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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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häufig war ich allein und befürchtete, Pater Edoardo könnte mir einen unerwarteten Besuch abstatten. Zwar hatte er sich seit der abscheulichen Teufelsaustreibung nicht wieder blicken lassen, aber ich war dennoch auf der Hut. Ich machte die Tür einen winzigen Spalt auf und lugte hinaus.
    Was ich sah, war keineswegs beeindruckend. Es handelte sich um ein Gesicht, das breit, brav und etwas bäurisch wirkte, mit Pusteln auf der Stirn und spärlichem Bartwuchs um das Kinn. Es gehörte einem Jüngling, dessen Stimme durchaus zu seinem unscheinbaren Äußeren passte: »
Scusi,
ich möchte nicht stören«, sagte er.
    »Wir geben nichts«, antwortete ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Bettler, ich wollte gern deine Mutter sprechen.«
    »Die ist nicht da.«
    »Oh.« Über das Gesicht des Jünglings glitt ein Schatten. »Tja, dann … äh, du bist Carla, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich und fragte mich, woher er meinen Namen wusste. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ich bin Marco«, sagte er, »Marco Carducci, der Sohn von Signora Carducci.«
    »Ach, der bist du.«
    »Ja, meine Mutter hat dir doch damals Modell gestanden. Für dein Gesellenstück, meine ich.«
    »Ja, das stimmt.« Mir fiel ein, dass ich das Kleid gern der Signora geschenkt hätte, denn sie war eine nette Frau, die sich aus reiner Gefälligkeit mehrfach zum Abmessen und zur Anprobe bei uns eingefunden hatte. Doch da meine Mutter der Meinung gewesen war, das Kleid sei zu teuer, um es zu verschenken, lag es seitdem in einer Truhe und wartete auf eine ihrer betuchten Käuferinnen aus der Innenstadt.
    »Hast du das Kleid noch?«, fragte Marco.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich möchte es kaufen.«
    »Was?« Ich war so überrascht, dass ich für einen Augenblick meine Zurückhaltung vergaß und mich vorbeugte, ohne an mein Feuermal zu denken. Rasch wollte ich den Kopf wieder zurückziehen, aber etwas Unerwartetes geschah. Marco lächelte mir direkt ins Gesicht.
    »Warum lächelst du so blöd?«, fragte ich unfreundlich, denn natürlich dachte ich, er wolle sich über mein Aussehen lustig machen.
    »Ach, nichts.«
    »Ich will wissen, warum du so blöd gelächelt hast.«
    »Nun ja« – Marco blickte mich treuherzig an –, »so schlimm, wie die Leute sagen, finde ich es gar nicht.«
    »So, findest du?«
    »Ja, wirklich.«
    »Du hast ja keine Ahnung!«
    »Ich habe Pusteln. Der eine hat ein Feuermal, der andere hat Pusteln, irgendwas hat jeder. Verkaufst du mir nun das Kleid?«
    »Ach so, ja … nein.« An das Kleid hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich war etwas verwirrt. »Das Kleid gehört meiner Mutter, jedenfalls der Stoff, aus dem es gemacht ist. Ich kann es dir nicht verkaufen.«
    »Kann ich es wenigstens mal sehen?«
    »Meinetwegen. Aber nur, wenn du mir sagst, warum du es unbedingt haben willst.«
    »Ich will es meiner Mutter schenken.«
    »Wie bitte?«
    Marco blickte ernst. »Meine Mutter wird fünfzig. Das ist ein hohes Alter und ein besonderer Anlass. Außerdem verehre ich sie sehr. Kann ich das Kleid nun sehen?«
    Widerstrebend ließ ich ihn ein. Beim Eintreten bückte er sich und zog seine Überschuhe aus. Es waren Schuhe von der Art, wie viele Reiche sie benutzen, um die darunter getragene Fußbekleidung zu schonen. Gerade im Frühjahr, wenn viele Seitenstraßen noch feucht und matschig sind und der Unrat sich in den Ecken türmt, erweisen Überschuhe sich als besonders dienlich. Dass Marco, der sicher nicht zu den Reichen gehörte, solche Schmutzabweiser besaß, war ungewöhnlich.
    »Ich bin Schuhmacher«, sagte er nicht ohne Stolz, als er meine Blicke bemerkte.
    Das erklärte natürlich vieles. »Die sind schön«, sagte ich und betrachtete seine aus feinstem Rindsleder gefertigten Schuhe. Sie waren halbhoch, glänzend schwarz und saßen wie angegossen. Das Besondere an ihnen war der Absatz unter der Ferse.
    »Ich habe sie selbst gemacht«, sagte Marco. »Zeigst du mir jetzt das Kleid?«
    Ich holte mein Gesellenstück aus der Truhe und legte es auf den großen Schneidertisch, damit Marco sehen konnte, wie fein geschnitten und wie gut gearbeitet es war. Und in der Tat verfehlte es seine Wirkung nicht. Sein Gesicht nahm einen fast andächtigen Ausdruck an, als er behutsam über den edlen, fuchsfarbenen Batist strich. »Jetzt begreife ich, warum Mutter immer so von diesem Kleid geschwärmt hat. Es ist wirklich wunderschön.«
    Das Lob schmeichelte mir, brachte mich aber gleichzeitig in Verlegenheit, deshalb sagte ich kühler als

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