück und die gemeinsame Fahrt ins Büro waren genauso frostig verlaufen wie die Nacht zuvor, und der Anruf des Deputys ließ Melody nichts Gutes ahnen. Während sie nervös lauter Kringel auf die Schreibtischunterlage malte, starrte sie wie hypnotisiert auf die gelb leuchtende Taste der Telefonanlage, die anzeigte, dass Adrians Leitung besetzt war.
Das Telefonat dauerte nicht lange, und als der Knopf plötzlich erlosch, wurde ihr auf einmal speiübel. Sie sprang auf, stürzte durch den Aktenraum in den kleinen Waschraum und übergab sich. Schweißgebadet wankte sie wieder zu ihrem Platz, sank auf den Stuhl und rechnete damit, dass Adrian jeden Moment aus seinem Büro kommen und anklagend mit dem Finger auf sie deuten würde. Doch nichts geschah und je weiter die Zeiger der Uhr vorwärts rückten, desto beunruhigter war sie. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie stand auf, ging zu Adrians Tür, klopfte kurz an und betrat dann sein Zimmer.
»Ach, gut, dass du kommst«, empfing er sie kühl und sie bemerkte, dass sein Gesicht sehr blass war.
»Was … was ist los?«, fragte sie zaghaft.
»Bestell mir bitte ein Ticket für die nächste Maschine nach New Orleans.«
»New Orleans«, wiederholte sie tonlos, während sie spürte, wie eine neue Welle der Übelkeit in ihr aufstieg, »was willst du denn in New Orleans?«
Er starrte sie einen Moment schweigend an, sein Blick bohrte sich in den ihren, sein Gesicht war eine eisige Maske. Doch was sie noch viel mehr traf, waren der Schmerz, die Enttäuschung und die Verachtung, die sie deutlich in seinen Augen sehen
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