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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Dr. Wazobia. »Sie war zu lange hier drin. Aber ein bisschen ist noch übrig.« Er schwenkte die restliche Flüssigkeit in der Flasche herum.
    »Mal sehen, wie viel wir damit waschen können. Ich muss sie mit etwas Wasser verdünnen.«
    Wir folgten ihm ins Bad. Dr. Wazobia hielt die Flasche unter den laufenden Wasserhahn, legte ein paar schwarze Scheine ins Waschbecken und goss etwas von dem Flascheninhalt darüber.
    »Wow!«, machte Mister Hooverson.
    Die schwarze Farbe war abgewaschen und zurückgeblieben waren glänzende Dollarscheine. Nur die erste Lage dieser Scheine in der Truhe war echt. Die übrigen waren altes Zeitungspapier, geschwärzt und auf Dollargröße geschnitten. Wer mag der 419er gewesen sein, der sich als Erster diese vielverschlungenen Tricks und Finten ausgedacht hatte? Männer und Frauen waren für Leistungen in die Geschichte eingegangen, bei denen sie deutlich weniger Erfindungsgeist an den Tag gelegt hatten.
    Nachdem Dr. Wazobia ungefähr $1000 gewaschen hatte, ging die Flüssigkeit in der braunen Flasche aus.
    »Tut mir leid, mehr kann ich im Augenblick nicht für Sie tun«, sagte er. »Sie müssen beim Hersteller Nachschub bestellen. Eine volle Flasche dieser Größe kostet ungefähr 70 000 Dollar. Das dürfte mehr als genug sein, um das ganze Geld in dieser Truhe zu waschen.«
    Ich beobachtete Mister Hooverson aus dem Augenwinkel, um bereit zu sein, falls er tatsächlich eine Waffe zückte. Ich rechnete damit, dass ihn die Andeutung einer weiteren Zahlung wachrütteln würde.
    Aber keineswegs, das Geld, das er gesehen hatte, benebelte sein Hirn. Vor meinen Augen wurde Mister Hooverson ein Fall für die Anstalt. Er fing an zu zittern und blindlings durch den Raum zu laufen wie ein Schlafwandler. Er schob sich alle zehn Finger in den Mund.
    »Wir müssen diese Lösung besorgen. Wir müssen diese Lösung besorgen«, murmelte er. Sein Kopf fuhr hoch. »Wie lange dauert das?« Er spuckte ein Stück Fingernagel aus.
    »Die Lösung – mit der wir das Geld waschen können. Wie schnell können wir sie bekommen?«
    »Ach, die Lactimabase. Praktisch sofort. Gewöhnlich haben sie die im Werk auf Lager. Das meiste ist für die Zwecke von Interpol und FBI reserviert, aber ich habe meine Kontakte zum Hersteller.«
    »Wir müssen diese Lösung besorgen. Wir müssen diese Lösung besorgen«, wiederholte Mister Hooverson in einem fort.
    Plötzlich hatte Dr. Wazobia einen klugen Einfall.
    »Wie wär’s, wenn wir das Geld bei der Sicherheitsfirma liegen lassen, bis wir das Geld für die Lösung aufgetrieben haben?«
    Mister Hooversons Gesicht verriet, dass ihm der Vorschlag nicht besonders behagte. Einen Moment lang hörte er auf, Nägel zu kauen.
    »Das heißt, das nächste Mal, wenn wir die Lösung haben, müssen wir nur noch herkommen, uns die Schlüssel holen und die beiden Truhen mitnehmen?«, fragte Mister Hooverson.
    »Dann können Sie Ihren Anteil nehmen, und den Rest bewahren Sie auf Ihrem Konto für die Familie auf.« Dr. Wazobia deutete mit einer Kopfbewegung auf mich. »Aber zuerst müssen Sie diese Lösung besorgen.«
    Mister Hooverson ging wieder im Raum umher. Dann blieb er abrupt stehen.
    »Ich kann nicht genau sagen, wie lange es dauert«, meinte er. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Betrag auftreiben kann.«
    Ich stieß einen Protestlaut aus. Ich dachte daran, die Finger in meine Hemdbrust zu krallen, aber bezähmte mich. Ich durfte es nicht übertreiben.
    »Mister Hooverson, das kann ich nicht zulassen. Sie haben ohnehin schon so viel für meine Schwester und ihre Familie getan.«
    »Je eher wir dieses Geld haben, umso besser für uns alle«, gab er trocken zurück. Die Zeit des schönen Scheins war offensichtlich vorbei.
    Wir trennten uns vor dem Haus der Sicherheitsfirma, aber nicht ohne dass ich Mister Hooverson an mich zog und ihn abermals UN-reif in die Arme schloss.
    Cash Daddy hatte recht. Diese Weißen waren harmlos.

32

    Ich schlief so fest, dass ich erst, als die Passagiere in lauten Jubel ausbrachen, in die Wirklichkeit zurückkehrte und merkte, dass das Flugzeug in Port Harcourt gelandet war. Nigerianer klatschen immer, wenn ein internationaler Flug am heimischen Boden aufsetzt. Wer kann es uns verdenken? Bei der Vielzahl von Widrigkeiten, mit denen wir im Ausland zu kämpfen hatten, haben wir allen Grund zum Jubeln, wenn wir heil hin- und wieder zurückgekommen waren.
    Ich hatte die letzten Stunden in Amsterdam damit zugebracht, mich ständig nach Interpol

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