Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
Calvin liegt mir mehr am Herzen, und ich möchte mehr Zeit mit ihm verbringen. Es ist momentan schon alles hektisch genug, und ich will nicht, dass mein Sohn auf Dauer zu kurz kommt.“
„Julie“, hakte Libby nach. „Was versuchst du uns zu sagen?“
Ihre mittlere Schwester sah traurig und glücklich zugleich aus, ein Zustand, den Paige sehr gut kannte. „Es gab heute eine Lehrerkonferenz. Im Haushalt des nächsten Jahres wurden einige Kürzungen vorgenommen. Mindestens ein Lehrer muss gehen. Ich wollte nach den Sommerferien ohnehin aufhören, das war allgemein bekannt. Darum habe ich mich praktisch freiwillig gemeldet.“ Sie ließ die Schultern ein wenig hängen, doch ihre Augen waren klar und ihr Lächeln echt. „Rektor Dulles hat meinen Vorschlag dankbar angenommen und mich großzügigerweise darüber informiert, dass es hilfreich wäre, wenn ich schon gleich nach der Aufführung des Musicals halbtags arbeiten könnte.“
„Oh“, war alles, was Libby dazu zu sagen hatte.
„Ach du Schande“, stöhnte Paige.
„Noch ist nicht alles verloren“, erklärte Julie tapfer. „Ich werde wie gesagt halbtags unterrichten. Dadurch habe ich Zeit, den Kindern bei ihren Projekten zu helfen.“
Im vergangenen Sommer hatte Julie drei Schülern bei der Entwicklung eigener Ein-Personen-Stücke geholfen. Unter ihnen war Ron Strivens’ Tochter Rachel gewesen. Julie wollte die drei Stücke produzieren und auf Video aufzeichnen, in der Hoffnung, Stipendien für die drei jungen Stückeschreiber zu bekommen. Doch das Musical, das die Theater-AG demnächst zur Aufführung bringen würde, genoss natürlich oberste Priorität, denn es brachte Geld ein.
Einen Moment sah Julie ihre beiden Schwestern prüfend an. „Hört auf damit“, sagte sie.
„Womit denn?“, fragte Libby.
„Ein Gesicht zu machen, als wäre jemand gestorben“, meinte Julie. „Du bekommst ein Baby, Libby. Das ist ein Grund zum Feiern.“
Wie aufs Stichwort gesellten sich Tate und Austin zu ihnen. Und auch Garrett kam aus dem Garten zurück, in Begleitung von Calvin und Harry.
„Schwesternkonferenz!“, verkündete Libby mit erhobenen Händen.
„Bierkonferenz“, konterte Tate amüsiert. Er öffnete einen der Kühlschränke, nahm ein Sixpack Bier heraus und ging voran in den Poolbereich.
Garrett folgte ihm zusammen mit Calvin, nachdem er Julie einen so liebevollen Blick zugeworfen hatte, dass Paige ganz gerührt war.
Austin und die Hunde bildeten die Schlusslichter.
Nachdem die Männer verschwunden waren, sagte Julie zu Libby: „Du bist schwanger.“
„Ja“, schniefte Libby.
Paige betrachtete die beiden und dachte, wie sehr sie ihre Schwestern liebte.
„Aber das ist doch wundervoll“, strahlte Julie.
Libby nickte sichtlich bewegt.
Da stutzte Julie und verschränkte die Arme. „Libby Remington! Was ist los?“
Einen Moment herrschte Schweigen am Tisch.
„Wie lange weißt du schon, dass du schwanger bist?“, wollte Julie wissen.
„Seit heute Morgen“, antwortete Libby, erneut den Tränen nahe. „Nachdem ich mich im Badezimmer eingeschlossen und auf einen dieser kleinen Plastikstäbe aus der Apotheke gepinkelt habe.“
„Heißt das, ich muss dieses dämliche pinkfarbene Kleid doch nicht anziehen?“, fragte Paige hoffnungsvoll. „Ich meine, wenn Tate Libby sofort heiraten will, dann könnten du und Garrett doch auch …“
„Ich werde auf meine glamouröse Hochzeit ganz sichernicht verzichten“, unterbrach Julie sie.
„Du meinst, Tate und ich sollten die Hochzeit nicht absagen?“, fragte Libby. Ihre Stimme war so sanft wie der Ausdruck in ihren Augen. „Ich fand, wir sollten lieber im kleinen Kreis heiraten, damit er eine ehrbare Frau aus mir machen kann.“
Paige dachte an Mary Kate, die sich so sehr auf die pompöse Hochzeit freute. Eine ganze Menge Leute würde schrecklich enttäuscht sein, wenn das gesellschaftliche Ereignis des Jahres abgesagt würde – oder von einer Doppelhochzeit auf eine einfache Hochzeit reduziert würde.
„Ich will meine Hochzeit“, stellte Julie mit entschlossener Miene klar. „Ich will Tauben aufsteigen lassen, Feuerwerk, unzählige Gäste. Die ganze Gemeinde soll dabei sein.“ Sie lehnte sich ein wenig nach vorn. „Und du solltest auch nicht auf deine Hochzeit verzichten, Libby. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich werde nur diese eine erleben. Garrett McKettrick ist der Richtige. Der Mann, den ich immer lieben und mit dem ich bis ans Ende unserer Tage
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