Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
förmlich an ihr vorbei. Chief Brogan rannte ihnen mit der Taschenlampe in der Hand hinterher.
Shep führte die Gruppe wild kläffend an.
Schließlich blieb der Hund stehen, irgendwo außerhalb des Lichtkegels von Chief Brogans Taschenlampe. Als sie ihn einholten, leuchteten seine Augen gelb im Dunkeln, und er rannte wie wild im Kreis. Dazu gab er ein tiefes, beängstigendes Knurren von sich.
Hinter ihm lag Austin auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt. Die Vorderseite seines Hemds war blutgetränkt.
Beinahe hätte Paige vor Angst geschrien – ausgerechnet sie, die selbstbeherrschte Krankenschwester, für Notfälle ausgebildet, hätte hier die Nerven verloren. Zum Glück winkelte Austin sein Knie an und stöhnte, was zumindest bewies, dass er noch lebte.
Shep wollte niemanden in seine Nähe lassen, weder Paige noch Garrett oder Tate. Und schon gar nicht Chief Brogan und die beiden Sanitäter, die inzwischen auch eingetroffen und völlig außer Atem waren.
Mit heiserer, erstickter Stimme rief Austin den Hund zu sich, streichelte Sheps Rücken und beruhigte ihn.
Paige kniete sich auf der einen Seite neben Austin, Garrett und Tate auf der anderen. Shep knurrte wieder und rutschte dicht an sein Herrchen.
„Ich glaube, ich bin angeschossen“, erklärte Austin erschöpft.
Tate gab ein heiseres, angespanntes Lachen von sich. „Du glaubst?“ Er zog seine Jacke aus und deckte Austin vorsichtig damit zu.
„Weißt du, wer geschossen hat?“, fragte Garrett.
Austin schüttelte den Kopf.
Nachdem Paige einige Sekunden lang wie erstarrt gewesen war, fand sie ihre Stimme wieder. Sie schaffte es auch, sich zu bewegen. Sie schob Tates Jacke weg, riss Austins Hemd auf und entblößte seine Brust.
Chief Brogan, der Einzige mit einer Taschenlampe, leuchtete auf die Wunde.
Die Kugel hatte Austin in die linke Schulter getroffen, nur wenige Zentimeter vom Herzen entfernt. Aber glücklicherweise doch weit genug, um nicht tödlich zu sein.
Während die Sanitäter zurück zum Krankenwagen rannten, um ihre medizinische Ausrüstung und eine Trage zu holen, knüllte Paige Garretts Hemd zusammen, das er rasch ausgezogen hatte. Sie presste es auf die Wunde, um die Blutung zu stillen.
„Wie schlimm ist es?“, wollte Tate wissen.
Erst da merkte Paige, dass ihr die Tränen über die Wangen rannen. Sie schniefte und schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht“, antwortete sie. „Aber wenn wir diese Blutung stoppen können und ihn in die Klinik in der Stadt bringen …“
„Nicht ins Krankenhaus von San Antonio?“, unterbrach der Chief sie.
„Das ist zu weit“, erklärte Paige. „Austin muss sofort behandelt werden.“
Austin sah sie an, und ein schwaches Lächeln erschien aufseinem Gesicht. „Weinst du meinetwegen?“ Er klang, als wäre er betrunken.
„Es gibt keinen Grund, deinetwegen zu weinen“, erwiderte sie entschieden, wenn auch mit leicht zitternder Stimme, „denn du wirst wieder gesund.“ Sie beugte sich zu ihm herunter, bis ihre Nasen sich berührten. „Ganz gesund“, wiederholte sie.
„Ich hab’s verstanden“, sagte Austin müde.
In den nächsten zwei Stunden nahm Paige alles um sich herum nur vage wahr. Sie fuhr hinten im Krankenwagen mit Austin zur Klinik in Blue River und legte ihm einen Tropf. Garrett saß auf dem Beifahrersitz, während der erfahrenere der beiden Sanitäter sich ebenfalls um Austin kümmerte.
Paige war vollkommen damit beschäftigt, Austins Gesundheitszustand zu stabilisieren. Doch zwischendurch fiel ihr der Hund ein. Hatte sich eigentlich jemand um Shep gekümmert?
Austin tauchte immer wieder in die Bewusstlosigkeit. Das war besser, denn sobald er zu sich kam, fühlte seine linke Schulter sich an, als wäre sie komplett weggeschossen worden.
Ohne den gelegentlichen heftigen Schmerz hätte er wirklich geglaubt, er wäre tot. Um ihn herum bewegten sich verschwommene, von eigenartigem Licht umgebene Gestalten. Es konnten unmöglich menschliche Wesen sein. Diese Gestalten waren aus knisternder Energie gemacht.
Irgendwann mussten sie ihm eine ziemlich starke Droge verabreicht haben. Einerseits hielt der brennende Schmerz in der Schulter an, wurde sogar noch stärker und entwickelte einen Rhythmus, der verdächtig seinem Herzschlag ähnelte. Andererseits fühlte er sich wie entrückt. Es tat weh, aber es war ihm egal.
„Mein Hund“, stieß er hervor, als er glaubte, Paiges Gesicht vor sich zu sehen. Sie wirkte wie ein wabernder Geist. „Wo ist
Weitere Kostenlose Bücher