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Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)

Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)

Titel: Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zufrieden.
    Austin sah grinsend zu Paige und rückte erneut seinen Hut gerade.
    „Wie heißt sie?“, wollte Paige von ihm wissen und deutete auf die Stute.
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihren Puls beschleunigte. „Betty“, antwortete er. „Sie ist ziemlich zahm, aber auch gern mit der Herde unterwegs.“
    „Betty“, wiederholte sie. „Ich glaube, einem Pferd mit einem solchen Namen bin ich noch nie begegnet.“
    „Audrey und Ava haben den Namen ausgesucht“, erklärte Austin und beobachtete eine Weile die hügelige Landschaft. Dann räusperte er sich und sagte: „Ich bin froh, dass du mitgekommen bist.“
    Paige wusste, dass er den Wallach galoppieren lassen wollte. Sie spürte seine Anspannung beinah körperlich. Trotzdem ließ er das Pferd weiter in gemächlichem Tempo traben – vermutlich aus Rücksicht auf sie.
    „Ja, ich auch“, gestand sie mit verdächtig krächzender Stimme.
    Eine Weile ritten sie am Fluss entlang. Dann zeigte Austin auf einen Hügel auf der anderen Seite des Weges.
    „Bist du bereit für den Aufstieg?“, fragte er.
    Sie nickte und lehnte sich nach vorn, um den richtigen Halt auf Betty zu haben, während sie Austin hinauffolgte. Obenangekommen, lag das Land wieder flach vor ihnen. Die Weite der Landschaft, der Himmel und die endlosen Weiden waren atemberaubend.
    Keiner von ihnen sagte etwas, aber Paige fand, dass Worte auch gar nicht nötig waren. Sie waren ein Mann und eine Frau, die auf guten Pferden auf vertrautem Boden ritten. Das reichte vollkommen.
    Als das alte Bergbaucamp mit seinen Nissenhütten und dem trockenen Flussbett in Sicht kam, verspürte Paige ein vage alarmierendes Gefühl. Sie stellte sich in den Steigbügeln auf, um die Beine zu strecken, und schalt sich im Stillen. Dieses Gefühl war albern. Trotzdem hatte dieser Ort im ersten Morgenlicht etwas Gespenstisches.
    Austin schien ihren Widerwillen zu bemerken, denn er drehte sich mit fragendem Blick zu ihr um. Er ließ den Wallach anhalten und die Zügel locker, damit das Pferd einen Moment grasen konnte.
    Paige lief ein Schauer über den Rücken, und sie fragte Austin: „Glaubst du an Geister?“
    „Nein. Du etwa?“ In dieser Frage schwangen Neugier und Übermut mit.
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf und schaute sich an diesem verlassenen, einst lebhaften Ort um. Als die Minen noch in Betrieb waren, lange vor ihrer und Austins Zeit, hatte hier eine ganze Siedlung gestanden, sogar mit Schulhaus und Kirche. „Allerdings glaube ich an Energie und daran, dass sie an einem Ort verweilen kann. Besonders nachdem etwas Wichtiges geschehen ist.“
    „In unserer Kindheit haben Garrett, Tate und ich hier oben mit einigen Freunden übernachtet. Wir taten so, als wären wir Cowboys aus den alten Tagen. Manchmal spielten wir auch, wir seien Gesetzlose. Entweder trieben wir eine Rinderherde nach Montana, oder wir bereiteten uns darauf vor, eine zu stehlen.“
    Dieser kurze Einblick, den Austin ihr in seine Kindheit gewährte, war etwas Kostbares für Paige. Dass es sich dabei umeine amüsante Anekdote handelte, änderte daran nichts. Sie spürte, dass mehr dahintersteckte, und verkniff sich jede Bemerkung. Er sollte nicht aus dem Konzept kommen, wenn er schon einmal etwas von sich erzählte.
    „Sobald das Lagerfeuer erloschen war und alle schliefen“, fuhr er fort, „lag ich in meinem Schlafsack wach und lauschte den nächtlichen Geräuschen. Ein- oder zweimal hätte ich schwören können, das Rauschen des Flusses zu hören. Ich konnte sogar das Wasser riechen. Dabei war das Flussbett wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden ausgetrocknet.“
    Hier war ein weiterer vollkommener Moment, und Paige genoss ihn.
    Austin lachte leise. „Es gab noch andere Dinge, aber hinter den kreativeren Dingen steckten Garrett und Tate. Damals haben sie mir gern Angst eingejagt.“
    „Mit Erfolg?“
    „Ja, ein paarmal schon“, räumte er ein. „Aber meistens spielte ich einfach mit. Tatsache ist, dass ich etwas wusste, was sie nicht wussten.“
    Gespannt wartete Paige auf das, was nun kommen würde.
    „Dad oder Pablo Ruiz übernachteten in der Nähe, aber unbemerkt von uns. Sie wollten sichergehen, dass uns nichts passierte.“
    Ein Anflug von Traurigkeit streifte Paige wie eine sanfte Brise. Beide Männer waren inzwischen tot, Jim McKettrick und sein langjähriger Vorarbeiter Pablo Ruiz. Genau wie Paiges Vater.
    Das Leben ging natürlich weiter, aber die Welt war ohne diese drei Männer nicht mehr die gleiche wie

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