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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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mit den Haushaltshilfen schimpfte.
    »Was hast du mit den ganzen Heften gemacht?«, fragte sie erneut und griff nach der Tasche, die an seiner Schulter hing.
    Onkel Boniface wurde vor Schreck dunkelrot.
    Meine Mutter öffnete die Tasche und packte seine Bücher aus. Drei lose Blätter fielen zu Boden. Sie hob sie auf und begann zu lesen. Von Zeile zu Zeile wurden ihre Augen größer.
    »Was ist das?«
    Sie hob den Blick, um Onkel Boniface anzusehen, und las wieder weiter. Dann fragte sie mich: »Kings, was ist das?«
    Ich war gerade dabei, die letzten Reste einer Fleischpastete zu verdrücken. Mein Mund gefror, als ich erkannte, was sie in der Hand hatte. Meine Mutter ließ die Schultasche fallen und knallte die Blätter auf den Tisch in der Mitte des Zimmers. Mir blieb ein dicker Klumpen Teig im Hals stecken.
    »Kings, seit wann schreibst du Liebesbriefe? Sag es mir. Seit wann? Wieso? Was ist das hier?«
    Ich konnte ihr Entsetzen verstehen. Mutter war nicht die frommste Katholikin, aber sie gab sich wirklich Mühe. Sie legte mir ihre Hände über die Augen, wenn sich im Fernsehen ein Mann und eine Frau küssten. Sie schickte mich ins Kinderzimmer, wann immer sie das Gefühl hatte, dass die beiden vermutlich gleich Sex miteinander haben würden. Als ich ihr einmal von einem Mädchen aus meiner Klasse erzählte, das unheimlich schön war, fuhr sie mir über den Mund und befahl mir, nie wieder solchen Unsinn zu reden. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was für entsetzliche Gedanken ihr durch den Kopf gingen, während sie sich fragte, wieso und warum ich plötzlich darauf verfiel, echte Liebesbriefe zu schreiben.
    »Wer hat dir beigebracht, Liebesbriefe zu schreiben?«, fragte sie. »Boniface, was stellst du mit meinem Sohn an? Und sag mir jetzt endlich, was das hier ist!«
    Bei jeder Frage drehte sie ihren Kopf so, dass sie den von uns ansah, von dem sie eine Antwort wollte. Als weder ich noch Onkel Boniface den Mund aufmachte, sprach meine Mutter ihr Urteil.
    »Kingsley, knie dich mit dem Gesicht zur Wand auf den Fußboden und hebe beide Hände über den Kopf.«
    Eifrig bestrebt, Reue zu zeigen, beeilte ich mich, meine Strafe anzutreten.
    »Und lass dich nicht dabei erwischen, dass sich deine Hände berühren«, rief sie mir nach.
    Ich kniete mich neben den Tisch im Esszimmer und führte ihre Befehle genauestens aus. Dann hörte ich ein Klatschen. Ihre Hand war in Onkel Bonifaces Gesicht gelandet.
    »Jiiieee!«
    »Du willst meinem Sohn also beibringen, ein Taugenichts zu werden, ja?«
    Es klatschte wieder.
    »Auuuuu!«
    »Du willst, dass er genauso nutzlos wird wie du?« Abermals ein Klatschen. Und dann noch einmal und noch einmal. Da ich wusste, wie meine Mutter sonst mit Haushaltshilfen umsprang, die sich nicht benehmen konnten, ahnte ich, dass sie die Hand fest in seine Hemdbrust gekrallt hatte, damit er nicht weglaufen konnte.
    »Mama Kingsley, biiitttteeee!«
    »Keine Sorge!«, antwortete sie ruhig, aber ein wenig atemlos. »Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du Narben davontragen, die dich bis ans Ende deiner Tage mahnen, nie wieder deinen schlechten Einfluss auf meinen Sohn auszuüben.«
    An diesem Punkt musste er sich ihrem Griff entwunden haben und um sein liebes Leben gerannt sein. Sie jagte ihn in die Küche und wieder hinaus. Ich wagte einen kurzen Blick und sah, dass sie sich mit einem Besen bewaffnet hatte. Mit der Geschicklichkeit einer Zehnkämpferin jagte sie ihn durchs Wohnzimmer und trieb ihn zwischen dem Fernseher und Vaters Sessel in die Enge. Dort drosch sie auf ihn ein, bis mein Vater aus dem Schlafzimmer kam.
    »Augustina, es reicht«, sagte er. »Lass dich von diesem schwarzen Schaf nicht fertigmachen. Lass ihn laufen.«
    Sie ließ ihr heulendes Opfer in der Ecke zurück und folgte meinem Vater ins Schlafzimmer. Es dauerte nicht lange, dann kam er wieder heraus.
    »Kingsley«, rief er. »Komm her.«
    Ich tat wie geheißen. Ich wusste, dass meine Mutter ihm das bisschen, was sie wusste, berichtet hatte, und dass er mich nun auffordern würde, meine Sachen zu packen und sein Haus zu verlassen. Im Schlafzimmer saß meine Mutter auf dem Bett und machte ein Gesicht, als wäre jemand gestorben.
    »Wie bist du dazu gekommen, für Boniface einen Liebesbrief zu schreiben?«, fragte mein Vater.
    Ich erstattete Bericht über meine kleine, unbedeutende Rolle in dem Fiasko. Bei jedem neuen Detail wurde das Gesicht meines Vaters wütender und wurden die Augen meiner Mutter größer.
    »Zieh die Hose

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