Die Medica von Bologna / Roman
Hand und drückte sie. »Ist alles in Ordnung mit dir, du wirkst so angespannt? Du freust dich doch auch auf unser Kind?«
»Sicher, ja. Ich freue mich, schließlich bin ich der Vater … nicht wahr?«
»Willst du etwa bezweifeln …?«
»
Sant’lddio,
natürlich nicht. Ich will alles tun, damit es, äh, Giancarlo an nichts fehlt.«
»Gott sei Dank, und ich hatte schon gedacht …« Mir kamen die Tränen. »Was du da eben gesagt hast, macht mich sehr glücklich. Sehr, sehr glücklich. Weißt du eigentlich, wie oft ich in der letzten Zeit gern an deiner Seite gewesen wäre? Aber natürlich ging es nicht. Ich sagte mir dann immer: Wenn ich schon nicht seine Frau werden kann, will ich wenigstens ein Stück von ihm, ein Stück von seinem Fleisch und Blut! Und nun ist es so weit, und du willst alles für unseren Sohn tun. Ich liebe dich. Nein: Wir lieben dich!« Ich beugte mich vor und küsste Gaspare auf den Mund.
Er räusperte sich und sagte: »Ich freue mich auch. Dann nimmst du also das Geld an?«
»Das Geld?«
»Für die Erziehung und Ausbildung. Ich werde dir monatlich eine ausreichende Summe für den Kleinen zukommen lassen, damit er standesgemäß aufwachsen kann.«
»Das ist sehr lieb von dir. An Geld hatte ich bisher überhaupt nicht gedacht.«
»Ich glaube, zwölf Scudi werden genügen.«
»Zwölf Scudi, das ist viel zu viel.«
»Lieber ein bisschen mehr als zu wenig. Denk daran, dass du vielleicht nicht mehr zu den Nonnen von San Lorenzo gehen können wirst.«
Ehe ich antworten konnte, näherte sich wieder Paolo, der Wirt, und diesmal durfte er nachschenken. Auch mir wollte er weiteren Wein eingießen, aber ich lehnte ab. Ich musste an Giancarlo denken.
Gaspare leerte sein Glas auf einen Zug und sagte: »Schön, dann wäre ja alles geklärt. Allerdings ist da noch eine Sache, bei der ich dich um dein Verständnis bitte. Ich möchte, dass du Stillschweigen darüber bewahrst, wer der Vater des Kindes ist. Auch das Kind selbst, ich meine, Giancarlo, soll darüber nicht informiert werden.«
»Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Oh, doch, selten war mir etwas ernster. Denk bitte an meine Stellung in der Gesellschaft. Es wäre meinem Ruf in höchstem Maße abträglich, wenn herauskäme, dass ich der Vater eines unehelichen Kindes bin. Außerdem darf auch Giulia nichts davon wissen. Es wäre nicht gut für unsere, äh, Gemeinschaft. Bitte versteh das.«
»Nein, das verstehe ich nicht.« Ich konnte nicht glauben, was Gaspare gerade gesagt hatte. »Das verstehe ich überhaupt nicht. Du wärst nicht die einzige hochgestellte Persönlichkeit mit einem
bastardo.
Mir ist niemand bekannt, dessen Karriere darunter gelitten hätte. Gaspare, Lieber, bitte: Stehe zu deinem Sohn, erkenne deine Vaterschaft an.«
»Ich fürchte, das kann ich nicht.«
»Bitte, es müsste ja nicht an die große Glocke gehängt werden. Soll Giancarlo wirklich ohne Wissen, wer sein Vater ist, aufwachsen? Mir selbst ist es auch so ergangen, vergiss das nicht. Ich weiß bis heute nicht, wer damals meine Mutter schwängerte. Bitte, erspare das unserem Sohn.«
»Es geht nicht.«
»Es geht nicht?« Mein Entsetzen wandelte sich langsam in Wut.
»Du hast richtig gehört. Ich habe in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht. Ich will es nicht, und dabei bleibt es.«
»Ist das dein letztes Wort?«
Gaspare zögerte, und für einen kurzen Augenblick glomm die Hoffnung wieder in mir auf. Doch dann sagte er: »Es gäbe noch eine andere Lösung. Es wäre am einfachsten und ließe das ganze Problem erst gar nicht entstehen.«
»Nein!«
»Bitte, schrei nicht so laut. Die anderen Gäste könnten uns hören. Es wäre wirklich das Einfachste, wenn du einen Trank aus den Wurzeln des Sadebaums zu dir nehmen würdest. Dieser Trank ist ein zuverlässiges, seit Jahrhunderten bewährtes Mittel. Die Dosis darf nur nicht zu stark sein. Ich könnte dir …«
»Nein, nein, nein!«
»Carla, bitte! Es käme auch scharfer Zitronensaft in Frage. Die Applikation des Safts ist etwas beschwerlich …«
»Nein, nein, nein!« Ich schrie meine ganze Wut, Verzweiflung und Enttäuschung heraus. »Du Feigling, du kleiner, mieser Feigling!«
»Jetzt ist es aber genug!« Gaspare sprang auf und hielt mir den Mund zu. »Willst du wohl schweigen, du närrisches Weib! Was ist an einer Abtreibung so schlimm. Sie geschieht täglich dutzendfach in Bologna, hundertfach in Italien, tausendfach auf der ganzen Welt, und da kommst du und machst so ein Geschrei
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