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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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eingeführt haben«, sagte Dr. Wazobia.
    Wir erzählten Mister Hooverson, wir hätten unsererseits $5000 für die Bescheinigung aufgebracht und würden die restlichen $10 000 zahlen, wenn die Geldsendung eintraf.
    »Oh, sehr gut«, seufzte er.
    »Aber sie meinten, wir könnten nur einen Teil der Sendung ausgehändigt bekommen, solange ich den Rest nicht bezahle.«
    »Wie viel wäre das, … ein Teil der Sendung?«
    »Eine von zwei Truhen«, antwortete ich. »Das macht dann genau die Hälfte der 58 Millionen Dollar.«
    Ich sah, wie es in seinem Kopf rechnete. Die Hälfte von $58 Millionen war immer noch mehr als $25 Millionen.
    »Klingt mir einleuchtend«, sagte er und nickte. »Sobald wir die erste Truhe haben, können wir davon die zweite Truhe bezahlen, … und alle sind glücklich!«
    Ich griff in die Tasche und zog ein Kuvert mit Bargeld heraus. Ich zählte für alle gut sichtbar fünfzig Hundertdollarscheine vor und reichte sie Dr. Wazobia, der damit verschwand, um die Antiterrorgebühr zu bezahlen. Er sollte mit der Bescheinigung zurückkehren, die wir dann der Sicherheitsfirma vorlegen wollten. Darauf konnten wir die Truhe mit unseren Millionen in Empfang nehmen.
    Mister Hooverson und ich waren jetzt allein.
    »Wie geht es Ihrer Schwester?«, erkundigte er sich in äußerst besorgtem Ton.
    Meine Antwort zeichnete ein Bild, wie ich es mitleiderregender nicht erfinden konnte. Mister Hooversons Lippen entwichen Knurrtöne der unterschiedlichsten Art. Als ich schließlich fertig war, hielt er sich vor Betroffenheit die Brust. Sagte ich Denzel Washington? Nein, doch eher Eddie Murphy oder Al Pacino.
    »Wie schrecklich«, sagte er. »Wie außerordentlich schrecklich. Ich würde liebend gern kurz in Nigeria vorbeifliegen und sie besuchen, aber ich muss so bald wie möglich wieder in den USA sein. Ich habe ihn zu Hause gelassen.«
    Während er das sagte, griff er in seine Brieftasche, zog ein Foto heraus und reichte es mir. Ich starrte die muskulöse, pechschwarze Kreatur an.
    »Ist das Ihr Hund?«, fragte ich.
    Mister Hooverson blickte mich böse an, als hätte ich seine Mutter als Hermaphroditen bezeichnet. Seine Gesichtsfarbe wechselte von gekochtem Huhn zu Pavianhintern.
    »Nennen Sie ihn nicht einen Hund!«, bölkte er mit einer Wut, die nicht zum sonstigen Bild des guten Samariters passte. »Er heißt Kunta Kinte!«
    Mir schlug das Herz bis in den Hals. Rasch berechnete ich, wie viel Sprünge ich bis zur Tür brauchte.
    »Kunta Kinte hat viel durchmachen müssen«, sagte er mit deutlich milderer Stimme. »Er regt sich furchtbar auf, wenn ich nicht zu Hause bin. Meine neue Frau ist richtig gemein zu ihm. Sie will ihn einfach nicht in unserem Bett schlafen lassen.«
    Ich hielt immer noch mein Herz zwischen den Zähnen. Mein Geist war schon halb durch das finstere Tal gerast. Ich erinnerte mich an die ganzen Geschichten von Amerikanern, die auf einmal Pistolen aus Einkaufstüten rissen und anfingen, alles ringsum abzuknallen. Und nach dem, was ich aus dem Fernsehen wusste, hatte jeder Amerikaner mindestens eine Schusswaffe. Wenn Mister Hooverson nun seine Pistole mitgebracht hatte? Würde er mich erschießen, wenn er hier und jetzt herausfand, dass alles ein Schwindel war? Würde er sich hinterher selbst erschießen oder weiterleben und seine Aussage machen? Würde CNN oder die BBC von den Schüssen berichten? Oder die 21-Uhr-Nachrichten von NTA?
    Was würde meine Mutter sagen, wenn sie das sah? Ich saß wie erstarrt im Sessel und spürte, wie ich Gewicht verlor.
    Mister Hooverson erging sich in mehreren Geschichten über den Hund, beschrieb Kunta Kintes gute Eigenschaften, erinnerte sich mit Tränen in den Augen an den Tag, an dem er ihn verloren und später im Gartenschuppen gefunden hatte. Ich hörte mit Engelsgeduld zu, aber im Geiste hatte ich begonnen, den Köter mit großen Steinen zu bewerfen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Smalltalk war noch nie meine Stärke gewesen, doch ich beschloss, einen Versuch zu wagen.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte ich in der Hoffnung, damit ein erträglicheres Thema anzuschneiden.
    »Kunta Kinte ist mein einziges Kind«, erwiderte er zärtlich. »Ich freue mich nicht zuletzt deswegen auf dieses Geld, das jetzt kommt, weil ich ihm damit genug für ein sorgenfreies Leben hinterlassen kann, falls mir etwas zustoßen sollte. Ich denke an ein Treuhandvermögen in seinem Namen.«
    An diesem Punkt ließ Gott in seiner unendlichen Güte mein Handy klingeln. Es war Dr.

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