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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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sagte zornig: »Du hast dich sehr dumm verhalten. Gefährlich dumm! Und alles nur wegen eines kleinen Stückchens Brot. Die Kirche und ihre Vertreter sind überall gleich. Wer sich nicht zu dem allein seligmachenden katholischen Glauben bekennt, ist ein Ketzer, zumindest aber ein Sünder und damit ein Kandidat für das Fegefeuer. Ich möchte nicht wissen, was dieser Pfarrer täte, wenn er mein Feuermal sehen würde.«
    »Ja, Herrin, Ihr habt sicher recht.« Latif wirkte äußerst kleinlaut.
    »Und ich hatte schon in Erwägung gezogen, am Rande von Borbona ein kleines Haus zu beziehen und dort zurückgezogen zu leben. Aber daraus wird jetzt nichts. Wir müssen weiter, ehe dieser Pfarrer dich womöglich suchen lässt.«
    »Ja, Herrin.« Latif erhob sich ächzend.
    Wenig später hatte der Wald uns verschluckt.
     
    Wir zogen weiter und weiter, hinauf in die Berge des Apennin. Kleine Dörfer, die manchmal wie Adlerhorste an den Hängen klebten, luden ein zur Rast, aber wir waren vorsichtig und umgingen sie. Bauersfrauen, Kräutersammlerinnen und Schafhirten begegneten uns und fragten nach dem Woher und Wohin, wie es üblich ist in den Bergen. Von ihnen ging keine Gefahr aus. Für ihre Fragen hatten wir uns passende Erklärungen zurechtgelegt. Das Woher beantworteten wir stets mit der Nennung des zuletzt passierten Ortes, um dann anzufügen, wir hätten dort Luigi besucht. Da Luigi ein Name ist, der so häufig vorkommt wie Sand am Meer, lagen wir damit niemals falsch.
    »Luigi Tozzi?«, fragte einmal eine junge Milchmagd. »Sein Söhnchen sollte doch getauft werden? Ach, es ist zu schade, dass ich nicht dabei sein konnte.«
    »Ja, es war eine sehr schöne Feier«, sagte Latif und blickte ergriffen.
    »War Randolfo auch da?« Die Magd errötete zart, so dass man kein Hellseher sein musste, um zu erkennen, dass sie in diesen Randolfo verliebt war.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, »ist das so ein großer, kräftiger Bursche mit schwarzen Haaren?«
    »Nein, er ist rotblond. Wenn er da war, müsstet ihr ihn eigentlich gesehen haben.«
    Latif legte den Finger an seine gutgeformte Nase und sagte: »Lass mich überlegen. Wie war noch gleich dein Name?«
    »Anna.«
    »Anna, richtig! Ich glaube, er hat nach einer Anna gefragt.«
    »Wirklich?«
    »Ich will tot umfallen, wenn es nicht so war.« Latif kullerte mit den Augen.
    »Hier.« Die Milchmagd griff in ihre Kiepe und gab ihm ein handtellergroßes Stück Käse. »Für deine gute Nachricht.«
    »Ich danke dir und wünsche dir noch einen schönen Tag und angenehme Gedanken.«
    »Danke, danke, und alles Gute für euch.« Freudig ging sie ihrer Wege.
    Ein anderes Gespräch fand in der Nähe von Salmaregia statt, einem abgelegenen Dorf über einem fruchtbaren Tal. Ein Messerschleifer war es, der unseren abgelegenen Pfad kreuzte.
»Buongiorno«,
rief er uns entgegen, denn es war noch früh am Tag, und die Nebel an den Berghängen begannen sich eben erst zu lichten. »Was treibt ihr beide hier oben? Ihr seht nicht aus, als kämt ihr von hier?«
    »Wir kommen aus Gualdo«, sagte ich.
    »Gualdo, da will ich auch hin. Sagt mal, ist Giuseppe immer noch so krank? Als ich das letzte Mal dort war, lag er auf den Tod.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, und Latif ergänzte: »Immerhin haben wir einen langen Beerdigungszug gesehen. Es war sehr feierlich.«
    »Wir haben Luigi besucht«, sagte ich. »Luigi war nicht auf der Beerdigung.«
    »Hoho, das wundert mich nicht! Er und Giuseppe waren sich ihr Leben lang spinnefeind. Seit Luigi damals, ich glaube, es ist dreißig, nein, einunddreißig Jahre her, dass er Giuseppe die Sofia ausspannte und sie heiratete. Das ganze Dorf summte damals vor Aufregung wie ein Bienenstock, und fast hätte Giuseppe Luigi erschlagen. Na, es ging ja noch einmal gut. Und Giuseppe ist jetzt da, wo Sofia schon lange ist: im Reich unseres Schöpfers. Ja, ja, das Leben geht seltsame Wege. Dank euch, ihr beiden, für die gute Unterhaltung und Gott befohlen.«
    Vor Cese begegneten wir zwei verwegen aussehenden Kerlen, die uns misstrauisch beäugten. Sie saßen am Straßenrand, einer knackte Bucheckern, der andere reinigte sich mit der Messerspitze die Nägel. Mit einem kurzen Gruß wollten wir an ihnen vorbeigehen, aber der mit den Bucheckern sagte: »Ihr habt nicht zufällig was Anständiges zu beißen dabei? Immer nur Nüsse, das hält der beste Magen nicht aus.«
    Wohl oder übel blieben wir stehen. Latif griff in sein Bündel und holte ein irdenes Gefäß mit Oliven

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