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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Vortag mehrmals angerufen. Sie wollte sich versichern, dass ich frühzeitig da sein würde. Sie wollte mich daran erinnern, dass ich meinen Camcorder mitnahm. Sie wollte mir mitteilen, wo wir uns hinterher alle versammelten, nur für den Fall, dass wir sie nicht sahen, bevor sie zur Immatrikulationsfeier ins Auditorium ging. Ihr Anruf heute Morgen hatte mich aus dem Schlaf gerissen.
    »Kings, du schläfst ja noch!«
    »Nein, … ich bin wach.«
    »Kings, bitte wach auf und mach dich fertig. Bis du hier bist, ist die Feier schon halb um.«
    Sie hatte offensichtlich keinen Begriff von der Leistung meines neuesten 5er-BMW . Wie dem auch sei, an diesem besonderen Tag ihres Lebens hatte meine Schwester das Recht, nervös zu sein. Mir war es am Tag der Abschlussfeier genauso gegangen.
    Dieses große Ereignis war mir immer noch so lebhaft im Gedächtnis, als ob es erst gestern gewesen wäre.
    Meine Mutter brachte den Abend davor damit zu, das Schlachten und Rupfen dreier ausgewachsener Hühner zu überwachen, vier Männerhemden den letzten Schliff zu geben und die Haare ihrer dreizehnjährigen Tochter zu flechten. Und doch stand sie schon in der Küche, als wir anderen am Morgen der Feier aufwachten, und das ganze Haus war von köstlichen Gerüchen erfüllt. Während sich meine Mutter den Geruch der Petroleumdämpfe vom Leib wusch, sang sie, so laut sie konnte, die ersten zwei Strophen von There Shall Be Showers of Blessing .
    Normalerweise hätte ich erwartet, dass meine Mutter diejenige sein würde, die weinte. Doch als ich aufstand, um meine Urkunde in Empfang zu nehmen, war nach ihrer Schilderung ihre einzige Reaktion gewesen, dass sie sich erhob und klatschte. Mein Vater dagegen hatte auf seinem Platz gesessen und sich die Augen gewischt. Ich war in der Großfamilie Ibe der Allererste aus der zweiten Generation mit einem Hochschulabschluss.
    Nach der Feier verließ ich das Auditorium und traf sie, wie vorher verabredet, unter dem Mangobaum vor dem Ärztezentrum der Universität. Tante Dimma wartete mit ihnen. Sie hatte darauf bestanden, zur Universität mitzukommen, statt später am Tag bei uns zu Hause aufzutauchen wie die anderen geladenen Gäste. Sobald sie mich kommen sahen, stürzten alle auf mich zu.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte mein Vater und schüttelte mir die Hand.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte meine Mutter und drückte mich an sich.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Ola, legte mir die Hände auf die Schultern und gab mir einen heiligen Kuss auf die Wange.
    Ola hatte ein todschickes blaues Kleid angehabt, das meine Mutter, wie sie mir später sagte, zu kurz fand.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Charity, schlang die Arme um meine Taille und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagten Godfrey und Eugene, die Augen auf die Kühlbehälter mit Essen gerichtet, die bald geöffnet werden sollten.
    »Herr Chemie-Ingenieur«, sagte Tante Dimma, schloss mich in die Arme und kniff mir in die Wange.
    Wir aßen. Leute, die ich kannte, und viele, die ich nicht kannte, kamen vorbei, und meine Mutter tat ihnen aus den Kühlbehältern zu essen auf. Die Gesamtkosten für die Feier des Tages hatten dem Budget meiner Eltern einen schweren Schlag versetzt und ihm beide Beine gebrochen, aber das machte ihnen nichts aus. Mit meinem Abgang von der Universität sollte in ihrem Leben ein neuer Tag anbrechen.
    Glücklicherweise lagen die Dinge diesmal anders. Dafür hatte ich gesorgt. Finanzen waren das Letzte, worüber sich meine Familie bei den Vorbereitungen von Charitys Immatrikulation Sorgen machen musste.
    Wir hätten Charity in der Menschenmenge niemals gefunden. Überall waren Köpfe. Nach der Feier begaben sich meine Mutter, Tante Dimma und ich zum verabredeten Treffpunkt am Parkplatz und warteten. Es dauerte nicht lange, bis Charity zu uns stieß. Sie, meine Mutter und Tante Dimma vollführten ihr Umarmungsritual.
    »Hmm, … Charity, du bist jetzt eine richtige Frau!«, erklärte Tante Dimma. »Du siehst sooooo schön aus.«
    »Danke«, sagte Charity und errötete. In ihrem dunkelgrünen Kostüm von River Island und ihren schwarzen High Heels von Gucci sah Charity definitiv scharf aus. Ich hatte sie eigens für diesen Tag vom Scheitel bis zur Sohle eingekleidet. Meiner Schwester sollte es nicht passieren, dass irgendein Angeber daherkam und ihr mit Gucci den Kopf verdrehte.
    »Habt ihr mich gesehen?«, fragte Charity.
    Wir hatten sie unter den frischgebackenen Studenten

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