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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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ich befürchtet. Nun, sie wird mir sicher auch von meiner Gemeinde gestellt werden, deshalb nützt das Drumherumreden nichts. Es ist so, dass ich, äh, sagen wir, manchmal zu offen sprach, wenn ich in Glaubensdingen anderer Meinung war. Der Bischof hat mir deshalb Gelegenheit gegeben, mich an einem einsamen Ort zu bewähren. Seine Wahl fiel auf San Martino.«
    Daraufhin schwiegen Latif und ich, aber wir dachten, dass wir es mit einem sehr ungewöhnlichen jungen Gottesmann zu tun hatten. Dass er so ehrlich zu uns war, sprach für ihn.
    »Nun«, sagte er, »so ist das. Aber alles, was uns auf Erden widerfährt, ist Gottes Wille, und Gottes Wille geschehe.« Er klappte das schwere Buch zu – es handelte sich um die Heilige Schrift – und stand auf. Dabei verzog er das Gesicht, als habe er Schmerzen.
    »Zwickt Euch irgendetwas, Bruder Sebastiano?«, fragte ich.
    »Leider, ja. Ich bin vorhin mit dem Fuß umgeknickt. Es schmerzt höllisch, äh …« Er lachte. »Das war wohl der falsche Ausdruck, ich meinte, es tut sehr weh. Aber ich denke, wenn ich noch ein wenig verweile und mich durch die Worte der Schrift erbauen lasse, wird es schon besser werden.«
    »Die Lektüre der Bibel hilft nicht immer«, sagte ich entschlossen. »Jedenfalls nicht direkt. In Eurem Fall dürfte ein fester Verband weitaus dienlicher sein. Setzt Euch wieder, ich will sehen, was ich für Euch tun kann.«
    Er gehorchte, und ich kniete mich vor ihn hin und untersuchte den Fuß. Die Verletzung war nicht sonderlich schwer. »Es ist nicht mehr als eine Verstauchung«, sagte ich. »So etwas ist in den Bergen nicht ungewöhnlich.« Dann wickelte ich stützende Leinenstreifen um das angeschwollene Gelenk.
    »Vergelt’s Gott!«
    »Gern geschehen. So wird Euch das Laufen leichter fallen. In San Martino solltet Ihr den Fuß kühlen. Stellt ihn einfach für eine Weile in kaltes Wasser. Kälte nimmt die Schmerzen, sogar, wenn sie höllisch sind.«
    Bruder Sebastiano lachte. Dann musterte er mich wieder mit seinem freundlichen Blick. »Für eine einfache Bauersfrau, die Ihr der Kleidung nach seid, sind Eure Worte sehr wohlgesetzt. Wer seid Ihr … Maria?«
    Ich antwortete: »Nehmt an, ich bin jemand, der gerne hilft und gut Verbände anlegen kann. Alles andere ist unwichtig.«
    »Da habt Ihr wahrscheinlich sogar recht.« Er nickte nachdenklich. »Was zählen schon Namen. Sie sagen nichts über einen Menschen aus. Nehmen wir den von Euch erwähnten Luigi. Es gibt viele Männer dieses Namens, gute und schlechte, junge und alte, arme und reiche. Ein Name besagt deshalb gar nichts.«
    »Wir müssen jetzt weiter«, sagte ich. »Wir würden Euch gern unseren Wanderstab geben, damit Ihr Euch darauf stützen könnt, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass wir ihn dringend brauchen.«
    »Nein«, widersprach Latif, »wir brauchen den Stock zwar dringend, aber Bruder Sebastiano braucht ihn dringender.« Er übergab ihm den Wanderstab.
    »Das kann ich nicht annehmen!«
    »Doch, nehmt ihn nur.«
    »Danke. Ihr seid ein ungewöhnlicher Mann – nicht nur den Körpermaßen nach.« Wieder blickte uns Bruder Sebastiano in der ihm eigenen freundlichen Art an. »Ich werde für Euch in der Kirche von San Martino beten.«
    »Oh, äh, Herr, das wird nicht nötig sein.«
    Ich beendete die für Latif peinliche Situation, indem ich abermals sagte, dass wir jetzt gehen müssten.
    »So geht mit Gott und nochmals Dank.« Bruder Sebastiano richtete sich zu voller Größe auf und schlug das Kreuz vor uns. Die Situation ließ mich insgeheim schmunzeln. Wer hätte je gedacht, dass mein glaubenstreuer Diener einmal von einem katholischen Gottesmann gesegnet würde!
    »Alles Gute für Euch«, sagte ich, »wir müssen weiter.«
    Wir verließen ihn und schritten kräftig aus, doch an der nächsten Wegbiegung sah ich zurück und erkannte, dass Bruder Sebastiano uns ebenfalls nachblickte.
    Er hob die Hand und winkte.
    Als er aus unserem Gesichtsfeld verschwunden war, sagte ich: »Es tut gut zu wissen, dass es auch menschliche Gottesmänner gibt – mit Überzeugungen, zu denen sie stehen.«
    »Ja«, sagte Latif, »er war ein freundlicher, wenn auch falschgläubiger Mann. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, Herrin, dass ich ihm den Wanderstab überließ?«
    »Nein, Latif, doch wir sollten trotzdem nicht nach San Martino gehen, sicher ist sicher.«
    »Ja, aber wohin gehen wir dann?«
    »Nach Forcella. Es liegt zwar noch höher in den Bergen, aber es ist bestimmt auch einsamer dort.«
    »Ich

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