Die Medica von Bologna / Roman
presste mich mit sanfter Gewalt in die Kissen zurück.
»Du solltest noch nicht aufstehen, meine Tochter«, sagte er, und so etwas wie Fürsorge lag in seiner Stimme. »Der Satan hat dich zwar verlassen, aber er kann jederzeit wiederkommen. Wir müssen zusammen beten, um aus deiner Seele eine Festung zu machen, wir müssen dich wappnen gegen das Böse. Ich will die Hand auf deinen Leib legen und dich schützen, und wenn die Hand auf dir liegt, vergiss nicht, dass es Gottes Hand ist. Gottes Hand ist gütig und kundig, sie kennt die Stellen, durch die der Teufel in dich eindringen will, und wird ihm den Einlass verwehren … nanu, was ist das?«
Seine Hand hatte unter meinem Hemd das
vesicatorium
des Doktor Valerini ertastet. Es saß etwas oberhalb meiner Brüste, auf Höhe der Bronchien.
»Ein Zugpflaster«, flüsterte ich eingeschüchtert. Ich lag stocksteif in meinem Bett und wünschte nichts sehnlicher, als dass der Pater sich entfernen möge. Doch das auszusprechen verbot sich von selbst, denn ein Priester kam gleich nach Gott, und Gott durfte man nicht die Tür weisen.
»Ein Zugpflaster? Nun, meine Tochter, ich denke, das brauchst du nicht mehr. Dank der Gnade des Herrn und meiner bescheidenen Dienste bist du schon fast genesen, lass mich das Pflaster abnehmen.« Er schickte sich an, das Pflaster zu lösen, besann sich aber anders. Seine Hand zuckte ein paarmal und wanderte dann zum Ansatz meiner Brüste, tastete sich vor, wanderte von der linken zur rechten Brust, wanderte wieder zurück und schien sich zwischen beiden nicht entscheiden zu können.
»Vater«, flüsterte ich, »bitte …«
»Nur ruhig, meine Tochter, diese Hand meint es gut mit dir, vergiss das nicht. Sie ist freundlich und warm, und sie beschützt dich.« Des Paters Stimme klang heiser, während seine Hand meine Brüste drückte, erst sanft, dann fester und fester.
Ich biss mir auf die Lippen, denn er tat mir weh. »Vater, bitte …«
»Schon gut, meine Tochter. Sprich ein Gebet mit mir und lobe den Herrn, während Seine Hand dich beschützt.« Und er begann tatsächlich zu beten: »Danke, o heilige Mutter Gottes, danke für die guten Werke, die du im Namen des Allerhöchsten und Seines eingeborenen Sohnes vollbracht hast. Wir loben und preisen dich, heilige Mutter, du Gnadenreiche, du Gebenedeite, auf dass du für alle, die schwach sind, in Seinem Namen auch fernerhin Schutz und Wehr vor der ewigen Verdammnis, vor Höllenspuk und Teufelswerk bewirken mögest. Amen.«
»Au!« Die angeblich so beschützende Hand hatte mir in eine Brustspitze gekniffen. »Bitte, Vater, nehmt Eure Hand da weg.«
»Nein.« Des Paters Stimme klang plötzlich gar nicht mehr fromm. Seine Augen schienen mich zu durchbohren. »Es ist Gottes Hand. Willst du ihm gefällig sein, dann schweig.« Wieder ließ er seine Hand wandern, sie erkundete meinen Bauch, strich über ihn hinweg, massierte ihn, verließ ihn schließlich, kam zu meinem Nabel, spreizte sich, damit ein Finger in ihn eindringen konnte, bohrte in ihm herum, glitt weiter nach unten, zupfte an den ihr dort begegnenden Härchen, schickte sich an, zwischen meine Beine zu schlüpfen, und zog sich überraschend zurück, als ihr das nicht auf Anhieb gelang, weil ich meine Schenkel fest zusammenpresste.
Und während dieser ganzen Reise ging des Paters Atem schneller und schneller. Ich begann zu schreien und schrie wie am Spieß, und die Hand, die mich eben noch bedrängt hatte, schlug mir auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen, aber ich schwieg nicht, ich wehrte mich, ich wollte weiterschreien, aber plötzlich, ganz plötzlich, war das nicht mehr nötig. Denn die Haustür fiel ins Schloss, und Schritte näherten sich.
Meine Mutter war zurückgekommen.
Schreckensbleich betrat sie den Raum, denn sie dachte, der Leibhaftige säße noch immer in mir. Doch dann erblickte sie den Pater und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Gott sei Dank, Ihr seid da, Vater, ich dachte schon …«
Pater Edoardo, eben noch wie von Sinnen, hatte sich wieder völlig in der Gewalt. Er lächelte. »In der Tat, Signora, war noch ein letztes Aufbäumen des Bösen abzuwehren, aber dank Gottes und meiner Hilfe ist die Gefahr endgültig vorbei.« Er räusperte sich und schaute mich streng an. »Eurer Tochter geht es besser, sie kann als geheilt gelten, doch solltet Ihr nicht alles für bare Münze nehmen, was sie Euch in den nächsten Tagen erzählt. Vielleicht wird sie von Zeit zu Zeit Beleidigungen und
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