Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
nicht das Schlechteste, wenn Austin und seine Brüder sich gelegentlich in der Hauptküche oder sonst wo über den Weg liefen.
Paige schloss das Garagentor hinter ihnen und öffnete ihren Sicherheitsgurt. Gerade als Austin protestieren wollte, dass er keine Hilfe beim Aussteigen brauchte, wurde ihm klar, dass sie ihm gar keine anbieten wollte.
Sie stieg aus, öffnete die hintere Tür auf ihrer Seite, ließ Shep aus dem Wagen und ging ins Haus. Dabei sah sie nicht einmal in Austins Richtung.
Wenigstens der Hund wartete auf ihn.
Diese Frau schaffte es immer wieder, dass er ihretwegen sowohl amüsiert als auch leicht verärgert war. Kopfschüttelnd quälte er sich aus dem Wagen und streckte vorsichtig die Beine, bevor er weitermachte.
Er hatte noch die Treppe vor sich, und darauf war er nicht besonders scharf.
Wenn er erst oben war, blieb ihm nichts weiter zu tun, als herumzuliegen, fernzusehen, Radio zu hören oder zu lesen. Letzteres war seit dem Beginn seiner Rückenprobleme schwierig. Lesen stellte für ihn ohnehin eine Herausforderung dar, da die Medikamente seine Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigten.
Herumsitzen und grübeln wollte er aber auch nicht. Er hatte viel zu viel Zeit, über Dinge nachzudenken, die er doch nicht ändern konnte.
Als Austin die Küche betrat, brach die Hölle los.
Luftschlangen flogen, irgendetwas knallte, die Hunde bellten. Shep stimmte in das Gebell ein, als hätte er seinen Part geübt. Calvin und die Zwillinge schrien: „Überraschung!“
Einen Moment fragte Austin sich verwirrt, ob er vielleicht seinen eigenen Geburtstag vergessen hatte.
Julie und Libby traten auf ihn zu und gaben ihm einen Kuss auf die Wange.
Julie lachte, wahrscheinlich über sein verblüfftes Gesicht. „Willkommen daheim“, sagte sie in einem Ton, den sie vermutlich bei ihrer Theater-AG verwendete, wenn einer der Schüler ein Stichwort brauchte.
Er sah sich um und entdeckte Tate, der auf der Kochinsel den ersten von einem ganzen Stapel Pizzakartons aufmachte. Garrett ermahnte unterdessen die Hunde und Kinder zur Ruhe.
Paige war nirgends zu sehen.
Austin zupfte zuerst an Audreys dunklem Pferdeschwanz und dann an Avas. Er wuschelte Calvin durch die Haare und machte sich auf den Weg, ins Herz dieses Hauses. Und dieser Familie.
Seiner Familie.
Paige stand in dem größeren der zwei Schlafzimmer in der Gästewohnung und genoss den Duft frisch gewaschener blütenweißer Bettwäsche, als sie das Laken aufschlug und auf das Bett sinken ließ.
Bis auf Weiteres würde Austin hier schlafen. Paige hatte die wenigen Sachen, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, in das kleinere Zimmer gebracht. Es war früher Calvins Zimmer gewesen, bevor er und Julie nach oben in Garretts Wohnung gezogen waren.
Bis man Austin angeschossen hatte, war Paige unschlüssig gewesen, ob sie den Job als seine private Krankenschwester annehmen sollte. Aber in dem Augenblick, als sie ihn dort draußen blutend und verletzt auf dem Ölfeld liegen sah – um seinen Hund mehr besorgt als um sich selbst –, änderte sich ihre Einstellung völlig. Erklären konnte sie das allerdings nicht so richtig.
Sie wusste nur, dass sie sich nach wie vor heftig zu Austin hingezogen fühlte.
Gleichzeitig jagten ihr die Gefühle für ihn eine Heidenangst ein. Am liebsten wäre sie geflohen, so schnell und so weit sie konnte.
Doch genauso stark war der Wunsch, sich in seine Arme zu werfen.
„Paige? Ist alles in Ordnung mit dir?“
Sie drehte sich zu Julie um, die im Türrahmen stand. „Klar! Warum soll denn nicht alles in Ordnung mit mir sein?“
Ihre Schwester lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen, die Arme verschränkt, und neigte den Kopf leicht zur Seite. Ihr Gesicht hatte jenen fürsorglich besorgten Ausdruck, der eigentlich für Calvin reserviert war. Sie trug eine Jeans und eins von Garretts alten Flanellhemden, dessen Ärmel hochgekrempelt waren. Offenbar hatte sie Libby beim Auspacken in Tates Wohnung geholfen.
„Na ja, alle anderen sind unten in der Küche und feiern Austins Rückkehr. Wir essen gleich Pizza. Aber du bist hier ganz allein …“
Paige setzte sich auf das Bett, das sie noch nicht ganz bezogen hatte. „Vielleicht brauchte ich einfach einen Moment Ruhe“, erwiderte sie. „Hast du daran schon mal gedacht?“
Julie lachte und setzte sich neben sie. Sie sah sich in dem Zimmer um und seufzte. Anstatt direkt zu antworten, überlegte sie laut: „Wer hätte damals gedacht, dass mein Leben sich so sehr
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